Berufliche Vorsorge: Finanzielle Lage der Vorsorgeeinrichtungen im Jahr 2007

Bern, 19.12.2008 - Der Bundesrat hat den jährlichen Bericht des Bundesamtes für Sozialversicherungen über die finanzielle Lage der Vorsorgeeinrichtungen und der Lebensversicherer in der beruflichen Vorsorge zur Kenntnis genommen. Im Jahr 2007 hat sich die finanzielle Lage der Vorsorgeeinrichtungen aufgrund der Eintrübung an den Finanzmärkten leicht verschlechtert. Die Zahl der Kassen in Unterdeckung ist leicht angestiegen.

Der Bericht zur finanziellen Lage der Vorsorgeeinrichtungen basiert auf einer Erhebung des Bundesamts für Sozialversicherungen BSV bei den Aufsichtsbehörden der beruflichen Vorsorge. Die Auswertung zeigt, dass sich Ende 2007 78 Kassen oder 4.2% in Unterdeckung befanden. Im Vorjahr waren 72 Kassen von einer Unterdeckung betroffen. Die gesamte Unterdeckungssumme belief sich per 31. Dezember 2007 auf rund 17.1 Mrd. Franken.

Der grösste Teil der Unterdeckungssumme betraf Kassen mit Staatsgarantie. Deren Fehlbetrag stieg gegenüber dem Vorjahr um 700 Millionen Franken auf aktuell 15.8 Milliarden. Bei vielen von ihnen muss berücksichtigt werden, dass sie einen Deckungsgrad unter 100% aufweisen, weil sie nie vollständig ausfinanziert wurden. Die Auswertung der Performancedaten zeigt, dass die durchschnittliche erwartete Rendite dieser Kassen über der Rendite liegt, die nötig ist, um den Deckungsgrad konstant zu halten. Langfristig ist so in der Tendenz mit einem Anstieg der Deckungsgrade zu rechnen.

Bei den Kassen ohne Staatsgarantie betrug die Unterdeckung Ende 2007 noch rund 1.3 Milliarden Franken, gegenüber 2 Milliarden Franken im Vorjahr. Diese Abnahme ist ausschliesslich auf eine Verbesserung bei der Pensionskasse SBB zurückzuführen.

Die Erfolgsrechnungen der 12 Lebensversicherungsgesellschaften in der beruflichen Vorsorge zeigen im Jahr 2007 ein im Vergleich zum Vorjahr konstantes technisches Ergebnis. Dies ist vor allem auf die Kostendisziplin und ein verbessertes Ergebnis aus dem Risikoprozess zurückzuführen. Die Lebensversicherer dürfen keine Unterdeckung aufweisen, weshalb sie stärker in risikoarme Anlagen investieren. Sie dürften deshalb auch von der aktuellen Finanzmarktkrise weniger stark betroffen sein. 

Anhaltspunkte zur aktuellen Situation der 2. Säule

Beim Bericht zur finanziellen Lage der Vorsorgeeinrichtungen handelt es sich um eine aussagekräftige Vollerhebung, basierend auf testierten und von den Revisionsstellen geprüften Daten der Vorsorgeeinrichtungen per Ende 2007. Die aktuelle Situation der Kassen, die wegen der Finanzkrise von besonderem Interesse ist, kann hingegen nur aufgrund von Stichprobenschätzungen beurteilt werden, wobei die Volatilität der Märkte im Moment ungewöhnlich hoch ist. Generell dürfte sich die Situation im Jahr 2008 deutlich verschlechtert haben.

Bei den privatrechtlichen Kassen betrug der durchschnittliche Deckungsgrad per Ende 2007 rund 116%. Der Pictet-BVG-25-Index ist bis Ende November 2008 um rund 8% gefallen. Weiter ist zu berücksichtigen, dass die Kassen eine Rendite von rund 4% pro Jahr benötigen, nur um den Deckungsgrad konstant halten zu können. Bei einem durchschnittlichen Deckungsgrad von rund 103% bis 104% dürfte der Anteil der Kassen in Unterdeckung schätzungsweise rund 30% bis 50% betragen. Dieser Anteil kann wegen der hohen Marktvolatilität schnell zu- oder abnehmen.

Zum heutigen Zeitpunkt ist die Lage vergleichbar mit der Situation per Ende 2002. Die Einrichtungen der beruflichen Vorsorge haben einen langfristigen Anlagehorizont. Die im Jahr 2004 verabschiedeten Sanierungsmassnahmen bilden im Allgemeinen ein genügendes Instrumentarium, um mit den aktuellen Unterdeckungen fertig werden zu können.

Die markante Verschlechterung der Situation bedeutet nicht, dass die Leistungen der Kassen akut gefährdet sind. Die Risiken in der beruflichen Vorsorge unterscheiden sich stark von den Risiken im Bankensystem. Die Kassen führen ihr Liquiditätsmanagement beispielsweise autonom durch und sind diesbezüglich nicht auf Ausleihungen anderer Kassen angewiesen. Ein systemisches Risiko, eine Art “Ansteckungsgefahr“, existiert deshalb nicht.


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Bereich Finanzierung und Systementwicklung Berufliche Vorsorge
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