Bauzonenreserven sind zu gross und oft am falschen Ort

Ittigen, 23.10.2008 - Gemäss der ersten landesweiten Bauzonenstatistik des Bundesamts für Raumentwicklung (ARE) gibt es heute knapp 227'000 Hektaren Bauzonen. Ungefähr ein Viertel davon ist noch nicht überbaut. Eine Expertenstudie zeigt zudem, dass die Bauzonenreserven zu gross sind und sich oft nicht dort befinden, wo die künftige Nachfrage erwartet wird. Eine Weiterführung der bisherigen Praxis würde zu einer zusätzlichen Ausdehnung der Bauzonen um bis zu 13'000 Hektaren (+ 8 Prozent) bis 2030 führen.

Von den knapp 227'000 Hektaren Bauzonen – was etwa der Fläche der Kantone St. Gallen und Appenzell Ausserrhoden zusammen entspricht – sind fast die Hälfte Wohnzonen. 2007 beanspruchte jede Person durchschnittlich 336 Quadratmeter Bauzonen. Die Fläche pro Einwohner ist in städtischen Gebieten bedeutend kleiner als in ländlichen oder touristischen Regionen: So beansprucht im Durchschnitt ein Walliser mit 671 Quadratmetern rund sechsmal mehr Bauland als ein Bewohner des Kantons Basel-Stadt. Dies geht aus der ersten Bauzonenstatistik der Schweiz hervor, die vom Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) in Zusammenarbeit mit den Kantonen erarbeitet wurde.

Bis zu einem Viertel der Bauzonen noch nicht überbaut

Zwischen 38'000 und 53'000 Hektaren Bauzonen (17 bis 24 Prozent der Bauzonenfläche) sind noch nicht überbaut. Diese Reserve bietet Platz für zusätzliche 1,4 bis 2,1 Millionen Personen, was über dem für die Schweiz angenommenen Bevölkerungswachstum liegt. Die Grösse der unüberbauten Bauzonen fällt regional unterschiedlich aus: Je städtischer eine Gemeinde ist, desto kleiner ist in der Regel die unüberbaute Fläche. Das zeigt sich auch im Kantonsvergleich: Während in Stadtkantonen kaum noch Baulandreserven existieren, sind in den Kantonen Wallis, Freiburg oder Glarus zwischen 25 bis 40 Prozent der Bauzonen noch nicht überbaut.

Zusätzliche Reserven im überbauten Gebiet

Beträchtliche Reserven befinden sich zudem in den bereits überbauten Bauzonen. Durch An- und Ausbauten, die Nutzung von Industrie- und Gewerbebrachen oder von ehemaligen Militär- und Bahnanlagen könnten diese genutzt werden. Das ARE schätzt, dass diese so genannten «inneren Nutzungsreserven», die bis 2030 nutzbar gemacht werden könnten, einer Bauzonenfläche von etwa 15'000 Hektaren entsprechen.

Sind die Bauzonen am richtigen Ort?

«Wie viele Bauzonen braucht die Schweiz?» heisst eine neue Studie, die das ARE im Zusammenhang mit der Bauzonenstatistik in Auftrag gegeben hat. Die Verfasser stellen fest, dass die schweizweit verfügbaren Bauzonen überdimensioniert sind. Die Reserven für Wohnungen liegen dabei oft «am falschen Ort» und sind durch den öffentlichen Verkehr ungenügend erschlossen. Während in vielen ländlichen Regionen die Reserven deutlich grösser sind als die zukünftige Nachfrage, könnte Bauland in Städten und Agglomerationen in Zukunft zu einem raren Gut werden. Modellrechnungen zeigen, dass eine Weiterführung der bisherigen Praxis trotz der landesweit zu grossen Reserven zu einer zusätzlichen Ausdehnung der Bauzonen um bis zu 13'000 Hektaren bis 2030 führen würde. 

Wachstum der Siedlungsflächen begrenzen

Die Raumplanung hat die Aufgabe, quantitativ und qualitativ genügend Flächen für Siedlung, Gewerbe, Industrie und Verkehr bereitzustellen. Gleichzeitig schreibt die Bundesverfassung  die haushälterische Nutzung des Bodens vor. Es liegt an der Raumplanung, griffige Massnahmen zu ergreifen, um die Zersiedelung der Schweiz zu begrenzen. Dazu gehören insbesondere Verdichtungen von schon überbautem Raum oder Vorschriften, die sicherstellen, dass Bauland nicht gehortet, sondern tatsächlich überbaut wird.

Methodik der Bauzonenstatistik Schweiz
Die «Bauzonenstatistik Schweiz 2007» ist die erste amtliche Bauzonenstatistik der Schweiz. Sie basiert auf den am 1.1.2007 bei den Kantonen verfügbaren Geodaten zur Nutzungsplanung. Weil die kantonalen Daten auf Grund der unterschiedlichen kantonalen Gesetzgebung verschieden strukturiert sind, mussten sie harmonisiert werden. Die einzelnen Zonentypen der kantonalen Daten wurden einer übergeordneten einheitlichen Struktur zugeordnet und dadurch vergleichbar. Diese Vereinheitlichung kann zu gewissen Abweichungen von kantonalen Statistiken führen. Es ist vorgesehen, die Bauzonenstatistik im Fünfjahresrhythmus zu aktualisieren.


Adresse für Rückfragen

Prof. Dr. Pierre-Alain Rumley
Direktor des Bundesamts für Raumentwicklung ARE
031 322 40 51

Raffael Hilber
Sektion Grundlagen, Bundesamt für Raumentwicklung ARE
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