BUWAL-Untersuchung In Landwirtschaftsgebieten ist das Grundwasser mit Pestiziden belastet

Bern, 21.08.2003 - Die Hälfte aller Grundwasserfassungen in landwirtschaftlich genutzten Gebieten ist mit Pestiziden belastet. Dies zeigt eine landesweite Untersuchung von BUWAL und BWG auf. Problematisch sind insbesondere Stoffe, die sich nur schwer abbauen. Nach einer Kontrolluntersuchung in diesem Jahr will das BUWAL Lösungsvorschläge machen.

Im Jahr 2002 wurden im Rahmen von NAQUA (nationales Netz zur Qualitätsbeobachtung des Grundwassers; siehe Kasten) 390 Grundwassermessstellen in 21 Kantonen untersucht. Das Schwergewicht wurde dabei auf Messstellen in Gebieten mit landwirtschaftlicher Nutzung gelegt. Dabei zeigte sich:

  • In mehr als 50% der untersuchten Messstellen wurden Spuren von Pestiziden oder deren Abbauprodukten gefunden.
  • Weitaus am häufigsten finden sich in den untersuchten Grundwasserproben Spuren von Herbiziden (Unkrautvernichter).
  • In 10% der Messstellen weist mindestens eine der gemessenen Substanzen eine Konzentration von mehr als 0.1 µg/l (Mikrogramm pro Liter) auf, womit die gesetzliche Anforderung an die Grundwasserqualität nicht erfüllt ist.
  • Die höchste gefundene Konzentration einer einzelnen Substanz betrug 0.9 µg/l.
  • Die höchste gefundene Konzentration aller gemessenen Substanzen zusammen betrug 1.87 µg/l.


Die tatsächliche Pestizid-Belastung des Grundwassers aus landwirtschaftlich genutzten Gebieten dürfte sogar noch etwas höher sein, als das die letztjährige Messkampagne aufzuzeigen vermag. Während in der Schweiz rund 350 Pestizidwirkstoffe für den landwirtschaftlichen Einsatz zugelassen sind, konnten aus finanziellen und analysetechnischen Gründen maximal 88 Stoffe untersucht werden, bei einem grossen Teil der Messstellen sogar nur deren 7 (namentlich Triazine, zu denen auch das Atrazin gehört). Für rund einen Drittel der zugelassenen Pestizide fehlt bis anhin gar eine routinemässig anwendbare Analysenmethode.

Pestizideinträge in ober- und unterirdische Gewässer erfolgen in der Regel stossweise z.B. bei grösseren Niederschlägen nach dem Pestizideinsatz. Die Untersuchungen im Rahmen der vorliegenden Messkampagne müssen sich jedoch auf maximal 4 Stichproben pro Messstelle und Jahr beschränken.

Trinkwasser nicht akut gefährdet, persistente Stoffe aber langfristig schädlich für Grundwasser

Die festgestellten Pestizidbelastungen gefährden die Nutzung des Grundwassers als Trinkwasser nicht akut. Dennoch stellen Pestizide im Grundwasser eine unannehmbare Verschmutzung unserer wichtigsten Trinkwasserressource dar. Immerhin stammen in der Schweiz mehr als 80 Prozent des Trinkwassers aus Grundwasservorkommen. Gewisse Substanzen werden im Boden nur sehr langsam abgebaut und können sich so über längere Zeiträume anreichern. Selbst wenn diese Stoffe nicht mehr eingesetzt werden, können sie somit das Grundwasser noch jahrelang verschmutzen. Aus diesen Gründen sollte die Landwirtschaft darauf verzichten, Pestizide in der Nähe von Trinkwasserfassungen anzuwenden.

Zur Überprüfung der Resulate der Untersuchungen aus dem Jahr 2002 werden die NAQUA-Messungen dieses Jahr fortgesetzt. Die Ergebnisse dieser Messungen werden das BUWAL und das Bundesamt für Wasser und Geologie (BWG) 2004 veröffentlichen. Das BUWAL wird zudem Empfehlungen abgeben für einen verbesserten Schutz des Grundwassers vor der Verschmutzung durch Pestizide und andere persistente Stoffe. Das Messnetz NAQUA wird die Entwicklung des Grundwassers auch in Zukunft verfolgen.

 

Grundwasser wird nie aus den Augen gelassen


Mehr als 80 Prozent unseres Trinkwassers stammen aus dem Grundwasser. Dessen Qualität und Veränderung infolge menschlicher und natürlicher Einflüsse werden in der Schweiz dank der Grundwasserüberwachung frühzeitig erkannt. Die Grundwasserbeobachtung liefert Daten, um die Wirkung von Massnahmen im Grundwasserschutz zu beurteilen und bei negativen Entwicklungen regulierend einzugreifen.

Rund 3000 regionale und kommunale Wasserversorgungen erfassen im Rahmen der Qualitätssicherung die Grundwasserverhältnisse bei ihren Trinkwasserfassungen (Quellen, Brunnen), um Beeinträchtigungen frühzeitig zu erkennen. Darüber hinaus überwachen sie im Rahmen der Lebensmittelgesetzgebung die Qualität des Trinkwassers in der Fassung und im Leitungsnetz unter Aufsicht der kantonalen Laboratorien.

Die Grundwasserbeobachtung der Kantone ermöglicht die zuverlässige Beurteilung der Menge und Güte der nutzbaren Grundwasservorräte in ihrem Kantonsgebiet. Sie ist heute von Kanton zu Kanton sehr unterschiedlich organisiert. In Gebieten mit erhöhtem Gefährdungspotenzial wird die Grundwasserqualität von den Kantonen als Vollzugsbehörden des Gewässerschutzes gezielt überwacht.

Landesweite Messnetze beobachten die Grundwasservorkommen

Eine homogene landesweite Übersicht über die Grundwasserverhältnisse liefern die koordinierten Beobachtungsnetze des Bundes. Sie liefern repräsentative Messreihen über den Zustand und die Entwicklung der Grundwasservorkommen. Die Daten zeigen Tendenzen und Risiken im Grundwasser auf und bilden die Grundlage für eine nachhaltige Ressourcenbewirtschaftung. Sie ermöglichen es zudem, die Wirkung von Massnahmen im Grundwasserschutz zu kontrollieren und bilden die Basis für die Information der Öffentlichkeit über den Zustand ihrer wichtigsten Trinkwasserquelle.

Das Bundesamt für Wasser und Geologie (BWG) betreibt seit 1976 das nationale Netz zur Beobachtung von Grundwasserständen und Quellschüttungen (NABESS) und seit 1997 gemeinsam mit dem Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) das nationale Netz zur Qualitätsbeobachtung des Grundwassers (NAQUA). Das NAQUA-Messnetz, das von  den Kantonen unterstützt wird, untersucht unter anderem inwiefern sich die Ökologisierung der Landwirtschaft auf das Grundwasser auswirkt. Schliesslich erfasst seit 1992 das nationale Netz zur Beobachtung der Isotope im Wasserkreislauf (NISOT) Wasserisotope für spezifische Anwendungen in der Hydrogeologie und in den Umweltwissenschaften (z.B. Bestimmung des Alters und der Herkunft des Grundwassers).



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