Einheimische Bachforelle gegen amerikanische Regenbogenforelle: Fangrückgänge nicht mit Einsatz von fremden Forellen kompensieren

Bern, 08.12.2000 - In den letzten zehn Jahren ist der Fang von Bachforellen in der Schweiz um rund 50% zurückgegangen. Ein Teil der Angler will Regenbogenforellen aus Nordamerika einsetzen, damit sie wieder mehr Fische fangen. Die starke Vermehrung der Regenbogenforelle gefährdet aber den Bestand der Bachforelle zusätzlich. Aus diesem Grund gelten in der Schweiz Einschränkungen für den Einsatz von Regenbogenforellen. Diese Regelung wird vom Bund, den meisten Kantonen und den Umweltverbänden unterstützt. Alle an den Bodensee grenzenden Regionen - ausser Vorarlberg - verzichten auf den Einsatz von Regenbogenforellen. Die Fischer machen ihren Standpunkt in einer Kundgebung am 9. Dezember geltend.

Die Bestände der Bachforelle haben in den letzten zehn Jahren massiv abgenommen, die Fischer beklagen Fangrückgänge von rund 50%. Weil neuartige chemische Stoffe und die Ausbreitung einer Nierenkrankheit die einheimischen Bachforellen gefährden, stellte sich die Frage, ob ersatzweise eine "resistentere" Fischart, wie die aus Nordamerika stam- mende Regenbogenforelle, eingesetzt werden soll.

Haltung des Bundes

Der Bund lehnt den Einsatz von Forellen aus Nordamerika ab. Er will im Sinne von nachhaltig wirksamen Lösungen, dass die schädlichen Ursachen beseitigt werden und nicht Symptombehandlung betrieben wird. Diese Haltung wird von einer klaren Mehrheit der Kantone und von den Umweltverbänden gestützt. Der Schweizerische Fischerei- Verband und wenige Kantone befürworten jedoch einen Einsatz von Regenbogenforellen auch in offenen Gewässern, sofern ungünstige Lebensraumverhältnisse vorliegen. Kontroverse Meinungen herrschen auch unter den Fischern selbst: Eine repräsentative Meinungsumfrage zeigte, dass fast die Hälfte der Angler die geltende restriktive Regelung für den Regenbogenforellen-Einsatz beibehalten oder sogar verschärfen will.

Nachhaltigkeit statt Symptombekämpfung

Regenbogenforellen sollen nicht in offene Gewässersysteme eingesetzt werden, weil sie von dort in Gewässer mit Bachforellen einwandern können. Beide Forellenarten nutzen ähnliche Nischen, wodurch Konkurrenzprobleme entstehen. Zwar kam die Regenbogen- forelle bereits vor rund 100 Jahren von Nordamerika nach Europa und wurde zum häufigsten Speisefisch der Fischzüchter, doch eine erfolgreiche Fortpflanzung in freien Gewässern wird erst seit rund 20 Jahren im Rheintal und anderen Fliessgewässern festgestellt. Das Verbot des Bundes für Regenbogenforellen-Einsätze in freien Gewässern orientiert sich am Vorsorgeprinzip. Diese Politik wurde in einem im September gefällten Rekursentscheid des UVEK zum umstrittenen Regenbogenforellen-Einsatz im Alpenrhein bestätigt.

Rechtliche Regelung in der Schweiz

Seit 1994 gelten in den schweizerischen Gewässern Einschränkungen für den Einsatz von Regenbogenforellen. Erlaubte Einsatzgebiete sind Fischzucht- und Fischhälterungs- anlagen sowie Bergseen und alpine Stauseen ohne Abwanderungsmöglichkeit. Ab dem Jahr 2001 dürfen Regenbogenforellen auch in Anglerteiche (geschlossene, speziell der Angelfischerei gewidmete Teiche) eingesetzt werden.

Isolierte Position von Vorarlberg im Bodenseeraum

Im Rahmen der Fischerei im Bodensee und seinen Zuflüssen erfolgt eine enge internationale Zusammenarbeit. Die beteiligten Länder Baden-Württemberg, Bayern, Fürstentum Liechtenstein sowie die Kantone Thurgau, St. Gallen und Graubünden setzen keine Regenbogenforellen mehr in die Bodenseezuflüsse ein, um die Konkurrenz zwischen Bach- und Seeforellen zu minimieren; einzige Ausnahme macht Vorarlberg. Dies führt im österreichisch-schweizerischen Grenzgebiet des Alpenrheins zu einer schwierigen Situation der fischereilichen Bewirtschaftung. Problematisch sind dabei nicht nur die ungleichen Besatzvorschriften an den beiden Ufern, sondern auch die Tatsache, dass von Österreich keine offiziellen Angaben über Mengen, Alter und Gesundheit der eingesetzten Fische vorliegen.

Der Kanton Graubünden hat mit dem kürzlichen Bau eines Fischpasses bei Reichenau den Vorder- und Hinterrhein für aufsteigende Bodensee-Seeforellen wieder geöffnet. Um die Anstrengungen zur Förderung der einheimischen Fischarten nicht zu gefährden, ist ein Einsatz von Regenbogenforellen im Alpenrhein unerwünscht.



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