Swissmedic: Risiken und Konsequenzen eines grossflächigen Isofluran-Einsatzes bei der Ferkel-Kastration

Bern, 27.11.2008 - Pro Jahr werden in der Schweiz rund 1.3 Millionen männliche Ferkel kastriert. Die bisher gängige Methode der Ferkelkastration ohne Schmerzausschaltung wird ab 2010 verboten. Eine Möglichkeit zur Schmerzausschaltung bei der chirurgischen Kastration ist der Einsatz des Anästhesiegases Isofluran. Aufgrund der aktuellen Diskussion und des breiten Interesses informiert das Schweizerische Heilmittelinstitut Swissmedic über Konsequenzen und Risiken, die aus einem grossflächigen Einsatz von Isofluran resultieren können.

Bei der vorgesehenen Methode sollen mobile Narkosegeräte zum Einsatz kommen. Die Ferkel atmen das Isofluran während rund zwei Minuten über eine Gesichtsmaske ein. Sobald sie betäubt sind, können sie kastriert werden. Isofluran ist bei fachgerechtem Einsatz ein verlässliches und sicheres Narkotikum. Es stellt aber bei der Anwendung besondere Anforderungen an die Überwachung der Tiere, die Geräte und die Sachkenntnis der anwendenden Person. Isofluran ist ein verschreibungspflichtiges Arzneimittel und darf nur gegen ärztliches Rezept oder durch den Tierarzt abgegeben werden. Isofluran verfügt über eine geringe schmerzausschaltende Wirkung und dies kurzzeitig während der Dauer der Anästhesie. Aus diesem Grunde wird von Fachkreisen der Einsatz von Isofluran nur gemeinsam mit einem injizierbaren Schmerzmittel empfohlen.

Bereits geringfügige Abweichungen des Isoflurangehaltes in der Atemluft während der Narkose führen zu starken Schwankungen der Narkosetiefe. Ausserdem kann unter bestimmten Umständen Kohlenmonoxid entstehen. Swissmedic weist darauf hin, dass die Bedienung eines Narkosegeräts eine entsprechende medizinische Fachkenntnis erfordert.

Darüber hinaus muss während der Anwendung die Körpertemperatur der Ferkel überwacht werden, da beim Einsatz von Isofluran bei kleineren Tieren sehr schnell eine Unterkühlung auftreten kann. Weitere bekannte Risiken sind eine herabgesetzte Atmung, ein verlangsamter Herzschlag und starker Blutdruckabfall.

Isofluran ist sehr leicht flüchtig. Die Räume, in denen Isofluran eingesetzt wird, müssen darum gut belüftet sein und sollten mit einem aktiven Abzug ausgerüstet sein. Bei der Befüllung des Narkosegerätes und dem Umfüllen von Isofluran muss darauf geachtet werden, dass kein entwichenes Narkosegas eingeatmet werden kann. Beim Transport von Isofluran in mobilen Narkosegeräten in Personenwagen können ausserdem weitere Risiken entstehen.

Isofluran kann zudem einen schädigenden Einfluss auf das Klima haben. Es ist für die Zerstörung der Ozonschicht mit verantwortlich und ausserdem ist es als Treibhausgas rund 500 mal stärker klimawirksam als CO2. Würden alle männlichen Ferkel in der Schweiz unter Isofluran-Narkose kastriert, würden jährlich rund 1.95 Tonnen Isofluran freigesetzt. Dies entspricht derselben Auswirkung auf das Klima wie eine jährliche Freisetzung von knapp 1000 Tonnen CO2. Darum ist bei den zugelassenen Präparaten festgehalten, dass Isofluran nicht direkt in die Umgebungsluft gelangen darf, sondern die Isofluran-haltige Abluft über Aktivkohle gefiltert werden soll.


Adresse für Rückfragen

Weitere Auskünfte: Olivier Flechtner, Swissmedic, Tel. 031 3220462, olivier.flechtner@swissmedic.ch


Herausgeber

Swissmedic, Schweizerisches Heilmittelinstitut
http://www.swissmedic.ch/

https://www.admin.ch/content/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-23372.html