EKR - Auswertungsbericht 2023: Rassismusvorfälle aus der Beratungsarbeit

Bern, 28.04.2024 - Das Beratungsnetz für Rassismusopfer hat im Jahr 2023 insgesamt 876 Fälle rassistischer Diskriminierung dokumentiert und ausgewertet, 168 Fälle mehr als im Vorjahr. Die meisten Vorfälle ereigneten sich im Bildungsbereich, am Arbeitsplatz sowie im öffentlichen Raum. Sie betrafen am häufigsten Ausländer- bzw. Fremdenfeindlichkeit, Anti-Schwarzen Rassismus. Dies zeigt, dass Veränderungen auf struktureller und institutioneller Ebene in den Bereichen Bildung, Politik sowie auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt dringend notwendig sind.

 

Die Zunahme von rund 24% gemeldeter Vorfälle rassistischer Diskriminierung im Jahr 2023 ist auf gesellschaftliche Entwicklungen und Ereignisse im Laufe des Jahres zurückzuführen. Der Krieg im Nahen Osten hat rassistische und antisemitische Dynamiken in der Gesellschaft verstärkt und somit auch Auswirkung auf in der Schweiz lebende Menschen. Darüber hinaus haben das Beratungsnetz zahlreiche Meldungen von meist nicht direkt betroffenen Personen erreicht, die gegen die Verbreitung von Vorurteilen und diskriminierenden Äusserungen und Illustrationen im Rahmen der Wahlkampagnen vorgehen wollten. Diese solidarische Mobilisierung ist für die Bewältigung und Bekämpfung von Rassismus von zentraler Bedeutung und bekräftigt den gesellschaftlichen Zusammenhalt.  

Der Bildungsbereich ist mit 181 Fällen, der am stärksten betroffene Lebensbereich. So meldet eine Mutter wie ihr 11-jähriger Sohn verstörende Bilder und Beleidigungen im Klassenchat bekommt und immer wieder mit dem N-Wort angesprochen wird. Die Schule unternimmt nichts, mit der Begründung, dass es eine WhatsApp-Gruppe unter Schülerinnen und Schülern sei und nichts mit der Schule zu tun habe. Der stetige Anstieg an Meldungen im Bildunsgbereich verdeutlicht die Wichtigkeit diskriminierungssensibler Aufklärungsarbeit bei Schülerinnen und Schülern sowie fortlaufender Weiterbildung und Bereitstellung von Instrumenten zur Prävention und Intervention für das gesamte Schulpersonal. 

Die am häufigsten genannten Diskriminierungsmotive sind Ausländer- und Fremdenfeindlichkeit mit 387 sowie Anti-Schwarzer Rassismus mit 327 Meldungen. Zugenommen haben zudem Beratungsfälle aufgrund der Feindlichkeit gegen Menschen aus dem arabischen Raum mit 69 Meldungen sowie der inhaltlich verwandten Kategorie antimuslimischer Rassismus mit 62 Nennungen. Auch Fälle von Antisemitismus (46) haben markant zugenommen. 

Rassismuserfahrungen führen zu einem Vertrauensverlust in Institutionen und Gesellschaft. Deshalb braucht es Massnahmen, die instutionalisierte Prozesse in den Blick nehmen, um rassistische Strukturen und Benachteiligungen zu identifizieren und abzubauen. Dabei ist es entscheidend, die Partizipation von Betroffenen zu gewährleisten und sicherzustellen, dass ihre Stimmen und Perspektiven gehört und berücksichtigt werden.


Der Bericht kann auf Deutsch, Französisch und Italienisch unter www.network-racism.ch heruntergeladen und bestellt werden bei: Beratungsnetz für Rassismusopfer, Tel. 031 302 01 61, beratungsnetz@humanrights.ch.


Adresse für Rückfragen

Ursula Schneider Schüttel, Präsidentin EKR, 078 603 87 25, ursula.schneiderschuettel@bluewin.ch
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Gina Vega, Leiterin Beratungsnetz für Rassismusopfer, 031 301 92 74, gina.vega@humanrights.ch



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