Weltraumnation Schweiz

Bern, 07.05.2024 - Eröffnungworte von Bundesrat Guy Parmelin, Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF), anlässlich des Tags der Planetarien. Luzern, Dienstag, den 7. Mai 2024

  Es gilt das gesprochene Wort

 

Sehr geehrte Gäste

Liebe Familien, liebe Kinder

Werte Astronautinnen und Astronauten von heute und von morgen

 

Wie oft habe ich als Kind - wie Sie alle vielleicht auch - den Nachthimmel bestaunt. Die unzähligen Sterne und der sich immer wieder veränderte Mond hatten für mich schon immer etwas Faszinierendes. Dementsprechend habe ich das Abenteuer von Tim und Struppi auf dem Mond natürlich verschlungen. Und dies übrigens noch bevor der erste Mensch überhaupt auf dem Mond ein paar Schritte ging. 1969, bei der ersten Mondlandung der Apollo war ich natürlich auch dabei und habe mitgefiebert. Nicht live natürlich, aber immerhin. Dafür war die Schweiz live dabei. Und wie! Aber dazu komme ich später.

Es wurde heute sicher schon mehrmals darauf verwiesen und man sieht es auch hier im Verkehrshaus:

Die Schweiz ist bunt und vielfältig:

Sie ist das Land der Berge, der Schokolade, der Banken, der Eisenbahnen und der Pharmaindustrie

Sie ist das Land mit der höchsten Anzahl Nobelpreise pro Kopf der Bevölkerung

Und die Schweiz wurde mehrmals zum innovativsten Land der Welt gekürt.

Diese Aufzählung könnte ich beliebig verlängern. Was ich aber auf keinen Fall vergessen möchte: Obwohl wir keine eigenen Raketen haben, ist die Schweiz eine Weltraumnation.

Das ist nicht einfach eine Behauptung von mir. Dafür gebe ich Ihnen gerne ein paar Belege. Natürlich nicht als Wissenschafter oder als jemand, der erklären könnte, wie ein Satellit oder eine Raumstation funktioniert. Aber als Bundesrat und Forschungsminister, der stolz darauf ist, was Schweizer Hochschulen und ihre Forschenden und was Schweizer Ingenieurinnen und Ingenieure in der Privatwirtschaft im Raumfahrtbereich zu leisten imstande waren und zu leisten imstande sind.

Wie gesagt: Schon bei der ersten Mondlandung der Amerikaner im Jahre 1969 war einige «Swissness» mit von der Partie:

  • Der Klettverschluss, vor über 70 Jahren vom Waadtländer Ingenieur Georges de Mestral vorgestellt, hielt die Raumfahrtanzüge der Astronauten zusammen.
  • Die Astronauten vertrauten auf die Bieler «Moonwatch» von einem berühmten Uhrenhersteller, die selbst bei schlechtesten Bedingungen richtig tickt.
  • Noch vor ihrer Landes-Flagge installierten die US-Astronauten ein kleines silbernes Segel. Dieses wurde an der Uni Bern entwickelt und sollte Partikel des Sonnenwindes einfangen.

Aktuellere Schweizer Erfolgsmeldungen in Sachen Weltraumtechnologe gibt es natürlich auch:

  • Die sogenannte Nutzlast-verkleidung der europäischen Ariane-Raketen wird in der Schweiz gebaut. Diese Hülle des obersten Teils der Raketen schützt die kostspieligen Satelliten, die in den Weltraum gebracht und dort abgesetzt werden. Bei allen bisher über 250 Ariane-Starts hat dieses in Emmen gebaute Produkt seine absolute Zuverlässigkeit unter Beweis gestellt.
  • Das europäische, weltweit nutzbare Navigationssystem Galileo funktioniert auf Milliardstel-Sekunden genau, dies dank den in Neuenburg entwickelten Atomuhren.
  • Oder eben die unglaubliche Rosetta-Mission der Europäischen Raumfahrtorganisation ESA. Mit einem Berner Schlüsselexperiment konnten absolut neue Erkenntnisse zur Entstehung unseres Sonnensystems gewonnen werden.

 

Meine Damen und Herren,

liebe Anwesende

Bei all ihren High-Tech-Beiträgen und bei all ihrer wissenschaftlichen Kompetenz: Was wäre die Weltraumnation Schweiz ohne ihre Astronauten?

Dies gefragt, freut es mich natürlich ausserordentlich, dass Claude Nicollier und Marco Sieber an dieser Veranstaltung zum Tag der Planetarien hier anwesend sind. Sie sind die Gesichter der Weltraumnation Schweiz auf weltweiter Ebene. Und Sie übernehmen in verdankenswerter Weise immer wieder die Funktion von ganz speziellen Botschaftern gerade auch für ein junges Publikum. Als solche haben Claude Nicollier und Marco Sieber heute Morgen ganz vielen Kindern über den faszinierenden Beruf Astronaut erzählt. Für beide war dieser Beruf ein Traum. Ein Traum, den sie mit Ausdauer, Willen und Können verwirklichen konnten. Ich hoffe gerne, dass sich einige der heute anwesenden jungen Menschen zu eigenen solchen Träumen haben inspirieren lassen. Oder dass sie sich wegen ihres Besuchs im Verkehrshaus den Themen Technologie und Wissenschaft angenähert haben.

Diese Hoffnung hat - dies gebe ich gerne zu - einen einfachen Grund. Uns fehlen Fachkräfte im sogenannten MINT-Bereich. M wie Mathematik, I wie Ingenieurwesen, N wie Naturwissenschaften und T wie Technik: Sie sind in unserer zunehmend digitalisierten Welt extrem wichtig.

Deshalb haben wir der Akademie der Technischen Wissenschaften den Auftrag erteilt, den Nachwuchs im MINT-Bereich zu fördern. Die entsprechenden Massnahmen fokussieren sehr stark auf Kinder und Jugendliche im Vorschul- und Primarschulalter. Sehr oft erfolgen bereits hier richtungsweisende Entscheidungen bezüglich künftiger Bildungswege. Bildungswege übrigens, die ich explizit nicht bloss im hochschulischen Kontext verstanden haben möchte. Denn auch aus unserer starken Berufsbildung gehen MINT-Praktikerinnen und -Praktiker hervor. Diese sind für das Funktionieren der Schweizer Volkswirtschaft von grundsätzlicher Bedeutung.

 

Zurück zur Raumfahrtnation Schweiz. Ja, die Schweiz will eine Raumfahrtnation sein. Das hat sie bereits 1975 selbstbewusst markiert. Damals war sie Gründungsmitglied der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Seither fungiert die ESA für die Schweiz wie für andere Mitgliedsländer, die keine eigene entsprechende Institution haben, quasi als Raumfahrtagentur. Das heisst, dass Claude Nicollier und Marco Sieber ESA-Astronauten sind. Und das heisst, dass die Weltraumaktivitäten unserer gut 250 Unternehmen und Hochschulinstitute, die in der Weltraumforschung und -innovation aktiv sind, hauptsächlich über die ESA und ihre Programme erfolgen. Die Teilnahme an diesen Programmen finanziert der Bund mit derzeit gut 200 Mio. CHF pro Jahr. Das sind zum ganz grossen Teil Gelder, die wieder in den Standort Schweiz zurückfliessen.

Die Stossrichtungen, die die Schweiz im Weltraumbereich verfolgt, hat der Bundesrat im vergangenen Jahr in der Weltraumpolitik 2023 wie folgt definiert:

  • Zugang und Widerstandsfähigkeit durch gezielte Programmbeteiligungen
  • Wettbewerbsfähigkeit und Relevanz dank wissenschaftlicher Erstklassigkeit und kompetitiver Unternehmen
  • Partnerschaft und Zuverlässigkeit in der internationalen Zusammenarbeit.

 

Damit dies der Weltraumnation Schweiz gelingt, ist sie auf internationale Partnerschaften auch über die ESA hinaus angewiesen. Vor diesem Hintergrund habe ich für die Schweiz Mitte April im NASA-Hauptquartier in Washington zusammen mit unserem Astronauten Marco Sieber die sogenannten Artemis Vereinbarungen unterzeichnen dürfen. Mit der Schweiz haben nun 39 Staaten auf allen Kontinenten diese Vereinbarungen unterschrieben. Sie bekräftigen damit ihr gemeinsames Engagement für eine nachhaltige und friedvolle Erkundung und Nutzung des Weltraums. Ziel des Artemis-Programms ist zunächst die Rückkehr des Menschen zum Mond und anschliessend eine bemannte Marsmission. Die Schweiz ist bereits heute via der ESA mit Industrie und Wissenschaftsbeiträgen involviert!

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

Marco Sieber hat sein Grundtraining als ESA Astronaut abgeschlossen und wird voraussichtlich in den kommenden Jahren zu Internationalen Raumstationen fliegen. Da träumen erlaubt ist, hoffen wir für ihn, dass es eines Tages mit einer Artemis Mission bis zum Mond geht. Sie würden damit allen anderen grossen Astronauten folgen und natürlich auch Tim und Struppi, die übrigens mit ihrer Rakete und ihrer Mission auch Tesla-Erfinder Elon Musk inspiriert haben sollen. Der Prototyp seiner ersten Rakete ähnelt dieser von Tim und Struppi sehr.

Wie auch immer Ihre Rakete aussehen wird, Marco Sieber, wir drücken die Daumen!

 

Ich wünsche Ihnen allen weiterhin einen himmlischen Tag der Planetarien und danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.


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Kommunikation GS-WBF
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