Überprüfung von Steinschlag-Schutzgalerien im Eingangsbereich von Tunnelportalen angeordnet

Bern, 14.01.2003 - Erste Abklärungen nach dem Felssturz bei Iseltwald am 4. Januar haben ergeben, dass der Anfangs der 80er Jahre gebaute Chüebalmtunnel unterschiedlich starke Ausführungen im Tagbauteil der Schutzgalerie aufweist. Obwohl die vor über 20 Jahren gewählte Konstruktion auf dem schweizerischen Strassen- und Schienenetz nicht verbreitet sein dürfte, hat das Bundesamt für Strassen (ASTRA) die Kantone mit einer umfassenden Untersuchung über die Sicherheit ihrer Steinschlag-Schutzgalerien im Eingangsbereich von Tunnels beauftragt. Gleichzeitig muss eine Expertengruppe im Auftrag des ASTRA die Erkenntnisse aus dem Ereignis am Chüebalmtunnel und anderen Fällen gründlich analysieren und allenfalls die entsprechenden Richtlinien des Bundes anpassen. Ob und wo Fehler bei Planung, Bau und Kontrolle des Chüelbalmtunnels gemacht wurden, ist Gegenstand der laufenden Abklärungen.

Die Heftigkeit des Felssturzes in Iseltwald war aussergewöhnlich. Es ist zu vermuten, dass die Schutzgalerie im Chüebalmtunnel im durchbrochenen Teil ein ungünstigeres Tragverhalten bei dynamischen Belastungen aufwies, als der Rest der Galerie. Die Abklärungen, warum in den 80ger Jahren diese Bauweise gewählt wurde, sind noch nicht abgeschlossen. Die Unterlagen aus der Bauzeit wurden aus dem Bundesarchiv angefordert. Sobald der Sachverhalt geklärt ist, wird das Bundesamt für Strassen (ASTRA) informieren. Das ASTRA will grösstmögliche Klarheit, dass es sich bei der Chüebalm-Konstellation um einen Einzelfall handelt. Das ASTRA hat aus diesem Grund die Kantone veranlasst, ihre Steinschutzgalerien im Eingangsbereich von Tunnels auf diese Problematik hin zu überprüfen. Gleichzeitig hat das ASTRA die Kontrolle der Bauwerke auf offensichtliche Mängel (Bemessung der Schutzgalerien, andere Schutzmassnahmen, Überwachung der Felswände) angeordnet. Die Resultate dieser Überprüfungen werden Ende April vorliegen.


Expertengruppe Steinschlag eingesetzt

In den 90ger Jahren haben ASTRA und die SBB auf Grund von Studien und Versuchen umfangreiche Richtlinien und Dokumentationen zum Schutz von Bauwerken vor Steinschlag und Lawineneinwirkung erarbeitet. Diese Publikationen beschreiben sehr detailliert, welche Abklärungen bei der Konstruktion von Schutzbauten zu tätigen sind und sie geben direkt die Bemessungsregeln an. Nach dem Durchbruch des Chüebalmtunnels hat das ASTRA nun eine Expertengruppe Steinschlag eingesetzt, welche die folgenden Punkte klären wird:

- Müssen nach den Erfahrungen am Chüebalmtunnel die Richtlinien und Dokumentationen angepasst werden?

- Müssen die Regeln zur Bemessung von Schutzgalerien nach den Erkenntnissen aus dem Chüebalmtunnel verschärft werden?

- Wie wurden die Richtlinien in Wirklichkeit angewendet?


Leiter der Expertengruppe Steinschlag ist der Bereichsleiter Kunstbauten, Herr Michel Donzel. In der Expertengruppe vertreten sind Fachleute der SBB, der Kantone, der Hochschulen, des Buwal und des ASTRA. Der erste Zwischenbericht wird voraussichtlich Ende Juni veröffentlicht.


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