Schweizer Holz aus umweltgerechter Produktion: Zwei Labels stehen zur Wahl

Bern, 04.12.2000 - Holz aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung soll für Konsumentinnen und Konsumenten als solches erkennbar sein. In der Schweiz bestehen mit FSC und Q-Label zwei Zertifizierungssysteme, die jetzt in einem ausgedehnten Feldversuch getestet und verglichen wurden. Das Fazit: Beide Labels sind anwendbar und können nebeneinander bestehen. Philippe Roch, Direktor des Bundesamtes für Umwelt, Wald und Landschaft, hat am Montag im internationalen Haus der Umwelt in Genf anlässlich der Zertifizierung von 1500 Hektaren Genfer Gemeinde- und Kantonswald die Resultate der Paralleluntersuchung vorgestellt.

Die in der Schweiz bestehenden Systeme FSC und Q-Label (siehe Kasten) sind bezüglich Verfahren und Aussagen zwar unterschiedlich, verfolgen aber ein gemeinsames Ziel: Beide bestätigen die umweltgerechte Produktion des Holzes. Dabei dienen die "Nationalen Standards für die Waldzertifizierung in der Schweiz" beiden Systemen als Referenz. Diese Standards definieren die Anforderungen an die Waldbewirtschaftung, die bei Waldzertifizierungen gestellt werden sollen. Sie wurden 1999 durch Verbände und Organisationen und mit Unterstützung durch das BUWAL definiert. Die Standards ersetzen keine Gesetze oder Verordnungen, aber sie ergänzen sie.

In zwei Testgebieten mit insgesamt rund 10'000 ha Waldfläche (31 öffentliche und 158 private Waldbesitzer) wurde 1999/2000 mit beiden Systemen eine Parallelzertifizierung durchgeführt. In diesen Pilotprojekten wurden die Verfahren getestet und die Anwendung der nationalen Standards geprüft. Es wurde auch untersucht, ob Q-Label und FSC besser aufeinander abgestimmt werden können.

FSC und Q-Label etabliert

Die wichtigsten Ergebnisse des Pilotprojektes sind: Beide Systeme sind in der Schweiz anwendbar und praktikabel. Sie sind in etwa gleichwertig, sagen allerdings nicht durchwegs das Gleiche aus: Das FSC-Label kommuniziert, dass das Holz umwelt- und sozialgerecht produziert wurde; darüber hinaus nimmt FSC Bezug auf den internationalen Schutz der Wälder. Das Q-Label dokumentiert die umweltfreundliche Produktion des Holzes, macht Aussagen zur Verarbeitung des Holzes und betont die Schweizer Herkunft.

FSC und Q-Label haben sich so weit etabliert, dass sie in Zukunft nebeneinander existieren werden. Technische Verbesserungen sind noch möglich: Eine gemeinsame Arbeitsgruppe wird die Einhaltung der Standards überwachen und Massnahmen zu Vereinfachungen der Verfahren, insbesondere bei Doppelzertifizierungen, vorschlagen. Auf dieser Basis können beide Zertifizierungsverfahren und Labels in Zukunft besser kommuniziert werden.

Zertifizierung erfolgreich in der Schweiz

Die Waldzertifizierung macht in der Schweiz rasche Fortschritte. Es wird geschätzt, dass bis Ende 2000 insgesamt rund 95‘000 ha zertifiziert sein werden: rund 40‘000 ha mit beiden Labeln, rund 10‘000 ha nach Q-Label und rund 45‘000 ha nach FSC. Der Kanton Genf und vier seiner Gemeinden (Genf, Onex, Versoix und Veyrier) haben heute gemeinsam 1500 Hektaren Wald nach dem FSC-Label zertifiziert. Vertreter der Gemeinden, des Kantons, der Umweltschutz-Organisationen, des Umweltprogramms der Vereinigten Nationen (UNEP) und des Bundesamtes für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) haben sich im Internationalen Haus der Umwelt zu einem runden Tisch über die Waldzertifizierung getroffen.

Das Potenzial an zertifiziertem Rundholz (ohne Energieholz) dürfte bis Ende Jahr schätzungsweise 500'000 m3 erreichen, d.h. ca. 10% der jährlichen Holzernte. Wieviel von diesem Holz in Form von zertifizierten Holzprodukten auf den Markt kommen wird, ist weitgehend unbekannt. Übersichten über die Marktanteile von zertifiziertem Holz bestehen noch nicht. Die wirtschaftliche Bedeutung von zertifiziertem Holz ist zur Zeit noch marginal, dürfte aber zunehmen.

Keine Diskriminierung von Produkten aus andern Ländern

Das BUWAL und die beteiligten Verbände und Organisationen sind der Überzeugung, dass Labels für Holzprodukte auf Freiwilligkeit beruhen sollen, internationale Handelsabkommen respektieren müssen und nicht zur Diskriminierung von Produkten aus anderen Ländern, Regionen oder Kontinenten führen dürfen. Die Schweizer Erfahrungen mit Zertifizierung und Labels sollen in die internationalen Bemühungen einfliessen, den Prinzipien der nachhaltigen Waldbewirtschaftung weltweit zum Durchbruch zu verhelfen.

FSC

Der Forest Stewardship Council (FSC) wurde 1993 von Vertretern der Wald- und Holzwirtschaft, der Umweltverbände und indigener Völker gegründet. Der FSC vergibt an nationale Zertifizierungsstellen das Recht, Holz aus naturnah bewirtschafteten Wäldern im eigenen Land mit dem FSC-Label auszuzeichnen. Die Standards, die dazu erfüllt werden müssen, sind auf der Basis der generellen Prinzipien und Kriterien für eine naturgerechte und sozialverträgliche Waldwirtschaft des FSC zu formulieren, und zwar auf nationaler Ebene und im Konsens aller an Wald und Holz interessierten Kreise. Die "Nationalen Standards" dienen als vorläufige Grundlage für FSC- Zertifizierungen in der Schweiz.

Q-Label

Auf der Basis von ISO-Normen und in Ergänzung zur geltenden Waldgesetzgebung haben Wald- und Holzwirtschaft ein Zertifizierungs-System entwickelt und im Rahmen des Q-Labels (Swiss Quality/Agro Marketing Suisse) kommuniziert. Zudem ist das Q-Label im Rahmen von PEFC (Paneuropäische Waldzertifizierung) akkreditiert. Die ISO ist die wichtigste internationale Organisation für Industrienormen. Zu ihren Hauptzielen gehört die Qualitätssicherung bei Industrieprodukten (ISO 9‘000-Serie). Es werden auch ökologische Aspekte einbezogen (Umweltmanagement, ISO-14‘000-Serie). Der ISO-Ansatz bezieht sich auf die Betriebsabläufe, die unter Umweltgesichtspunkten gestaltet und ständig verbessert werden sollen. Das Anforderungsniveau, das gemäss Q-Label von den Betrieben definiert wird, soll sich ebenfalls nach den nationalen Standards ausrichten.

Nationale Standards

Die "Nationalen Standards" sind breit abgestützt. Sie berücksichtigen sowohl die gesamteuropäischen Kriterien der Ministerkonferenz zum Schutz der Wälder in Europa (Helsinki-Kriterien) als auch die Prinzipien des FSC. Sie sind dazu geeignet, ein gemeinsames ökologisches Dach über die bestehenden Systeme Q-Label und FSC zu bilden.

Strenger als das schweizerische Waldgesetz sind die Standards vor allem bezüglich des Anbaus von fremden Baumarten, des Stehenlassens von abgestorbenen Bäumen und der Ausscheidung von Waldreservaten. Beispielsweise verpflichten sich die Waldeigentümer, 10% der zu zertifizierenden Fläche als Waldreservate bzw. als Naturvorrangfläche auszuscheiden.


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Bundesamt für Umwelt BAFU
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