Studie über Schienen-Kapazitäten im Grossraum Basel liegt vor

Bern, 09.12.2008 - Im Raum Basel sind bis zur Eröffnung des Gotthard-Basistunnels (2017) keine Engpässe im Schienenverkehr zu erwarten. Die in den beteiligten Staaten hierzu bereits geplanten Infrastrukturausbauten sind dazu eine Voraussetzung. Dies sind die Erkenntnisse des länderübergreifenden Ausschusses „Trinationale Langfristplanung Basel“. Die Situation für den anschliessenden Zeitraum bis 2030 muss weiter konkretisiert werden, namentlich im Güter- und Regionalverkehr. Die drei Länder werden die Entwicklung weiter beobachten.

Der alpenquerende Schienenverkehr konzentriert sich auf die vier Achsen Mont Cenis (Lyon- Turin), Lötschberg–Simplon, Gotthard und Brenner. Auf diesen Achsen wird der Schienenverkehr in den kommenden Jahrzehnten stark zunehmen. Studien kommen zum Schluss, dass der Personenverkehr bis 2030 um bis zu 75 Prozent wachsen wird. Der Güterverkehr soll im gleichen Zeitraum um 70 Prozent wachsen.

Ein spezieller Augenmerk gilt dabei dem Raum Basel. Dort bündeln sich die Verkehrsströme, und im dicht besiedelten Gebiet herrscht ein grosser Bedarf an einem gut ausgebauten Personennahverkehr.

Gibt es Engpässe?

Im Jahr 2003 setzten Deutschland, Frankreich und die Schweiz einen Ausschuss mit dem Titel „Trinationale Langfristplanung Basel“ (TLB) ein. Der Ausschuss hatte das Ziel, die Verkehrsentwicklung in den nächsten 25 Jahren im Dreiländereck Basel zu untersuchen und zu klären, ob die Kapazitäten der Schienennetze ausreichen oder ob Ausbauten nötig sind.
Nachdem in einem ersten Schritt die verschiedenen bisherigen Verkehrsprognosen harmonisiert worden waren, sind mittlerweile die Analysen der Kapazitäten und Engpässe abgeschlossen. Den entsprechenden Bericht hat der Lenkungsausschuss am 8. Dezember 2008 zur Kenntnis genommen. Nach dem Vergleich der erwarteten Nachfrage mit den Kapazitäten in den drei Ländern kommt der Ausschuss zu folgenden Schlüssen:

  • In Deutschland kann die Verkehrszunahme dank dem Ausbau der Rheintalbahn auf vier Spuren bewältigt werden. Die Situation muss weiter konkretisiert werden, sobald eine fahrplangenaue Angebotsplanung für den Personenverkehr vorliegt.
  • In Frankreich können in allen Szenarien die Probleme mit den ermittelten Engpässen mittels der laufenden Netzausbauten und mit temporären betrieblichen Massnahmen gelöst werden. Die Linie Mulhouse-Basel wird vertieft untersucht, um die Notwendigkeit und die Art der Massnahmen zu bestimmen, die aufgrund der angenommenen Entwicklung im Schienenpersonen- und -güterverkehr realisiert werden sollen.
  • In der Schweiz sind in den nächsten Jahren Infrastrukturausbauten aus der Leistungsvereinbarung zwischen Bund und SBB sowie aus dem ZEB-Kernangebot geplant. Diese Ausbauten sowie weitere bauliche und betriebliche Massnahmen ermöglichen es in allen Szenarien, den Verkehr bis Inbetriebnahme des Gotthard-Basistunnels  zu bewältigen, allerdings nur mit betrieblichen Einschränkungen.
    Mit den Plänen für einen Ausbau der Regio-S-Bahn Basel und dem prognostizierten Zuwachs beim Güterverkehr kann der Verkehr bis 2030 ohne weitere Infrastruktur-Ausbauten nicht bewältigt werden. Entsprechende Massnahmen wie zum Beispiel ein neuer Jura-Durchstich sind im Rahmen von ZEB2 zu prüfen.

Im Raum Basel stehen bei der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels im Jahr 2017 genügend Kapazitäten zur Verfügung. Vorerst braucht es keine länderübergreifenden Massnahmen.
Die Untersuchung zeigt, dass längerfristig die Belastungsgrenzen des Schienen-Netzes erreicht werden. Wann sie überschritten werden, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören etwa die Nachfrage sowie Zusatzangebote im Güter- und Personenverkehr. Eine wichtige Rolle spielt auch die Frage, ob die Neubaustrecke Lyon-Turin oder der Brenner-Basistunnel in absehbarer Zukunft realisiert werden.

Nach heutigem Kenntnisstand besteht kein unmittelbarer Bedarf nach einem Bypass im Raume Basel. Die Frage nach einer künftigen Notwendigkeit eines Bypasses kann heute nicht eindeutig beantwortet werden. Noch sind zu viele Fragen offen.

Beobachtungsphase 5 bis 7 Jahre

Der Zeitraum der nächsten 5 bis 7 Jahren soll genutzt werden, um die Entwicklung zu verfolgen. Bis zu diesem Zeitpunkt sollen die drei Länder ihre laufenden, nationalen Planungsarbeiten vorantreiben. So entstehen Grundlagen für eine verlässlichere Abschätzung der Kapazitäten. Nach Ablauf der Beobachtungsphase werden die Ministerien der drei Staaten aufgrund der neuen Fakten entscheiden, ob die TLB-Planungen wieder aufgenommen werden.

Dem Ausschuss TLB gehören neben Vertretern der Verkehrsministerien der drei Staaten auch Vertreter aus Baden-Württemberg, dem Elsass und der Nordwestschweiz an. Mit dabei sind auch die grössten Bahn-Infrastrukturgesellschaften der drei Länder. Die Leitung des Gremiums hat das Schweizer Bundesamt für Verkehr unter Vizedirektor Toni Eder inne.


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