Prix Meret Oppenheim 2008 vergeben

Bern, 30.10.2008 - Das Bundesamt für Kultur (BAK) hat auf Empfehlung der Eidgenössischen Kunstkommission die Prix Meret Oppenheim 2008 vergeben. Die Auszeichnungen gehen an die Künstlerinnen Mariann Grunder und Manon, den Architekten und Architekturdozenten Arthur Rüegg, den Verlag edition fink sowie den Kulturschaffenden Mario Pagliarani. Jeder Prix Oppenheim ist mit 35'000 Franken dotiert.

Die Prix Meret Oppenheim werden dieses Jahr zum achten Mal verliehen. Sie gehen an Schweizer Kunstschaffende, Architektinnen und Architekten sowie Kunstvermittlerinnen und Kunstvermittler, die älter als 40 Jahre sind und deren Arbeiten und theoretische Positionen von besonderer Aktualität für die Kunst und Architektur der Gegenwart sind.


Im Rahmen der Preisvergabe werden mit den Preisträgerinnen und Preisträgern Interviews geführt. Sie erscheinen im Frühjahr 2009 in der vom BAK herausgegebenen Publikation «Prix Meret Oppenheim 2008» als Beilage zum Kunst Bulletin. Ebenfalls für das Frühjahr 2009 ist eine öffentliche Preisverleihung und Diskussion geplant, in der die Preisträgerinnen und Preisträger Auskunft über ihre Arbeit geben.


Kurzportraits der PreisträgerInnen:


Mariann Grunder
Mariann Grunder (*1926) hat in Steinbildhauerei, Zeichnung und Druckgrafik über Jahrzehnte hin ein konsequentes Werk entwickelt. Momente der Erzählung, der Mythologie, verbinden ihre Arbeit mit dem Surrealismus, daneben finden sich Elemente der Abstraktion und des Minimal. In ihren oft überraschenden Materialverbindungen wird die langwierige Arbeit am Stein immer wieder mit befreiten Gesten durchsetzt. Die Ausstellung im Centre PasquArt und im Kunsthaus Langenthal (2000) sowie das Videoporträt (2002) haben Mariann Grunder bei  jüngeren Künstlerinnen und Künstlern zu einer wichtigen Referenz für die aktuelle Wiederentdeckung der Skulptur werden lassen.

edition fink
Die Zürcher edition fink wurde 1994 von Georg Rutishauser gegründet; ihr Programm wird von einer dreiköpfigen Gruppe bestehend aus Andrea Thal, Matthias Kuhn und Georg Rutishauser bestimmt. Der kleine Verlag hat inzwischen über 120 Publikationen zur Gegenwartskunst herausgegeben, neben thematischen Abhandlungen und Ausstellungsführern vor allem monographische Kataloge und Künstlerbücher in den verschiedensten Formaten. Das Programm der edtion fink zeichnet sich durch eine deutlich kuratorische Haltung aus, die aus der vertieften inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Werk nach konsequenten Umsetzungen sucht. In enger Zusammenarbeit mit den Künstlerinnen und Künstlern sind so in den letzten Jahren zahlreiche herausragende Publikationen entstanden, die für ihre Gestaltung und Ausführung immer wieder auch mit dem Prädikat der «Schönsten Schweizer Bücher» ausgezeichnet wurden.


Manon
Die Künstlerin Manon (*1946) ist eine Pionierin der künstlerischen Selbstinszenierung und des Rollenspiels, deren Bedeutung und internationaler Stellenwert in der Schweiz erst in jüngster Zeit wieder angemessen wahrgenommen wird. Schon Anfang der 1970er Jahre machte sie mit Performances, Installationen und Fotografien Furore, in denen sie sich selbst in zahlreichen Rollen und Travestien immer wieder neu inszenierte. Bis heute betreibt sie in ihren Arbeiten ein subtiles, ebenso unheimliches wie verführerisches Spiel mit den Fragen der Identität. Manon thematisiert das Selbst als Fiktion, als ein Zusammenspiel von Geschlechterstereotypen, Alltag und Fantasmen, wobei sie eine Ästhetik der Verführung aufbaut, deren Sinnlichkeit radikal präsent ist.


Arthur Rüegg
Arthur Rüegg (*1942) hat als Architekt, als unermüdlicher Forscher und „Archäologe der Moderne“ sowie als Hochschullehrer und Publizist die Entwurfshaltung einer jungen Generation von Architektinnen und Architekten in der Schweiz geprägt. Seine frühen Bauten wie der Manessehof in Zürich gelten als Referenz für die Diskussion der Architektur der 1980er Jahre, und seine Sanierungen der Werkbundsiedlung Neubühl sowie der Doldertalhäuser setzten neue Massstäbe für das Verständnis und den Umgang mit der klassischen Moderne. Aus Arthur Rüeggs Untersuchungen zur Architektur und Inneneinrichtung des 20. Jahrhunderts, zu Fragen der Konstruktion, Detaillierung und Materialisierung, sind eine Vielzahl von Ausstellungen und Publikationen hervorgegangen, die heute zu den Standardwerken in ihrem Bereich zählen. Seine Forschungen bildeten auch den Pfeiler seiner Lehrtätigkeit von 1991 bis 2007 als Professor für Architektur und Konstruktion an der ETH Zürich, wo er bei einer jüngeren Generation das Bewusstsein für das konstruktive Element, für die Ausstattung und die Farbigkeit in der Architektur entwickelte.


Mario Pagliarani
Der Musiker und Komponist Mario Pagliarani (*1963) konzipiert und organisiert seit fünf Jahren im Tessin das Festival „Via Lattea“. Das Festival findet als mehrteilige Veranstaltung an verschieden Orten des Mendrisiotto statt. Jede Teilveranstaltung ist einem bestimmten Thema gewidmet, zu dem Pagliarani einen mehrteiligen Parcours durch die Künste sowie die Natur- und Kulturlandschaft der Region entwirft. Pagliarani gelingt es dabei, Musik, Literatur, Film, Tanz, Performance und Natur zu einem in dieser Form einzigartigen Gesamtkunstwerk zu verbinden. Die Originalität des intellektuellen Ansatzes und seine gelungene Umsetzung generieren einen Dialog zwischen den Künsten und lassen die „Via Lattea“ für die Besucherinnen und Besucher jeweils zu einem einmaligen Erlebnis werden.


Adresse für Rückfragen

Andreas Münch, Leiter Dienst Kunst, Bundesamt für Kultur, Tel. 031 322 92 89, Email: andreas.muench@bak.admin.ch

Hans Rudolf Reust, Präsident der Eidg. Kunstkommission, Tel. 079 215 83 29, Email: hreust@bluewin.ch


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