Das Bildgedächtnis der Schweiz

Bern, 23.04.2024 - Das Archiv des Ansichtskartenverlags Photoglob-Wehrli ist das bedeutendste seiner Art. 13’000 Fotografien des Verlags Wehrli mit Schweizer Ortsbildern und Landschaften aus dem Zeitraum 1897 bis 1934 sind nun auf www.helveticarchives.ch erschlossen und stehen auf Wikimedia Commons allen frei zur Verfügung. Der wertvolle Fotobestand ermöglicht den Nutzenden eine Entdeckungsreise durch die Schweiz.

Das Archiv Photoglob-Wehrli der beiden grössten Schweizer Ansichtskartenverlage Photoglob AG und Wehrli AG ist das bedeutendste seiner Art. Es befindet sich in der Graphischen Sammlung der Schweizerischen Nationalbibliothek. Nach einem gross angelegten Erschliessungsprojekt sind nun 13’000 Fotografien aus dem Wehrli-Bestand mit Schweizer Ortsbildern und Landschaften aus dem Zeitraum 1897 bis 1934 digitalisiert und auf www.helveticarchives.ch erschlossen. Sie stehen zudem allen als hochaufgelöste Dateien auf Wikimedia Commons frei zur Verfügung.

Der Ansichtskartenboom mit Fokus auf touristischen Orten und Landschaften

Im Zuge des in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts erwachenden Tourismus in der Schweiz entstand ein eigentlicher Ansichtskartenboom. Diverse Verlage wurden gegründet, unter anderem die beiden Verlage Photoglob AG (Gründung 1889 in Zürich, spezialisiert auf die Herstellung von schwarz-weissen Ansichtskarten touristisch interessanter Orte und Landschaften der Schweiz) und Wehrli AG (Mitte der 1890er-Jahre von den Gebrüdern Bruno, Harry und Artur Wehrli in Kilchberg ZH gegründet, Pioniere der fotografischen Erschliessung der alpinen Landschaften). Diese schlossen sich 1924 zur Photoglob-Wehrli & Co. AG zusammen. Seit 1974 lautet der Firmenname Photoglob AG.

Die Spannweite der wertvollen Sammlung Photoglob-Wehrli

Das Archiv Photoglob-Wehrli umfasst fotografische Dokumente aus allen Produktionsstufen. Innerhalb des rund 115 Laufmeter zählenden Gesamtbestands umfasst der Wehrli-Teil 43’468 lose Bildeinheiten von den Gebrüdern Wehrli oder von beauftragten Fotografen. Es sind Schwarz-Weiss-Fotografien in Form von Glasnegativen, Glasdiapositiven, Kunststoffnegativen, Kunststoffdiapositiven, Rohabzügen (Vintage Prints), ausserdem Fotoabzüge aus den 1970er-Jahren. Dazu kommen gedruckte Ansichtskarten und 200 Musteralben mit Vintage Prints. Anhand der erhaltenen Negativkontrollbücher lassen sich die Fotografien grösstenteils einwandfrei identifizieren. Thematisch liegt der Fokus auf: Schweizer Landschaften, Alpen und Hochgebirge, Ortsansichten, Stadt- und Dorfpartien, Gebäuden sowie Orten von besonderem touristischem Interesse.

Die Geschichte der Übernahme des Fotobestands

Nach dem Übergang zur Produktion farbiger Ansichtskarten übergab die Photoglob AG die Unterlagen zur Schwarz-Weiss-Produktion als Dauerdepositum ans Eidgenössische Archiv für Denkmalpflege (EAD). Die Ablieferung erfolgte in den Jahren 1974 bis 1996 sowie in Form einer Nachlieferung im Jahr 2007. Ab 1974 wurden systematisch Fotopositive von den originalen Glasnegativen erstellt, die dem Publikum für die Benutzung zur Verfügung gestellt wurden. 2007 wurde das Depositum in eine Schenkung umgewandelt, gleichzeitig wurden die Urheberrechte ans EAD abgetreten. Das EAD und damit das Archiv Photoglob-Wehrli sind seit 2007 Teil der Graphischen Sammlung der Schweizerischen Nationalbibliothek.

Eine fotografische Entdeckungsreise durch die Schweiz

Die Dokumente in der Nationalbibliothek belegen exemplarisch die Tätigkeit eines der grossen Ansichtskartenverlage in der Schweiz der Boomzeit. Dank der inhaltlich breiten Fächerung mit Abbildungen aus allen Landesteilen und der qualitativ hochstehenden Fotografien ist die Sammlung Wehrli von unschätzbarem Wert für das «Bildgedächtnis der Schweiz». Sie dokumentiert auf umfassende und eindrückliche Art die Landschafts- und Siedlungsentwicklung der Schweiz. Mit der Bereitstellung der hochaufgelösten Bilder auf Wikimedia Commons ist das Entdecken dieser Bildwelt, aber auch die Erkundung von Dörfern, Städten und Landschaften der Schweiz, wie sie sich damals präsentierten, für alle jederzeit kostenlos möglich.

 

Die Graphische Sammlung der Schweizerischen Nationalbibliothek sammelt, pflegt und vermittelt das bildliche Kulturerbe der Schweiz und stellt es für Nutzung und Forschung zur Verfügung. Ihr Bestand umfasst Bilddokumente zu Landschaft, Siedlung und Bauwerken sowie zu Geschichte, Brauchtum, Kultur und Persönlichkeiten der Schweiz. Neben grafischen Werken, Fotografien, Plakaten, künstlerisch gestalteten Büchern sowie Archiven von Künstlern und Künstlerinnen umfasst die Sammlung auch die Unterlagen des Eidgenössischen Archivs für Denkmalpflege (EAD) zu Baudenkmälern, archäologischen Grabungen und geschützten Ortsbildern in Form von Plänen, Berichten und Fotografien.

Die Schweizerische Nationalbibliothek (NB) sammelt Helvetica – Texte, Bilder und Töne der Schweiz – und sichert mit ihren Sammlungen das kollektive Gedächtnis der Schweiz. In Zusammenarbeit mit anderen Institutionen ermöglicht sie einen breiten Zugang zum kulturellen Erbe des Landes. Als zentrale Gedächtnisinstitution schlägt die Nationalbibliothek eine Brücke von der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft. Sie spiegelt dabei die Vielfalt sowie die Mehrsprachigkeit des Landes und fördert Gemeinschaft und Innovation. Die Nationalbibliothek ist eine Institution des Bundesamts für Kultur (BAK).


Adresse für Rückfragen

Kathrin Gurtner, Stellvertretende Leiterin Dienst Graphische Sammlung, Schweizerische Nationalbibliothek NB, Tel. +41 58 464 80 86, Kathrin.gurtner@nb.admin.ch



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