Prix Meret Oppenheim 2007

Bern, 27.11.2007 - Die Prix Meret Oppenheim 2007 gehen an Véronique Bacchetta, Kurt W. Forster, Peter Roesch und Anselm Stalder.

Auf Empfehlung der Eidgenössischen Kunstkommission zeichnet das Bundesamt für Kultur die Kunstvermittlerin Véronique Bacchetta, den Architekturhistoriker Kurt W. Forster sowie die beiden Künstler Peter Roesch und Anselm Stalder mit je einem Prix Meret Oppenheim 2007 über 35'000 CHF aus. Die Preise werden dieses Jahr zum siebten Mal verliehen. Sie gehen an Schweizer Kunstschaffende, Architektinnen und Architekten sowie Kunstvermittlerinnen und Kunstvermittler, die älter als 40 Jahre sind und deren Arbeiten und theoretische Positionen von besonderer Aktualität für die Kunst und Architektur der Gegenwart ist.

Im Rahmen der Preisvergabe werden mit den Preisträgerinnen und Preisträgern Interviews zu ihrer Arbeit und ihren theoretischen Positionen geführt. Diese Interviews erscheinen im Frühjahr 2008 in der vom BAK herausgegebenen Publikation Prix Meret Oppenheim 2007 als Beilage zum Kunst Bulletin. Ebenfalls für das Frühjahr 2008 ist eine öffentliche Preisverleihung und Diskussion in Zürich geplant, in der die Preisträgerinnen und Preisträger Auskunft geben über ihre Arbeit.

PreisträgerInnen Prix Meret Oppenheim 2007:

Véronique Bacchetta
Die Genferin Véronique Bacchetta (1959) leitet seit 1992 das Centre genevois de gravure contemporaine, das 2001 in Centre d'édition contemporaine umbenannt wurde. Sie ist eine bedeutende Persönlichkeit der aktuellen Schweizer Kunstszene. Als Verantwortliche eines kleinen, lokal ausgerichteten Zentrums, welches sich zunächst der Grafik widmete, ist es ihr gelungen, dieses zu einem qualitativ hoch stehenden und international renommierten Kunstort zu entwickeln. Ihr Verdienst ist u.a. die Einrichtung eines Ausstellungsraumes sowie die Realisierung von Künstlereditionen, die den Bedürfnissen und Projekten der Kunstschaffenden möglichst nahe kommen (Plakate, Platten, Filme, Objekte, Fotografien usw.). So folgt Bacchetta der Entwicklung der Gegenwartskunst, ohne bestimmte Techniken zu bevorzugen. Sie entdeckt und produziert junge Talente, für die sie sich voll und ganz engagiert. So hat sie manche Erstausstellung von Kunstschaffenden veranstaltet, die heute international anerkannt sind. Mit ihrer Arbeit, ihrem Elan und Engagement unterstützt Véronique Bacchetta direkt und indirekt auch die Nachwuchsszene in Genf wie in der Schweiz und verschafft ihr Sichtbarkeit auf dem internationalen Parkett.

Kurt W. Forster
Professor Kurt W. Forster gilt in seiner Vielseitigkeit und intellektuellen wie physischen Mobilität als eine der aussergewöhnlichen Persönlichkeiten im Wissenschaftsbetrieb. Der 1935 in Zürich geborene Kunst- und Architekturhistoriker hat mit seinen Forschungen und Publikationen die Neuzeit von Jacopo Pontormo über Karl Friedrich Schinkel, Aby Warburg, Giuseppe Terragni bis Carlo Scarpa und Frank O. Gehry durchschritten. Kennzeichnend für seinen Ansatz sind seine Neugier, seine vielseitigen Kenntnisse und seine stilistische und rhetorische Brillanz, mit der er Brücken zwischen Altem und Neuem, Europa und Amerika schlägt, und dabei der Diskussion um die Architektur der Gegenwart immer wieder wichtige Impulse vermittelt. Seiner intellektuellen Mobilität entspricht seine weitläufige Lehrtätigkeit, die u.a. Stationen an den Universitäten Yale und Stanford, dem MIT, der ETH Zürich und Weimar aufweist. Er baute als Gründungsdirektor von 1984-93 das Getty Research Center in Los Angeles auf und leitete nach 1999 das Canadian Centre for Architecture in Montreal. Gegenwärtig lehrt er als Gastprofessor für Architekturgeschichte an der Yale School of Architecture. Daneben hat sich Kurt W. Forster immer wieder als Ausstellungskurator betätigt, so u.a. mit seinem Thema „Metamorph“ 2004 als Ausstellungsdirektor der Architekturbiennale in Venedig. 

Peter Roesch
Peter Roesch wurde am 18. Januar 1950 in Aarau geboren und hat in Luzern nach einer Grafikerlehre die Bildhauerklasse der Schule für Gestaltung besucht. Nach längeren Aufenthalten im Ausland, u.a. von 1984 bis 1995 in Paris, lebt und arbeitet er heute in Luzern und unterrichtet an der Haute Ecole d'Arts et de Design in Genf. Peter Roeschs Arbeiten entwickeln sich aus einem gewaltigen zeichnerischen Fluss heraus. Als wäre ein Seismograph am Werk, verbildlichen sich sämtliche künstlerischen Emotionen und Einfälle in Bleistift, Kohle, Kugelschreiber und Ölkreide auf kleinformatigen, papierenen Bildträgern. Aus diesem Fundus bildnerischer Spuren heraus entstehen seine grossformatigen Gemälde. Nach einer Phase der zugespitzten Labilität zwischen Abstraktion und Figuration, emotionsgeladener Gestik und kontrollierter Reflektiertheit, entwickelt sich seine Malerei bereits seit längerem in Richtung Monochromie. Imaginäre Farbräume bestimmen nun das Bildgeviert und geben seinen Gemälden eine neue räumliche Ausdehnung. Naheliegend somit, dass Peter Roesch seit einigen Jahren auch die Zusammenarbeit mit Architekten sucht, woraus so ungewöhnliche, komplexe Farbgestaltungen wie diejenige der Innenräume des Erweiterungsbaus der Schulanlage Scherr in der Stadt Zürich 2003 entstanden sind.

Anselm Stalder
Der 1956 in Rheinfelden (AG) geborene Künstler Anselm Stalder lebt und arbeitet in Basel; seit 1999 ist er zudem Studienleiter des Studiengangs Kunst an der Hochschule der Künste in Bern. Anselm Stalder wurde im Zusammenhang mit der Wilden Malerei entdeckt und galt in den frühen achtziger Jahren als einer der Jungstars der Schweizer Kunstszene. Rasch zeigte sich allerdings, dass seine künstlerische Praxis breiter und intellektuell komplexer angelegt ist als der Diskurs um ein einziges Medium oder ein bestimmtes inhaltliches Programm. Anselm Stalders Arbeit hat sich seither mit grosser Kontinuität im Spannungswechsel zwischen Bildern und Sprache, Figurationen und Farbfeldern, Objekten, Repliken und Projektionen weiterentwickelt. In der mehrfachen Ableitung von zwei- und dreidimensionalen Bildern aus Bildern umkreisen seine äusserlich vielfältigen Arbeiten einen gedanklichen Gravitationskern. Gleichzeitig zielen sie auf eine Auflösung der Vorstellung von Rändern und Disziplinen, was ihnen in der gegenwärtigen Diskussion um Transdisziplinarität eine besondere Aktualität verschafft.


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Andreas Münch, Leiter Dienst Kunst, Bundesamt für Kultur, Tel. 031 322 92 89, Email: andreas.muench@bak.admin.ch
Hans Rudolf Reust, Präsident der Eidg. Kunstkommission, Tel. 079 215 83 29, Email: hreust@bluewin.ch


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