„Chuderhüsi“, Gemeinde Röthenbach im Emmental

Bern, 27.05.2002 - Ein Jahr nach seiner Zerstörung steht der 42 Meter hohe Holzturm des „Chuderhüsi“ wieder. Er ist ein Symbol für die Bedeutung des Schutzwaldes in den Bergen, ein Symbol für die Wichtigkeit der Holzwirtschaft in der Region und zugleich Begegnungsstätte sowie touristische Attraktion.

Das BUWAL und Holz 21 haben den Wiederaufbau des Turmes durch die Gemeinde Röthenbach mit einem symbolische Beitrag unterstützt. “Damit wollen wir im UNO-Jahr der Berge ein Zeichen setzen zur Bedeutung der Berggebiete und des Bergwaldes”, sagte BUWAL-Direktor Philippe Roch an der Medienkonferenz zur offiziellen Eröffnung des Holzturms.

Als Gemeinde des Berggebietes ist auch Röthenbach auf einen intakten Schutzwald angewiesen – darauf hatte schon der Schriftsteller Jeremias Gotthelf in seinem Buch über die Wassernot im Emmental hingewiesen. Speziell in diesem voralpinen Gebiet bewahrt der Schutzwald die gefährdeten Landstriche vor Bodenerosion, Hochwasser oder Hängen, die nach heftigen Regenfällen ins Rutschen kommen. Eine tragende Säule des Schutzwaldes ist die Weisstanne, heute in vielen Gebieten untervertreten und selten für Bauzwecke verwendet. Symbolisch dafür wurde deshalb der neue Holzturm ausschliesslich mit dieser Tannenart errichtet – sie ist standfest und erschliesst die feuchten Böden mit ihrem tiefgehenden Wurzelwerk besser als die Rottanne.

500 Schutzwaldprojekte

Bund und Kantone haben für die Erhaltung des Schweizer Bergwaldes in den vergangenen zehn Jahren rund 500 Mio. Franken investiert. Das BUWAL unterstützt zurzeit rund 500 Schutzwaldprojekte mit jährlich rund 30 Mio. Franken. Zur Schutzwald- und Landschaftspflege leisten insbesondere auch die lokale Forst- und Landwirtschaft zusammen mit den Waldeigentümern einen wichtigen Beitrag, wie an der Medienkonferenz betont wurde. Sie sind zudem ein wichtiger Wirtschaftsfaktor: In den Gemeinden Röthenbach und Eggiwil im Einzugsgebiet des Röthenbachs beträgt die Wertschöpfung aus dem Wald rund 6,8 Millionen Franken pro Jahr. Dies entspricht rund 90 Vollzeit-Arbeitsplätzen; kommt hinzu, dass der Wald für viele Landwirte auch einen Nebenerwerb ermöglicht. Die regionale Holzwirtschaft arbeitet heute allerdings in einem sehr schwierigen Umfeld, wie der Berner Kantonsförster Heinz Balsiger darlegte.

Erfreulich für Berggebietsgemeinden ist dabei der Umstand, dass Architekten und die Baubranche Holz in letzter Zeit wieder entdeckt haben als vielseitigen Rohstoff nicht zuletzt weil es dank neuen Techniken Stahl und Beton zumindest teilweise ersetzen kann. Auch dafür ist der Holzturm des Chuderhüsi ein Symbol. Mit neuen Ideen und neuen Produkten lassen sich für das Holz weitere Märkte erschliessen, führte Heinz Müller, Direktor der Schweizerischen Hochschule für die Holzwirtschaft aus. Eines der wichtigen Ziele des Programms Holz 21 ist es, bald wieder mehrstöckige Wohnhäuser in Holz zu bauen.

Glauben an die Zukunftschancen des Berggebiets

Der ganze 42 Meter hohe Holzturm des Chuderhüsi ist Anfang Mai von einheimischen Zimmerleuten zum zweiten Mal aufgebaut worden. Er steht zwischen den hohen Rot- und Weisstannen von Röthenbach in der Region Bern-Burgdorf-Thun und bietet Besuchenden eine phantastische Rundsicht. Auf Initiative der Gemeinde hin hatten Leute aus der Region Geld für den Wiederaufbau gesammelt; zusätzlich engagierten sich Firmen und Einzelpersonen mit grosszügigen Beiträgen.

1998 hatte sich die Gemeinde Röthenbach anlässlich ihrer 850-Jahr-Feier und als Symbol für den Willen der Zukunftsgestaltung einen Aussichtsturm geschenkt. Drei Jahre später zerstörte ein Feuer die Holzkonstruktion vollständig. Knapp ein Jahr danach steht der Turm nun wieder. Als Wahrzeichen einer ganzen Region - und als Symbol des Glaubens an die Zukunftschancen der Berggemeinde Röthenbach.



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