Hochwasser-Ereignis: Bundesrat nimmt erste Analyse zur Kenntnis

Bern, 29.08.2007 - Umweltminister Moritz Leuenberger informierte den Bundesrat über das Hochwasser vom 8./9. August. Der Bundesrat nahm zur Kenntnis, dass das Abfluss- und Speichervermögen von Seen und Flüssen bei derartigen Ereignissen an Grenzen kommt und in den nächsten Jahren generell grosser Nachholbedarf im Hochwasserschutz besteht. Das UVEK wird dem Bundesrat bis im Herbst einen Überblick über den Finanzbedarf für die Naturgefahren-Prävention liefern.

Das Hochwasser August 2007 stellt ein weiteres Grossereignis dar, welches sich in die gehäuften Ereignisse der vergangenen zwei Jahrzehnte einreiht. Neue Rekordabflüsse wurden an der Emme, Aare und Birs gemessen. Der Bielersee erreichte seit der zweiten Juragewässerkorrektion einen neuen Rekordpegelstand. Das Schadenausmass des Ereignisses ist jedoch deutlich geringer als jenes vom August 2005. Gemäss einer groben Schätzung belaufen sich die Schäden auf 400 - 500 Mio. Franken. Davon entfallen ca. 80 bis 90 Prozent auf den privaten Bereich. Für diesen Teil der Schäden haben die privaten Versicherer aufzukommen (siehe Kasten).

Das Ereignis hat aber auch Schwachstellen offengelegt, die der Bundesrat zur Kenntnis genommen hat und die es zu beheben gilt:

  • Begrenzte Rückhalte-Kapazität der Seen: Die grossen Wassermengen führten dazu, dass die Abfluss- und Speichervermögen der Flüsse und Seen nicht mehr ausreichten. In der Folge stiegen die Pegelstände der Jurarandseen, insbesondere des Bielersees, über die Hochwassergrenze an. Der Vergleich mit früheren Ereignissen zeigt, dass sich derartige Ereignisse jederzeit wiederholen können.
  • Umgang mit überlasteten Systemen: Die technischen Systeme und Regulierungsreglemente müssen unter Berücksichtigung von Extremereignissen (Überlastbarkeit) überprüft werden. Eine unabdingbare Grundlage dafür sind die Gefahrenkarten.
  • Grenzen der Vorhersage: Generell gilt, dass Abflussprognosen umso verlässlicher sind, je grösser das betrachtete Einzugsgebiet ist. Vermehrte Anstrengungen sind notwendig, um für kleinere Einzugsgebiete zuverlässigere Prognosen zu erstellen. Dies bedingt die räumliche Verdichtung der bestehenden Messnetze. In diesem Zusammenhang hat der Bundesrat am 20. Mai 2007 das Projekt OWARNA verabschiedet. Dieses Massnahmenpaket beinhaltet personelle Verstärkungen bei betroffenen Fachstellen, die Schaffung eines nationalen Melde- und Lagezentrums, die Notstromversorgung für die Alarmierungssysteme, Verbesserungen bei den Vorhersagemodellen, den Aufbau einer Informationsplattform über Naturgefahren sowie die Verbesserung der Information der Bevölkerung.

UVEK klärt Finanzbedarf für Naturgefahren-Prävention

Das BAFU ist mit den Kantonen daran, das Ereignis zu analysieren. Dafür hat am 17. August 2007 eine erste Sitzung von Vertretern des BAFU und der Kantone Bern, Aargau, Solothurn, Freiburg, Neuenburg sowie MeteoSchweiz stattgefunden. Sie haben am Treffen erste Massnahmen verabschiedet und das weitere Vorgehen definiert (siehe BAFU-Medienmitteilung vom 17. August 2007).

Gestützt auf alle Erkenntnisse wird das UVEK dem Bundesrat im Herbst eine Gesamtübersicht über die Finanzsituation im Bereich der Naturgefahren-Prävention vorlegen. Zur Diskussion gestellt werden auch verschiedene Varianten, wie der zusätzliche Finanzbedarf gedeckt werden kann. Dabei geht es nicht nur um die Bewältigung des jüngsten Hochwassers, sondern auch um die Erneuerung bestehender Schutzbauten und um die Anpassung an den Klimawandel.

Betroffene Gebiete im Überblick
Die anhaltenden Niederschläge vom 8. und 9. August haben in vielen Kantonen der Schweiz zu kritischen Lagen und zu Hochwasserschäden geführt. Die Hauptniederschläge gingen am Alpennordhang, im östlichen Teil des Mittellandes und im Jura nieder.
Das hydrologische Messnetz des Bundesamtes für Umwelt hat an 15 Messstellen Rekordwerte registriert. Am deutlichsten übertroffen wurde der bisherige Höchstwert an der Aare in Murgenthal. Neue Rekordabflüsse wurden auch an der Emme, an der Aare von der Emmemündung bis zum Rhein sowie an Birs und Ergolz verzeichnet. Der Bielersee erreichte seit der zweiten Juragewässerkorrektion einen neuen Rekordpegelstand. Im Vergleich zum Hochwasser vom August 2005 wurden vermehrt Gebiete im zentralen Mittelland, im Jura und im Chablais betroffen. Der Vergleich mit früheren Ereignissen zeigt zudem, dass sich derartige Ereignisse jederzeit wiederholen können.
Am stärksten vom Unwetter heimgesucht wurden folgende Gebiete:
- Einzugsgebiet der Aare: Raum Brienzer-, Thunersee; Bern-Matte; Aarelauf unterhalb des Bielersees mit Schwerpunkt Olten; Wasserschloss beim Zusammenfluss von Aare, Reuss und Limmat; Aare bei Döttingen
- Kleine Emme: Littau
- Birs: Laufen
- Oberes Ende des Genfersees: Roche
Die Gesamtschäden belaufen sich gemäss ersten Schätzungen auf insgesamt 400 bis 500 Millionen Franken. Davon entfallen ca. 80 bis 90 Prozent auf den privaten Bereich. Für diesen Teil der Schäden haben die privaten Versicherer aufzukommen.
In dieser Schadensbetrachtung ist der Bahnunterbruch der SBB-Linie Bern-Freiburg nicht enthalten.
Details siehe Grafik Unwetterschäden und Hauptschadengebiete 8./9. August 2007.


Adresse für Rückfragen

André Simonazzi, Informationschef UVEK, Tel. 031 322 55 41
Andreas Götz, Vizedirektor BAFU, Tel. 079 475 64 78



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