Bahn 2000 – mehr Zug für die Schweiz

Bern, 12.10.2004 - Die letzten Vorbereitungen laufen: Am 12. Dezember 2004 nimmt die Schweiz den neuen Bahn-2000-Fahrplan in Betrieb. Das Angebot im öffentlichen Ver­kehr wird dank schnellerer Verbindungen und besserer Anschlüsse weiter ausgebaut. Bahn 2000 bringt – so der Slogan der SBB – «mehr Zug für die Schweiz». Zwei Monate vor dem Start informierten das Bundesamt für Verkehr und die SBB heute in Bern vor den Medien über den bevorstehenden Fahr­planwechsel und die Neuerungen des Bahn-2000-Angebots.

Die Zahlen sprechen für sich: Zwölf Prozent mehr Züge, 14 Prozent mehr Zug­kilometer und ein zu neunzig Prozent erneuerter Fahrplan. Auf über der
Hälfte der Verbindungen im SBB-Fernverkehr verkürzen sich die Reisezeiten um mindestens fünf Minuten, und knapp dreissig Prozent dieser Fernverkehrs- relationen werden gar um mindestens eine Viertelstunde schneller. Gegenüber heute sparen die Reisen­den zwischen den 125 wichtigsten Bahnhöfen der Schweiz dank Bahn 2000 künftig täglich rund 8'000 Stunden Reisezeit. Gleichzeitig bringt der neue Fahrplan eine Ausweitung des Halbstundentaktes und eine Verdichtung und Optimierung des An­gebotes im Regionalverkehr. Die SBB bringt all diese Neuerungen auf einen kurzen Nenner: «Mehr Zug für die Schweiz.»

Betriebsbewilligung in einem Monat erwartet
Vertreter des Bundesamtes für Verkehr und der SBB orientierten heute in Bern vor den Medien über Bahn 2000 und über den Stand der Vorbereitungen für den gros­sen Fahrplanwechsel am 12. Dezember 2004. Sie wiesen auf Neuerungen und Ver­besserungen, aber auch auf kritische Punkte im neuen Fahrplan hin. Die Betriebs­bewilligung des Bundesamtes für Verkehr (BAV) für die Neubaustrecke Mattstetten–Rothrist, dem Herzstück von Bahn 2000, liegt zwar zurzeit noch nicht vor. Er sei aber zuversichtlich, dass sein Amt die Betriebsbewilligung in einem Monat – am 12. November – erteilen könne, erklärte der Direktor des Bundesamtes für Verkehr, Max Friedli. Dies sei ein ehrgeiziges Ziel. Alle beteiligten Partner – SBB, Industrie und BAV – seien gewillt, diesen Effort zu leisten.

Friedli wies darauf hin, dass Bahn 2000 eines von vier Grossprojekten im Paket über Bau und Finanzierung von Infrastrukturvorhaben des öffentlichen Verkehrs (FinöV) ist. Dieses 1998 von Volk und Ständen angenommene Paket sei «so gut verschnürt, dass es weiterhin hält, auch wenn sich die finanziellen und verkehrspolitischen Rahmenbedingungen geändert haben». 

«Für Bahn 2000 bereit»
Hans-Jürg Spillmann, operativer Leiter SBB Infrastruktur, erinnerte an die zwanzig­jährige wechselhafte Geschichte des Projektes Bahn 2000: Zuerst ein rasches und überzeugtes Ja zum Konzept von Bundesrat und Parlament, dann das Referendum aus den umliegenden Kantonen. Darauf folgte das deutliche Ja in der Volksabstim­mung, drei Jahre später führten die explodierenden Planungskosten dazu, dass der Bundesrat die Notbremse zog und das Projekt etappiert wurde. Und dennoch konn­ten die Teilschritte von Bahn 2000 in den Jahren 1997 (Halbstundentakt Zürich–Bern, Zürich–St.Gallen, Bern–Fribourg, Lausanne–Sion, Vierspur-Ausbau Aarau–Rupperswil) und 2001 (Halbstundentakt auf der Jura-Südfuss-Linie, Neigetechnik) termingerecht in Betrieb genommen werden. «Jetzt fehlt noch der Schlussstein in der Bahn-2000-Brücke», sagte Spillmann, «den wollen wir in zwei Monaten einsetzen.»

Bahn 2000 umfasste laut Spillmann rund 130 Infrastrukturausbauprojekte; diese neuen Bahnanlagen stünden am 12. Dezember 2004 «mit wenigen, nicht entschei­denden Ausnahmen» für Bahn 2000 bereit. Auf der Preisbasis
von 1993 werde die SBB schliesslich insgesamt rund 5,9 Mrd. Franken in den Kapazitätsausbau des Schienennetzes für Bahn 2000 investiert haben, sagte Spillmann: Auf den Neubau­strecken und für den Ausbau auf Doppel-, Drei- und Vierspurbetrieb wurden rund 160 km zusätzliche Gleise verlegt. Mit Kosten von 1,68 Mrd. Franken sei die Neu­baustrecke zwischen Mattstetten und Rothrist «das mit Abstand grösste Bauprojekt von Bahn 2000». Für Bahn 2000 wurden unter anderem aber auch bei 37 SBB-Bahnhöfen die Gleis- und Perronanlagen neu- oder umgebaut. In die Energieversor­gung investierte die SBB für Bahn 2000 rund 150 Mio. Franken.

Derzeit finden auf der Neubaustrecke Mattstetten–Rothrist zahlreiche Probefahrten sowie – vor allem im Stellwerkbereich – intensive Einstell- und Abstimmungsarbeiten statt. Vor kurzem sei auch «der Fahrbetrieb im 2-Minuten-Abstand erfolgreich getes­tet» worden, berichtete Spillmann. Weitere Projekte befinden sich laut Spillmann im Endspurt, so etwa die Perronausbauten im Zürcher Hauptbahnhof, der Bau der neuen Passerelle auf der Westseite des Bahnhofs Bern oder etwa die letzten der drei Doppelspurinseln im Emmental. Spillmann: «Auch bei diesen Projekten sind wir auf Kurs.»  

«Verbesserungen für die ganze Schweiz»
Der Leiter Personenverkehr SBB, Paul Blumenthal, informierte über Neuerungen im Angebot von Bahn 2000 für die Kundinnen und Kunden, über kürzere Fahrzeiten, neue Halbstundentakte und über weitere «Highlights» des neuen Bahn-2000-Fahr­plans. «Bahn 2000 bringt über die ganze Schweiz verteilt zahlreiche Verbesserun­gen», sagte Blumenthal. So verkürze sich etwa zwischen Bern und Zürich die Fahr­zeit von heute 69 Minuten um elf Minuten auf künftig noch 58 Minuten, zwischen Basel und Bern von 67 Minuten um zwölf auf künftig noch 55 Minuten. Auf dieser Strecke  verkehren die Intercity-Züge künftig im Halbstundentakt. Die Fahrzeit zwi­schen Chur und Zürich reduziert sich im IC-Stundentakt um 19 Minuten, zwischen Genf und Luzern gar um 34 Minuten. «Doch bei Bahn 2000 profitieren nicht nu die grossen Zentren vom Angebotsausbau», sagte Blumenthal. Dank dem «Aargauer-IR» verkürze sich etwa die Fahrzeit zwischen Baden und Bern um 16 Minuten und dank dem «Oberargauer-IR» die Fahrzeit von Burgdorf nach Zürich um 14 Minuten.

Im Regionalverkehr bedeutet laut Blumenthal «die Einführung von Bahn 2000 einen deutlichen Ausbau der S-Bahn-Systeme». Auf den meisten Linien der sieben S-Bahn-Systeme (Zürich, Bern, Basel, Luzern, Stadtbahn Zug, Region  Léman und Region Ticino-Lombardei) sei der Halbstundentakt Standard, «und in den Stosszeiten wird auf einigen Linien der Viertelstundentakt angeboten».

Blumenthal kam auch auf Nachteile im Bahn-2000-Fahrplan zu sprechen. Als Bei­spiel solcher Nachteile im neuen Fahrplan nannte Blumenthal etwa unbefriedigende Anschlüsse in Yverdon, den Wegfall des Haltes des «IR Luzern–Zürich» in Zürich Enge, den Halt des «Flugzuges» in Pratteln nur noch zu Hauptverkehrszeiten oder den nur noch stündlichen Fernverkehrshalt in Lenzburg. «Das hat nichts mit bösem Willen zu tun», sagte Blumenthal. Er bedaure dies, doch – so Blumenthal – «in einem derart eng ver­masch­ten und dicht genutzten System mit unzähligen Randbedingun­gen sind solche Ver­schlechterungen leider unvermeidlich».

Der neue Fahrplan ist ab sofort im Internet abrufbar: www.sbb.ch/bahn2000

«Schnupper-GA» und «Schnupper-Halbtax»
Mit dem Bahn-2000-Fahrplan lanciert die SBB in Zusammenarbeit mit den anderen Transportunternehmen  spezielle «Einsteigerangebote» für neue Kundinnen und Kunden. So wird ein «Schnupper-GA für einen Monat» angeboten zum Preis von 300 Franken (2. Klasse) bzw. 450 Franken (1. Klasse); beim allfälligen anschliessenden Kauf eines Jahres-GA wird der halbe Preis des Schnupper-Abos zurückerstattet. Angeboten wird auch ein «Schnupper-Halbtax-Abo für 5 Monate» zum Preis von 90 Franken; beim anschliessenden Kauf eines normalen Halbtax-Abos werden dreissig Franken zurückerstattet.

Blumenthal wies auf zahlreiche weitere Neuerungen hin – von den Business-Plätzen mit Laptop-Anschlüssen über neu konzipierte Taschenfahrpläne, die kostenlos an die Kundinnen und Kunden verteilt werden, SMS-Fahrplanauskünfte über die Ziel­nummer 222 (diese sind während des ganzen Bahn-2000-Einführungsmonats Dezember kostenlos) bis hin zu neuen Angeboten beim Ticketverkauf via Internet.

Während der Einführungszeit des neuen Fahrplans schliesst die SBB laut Blumenthal «gewisse Unregelmässigkeiten» nicht aus: «Ein Fahrplanwechsel in dieser Grösse ist ein Vorhaben von grösster Komplexität.» Entsprechend intensiv und viel­fältig seien die Vorbereitungsmassnahmen der SBB. Am 12. Dezember 2004 und in der Folgezeit werde die SBB die Entwicklungen rund um den neuen Fahrplan «eng verfolgen» und aus den Erfahrungen «umgehend die nötigen Lehren ziehen», sagte Blumenthal: «Wir sind in der Lage, allfällig nötige Massnahmen rasch einzuleiten.»



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Bundesamt für Verkehr
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