Konjunkturprognose bestätigt: 2024 nur unterdurchschnittliches Wachstum der Schweizer Wirtschaft
Bern, 19.03.2024 - Wie bisher erwartet die Expertengruppe Konjunkturprognosen des Bundes für 2024 ein deutlich unterdurchschnittliches Wachstum des Sportevent-bereinigten BIP der Schweiz (1,1 %; unveränderte Prognose). Im Zuge einer allmählichen Erholung der Weltwirtschaft sollte sich das Wachstum 2025 bei 1,7 % normalisieren (unveränderte Prognose).* Es bestehen konjunkturell sowohl Abwärtsrisiken als auch Aufwärtspotenziale.
Im 4. Quartal 2023 wuchs die Schweizer Wirtschaft erneut moderat. Wiederholt erwies sich der Dienstleistungssektor als massgebliche Wachstumsstütze. Hingegen war die Wertschöpfung im verarbeitenden Gewerbe rückläufig, insbesondere in der chemisch-pharmazeutischen Industrie. Aktuell lassen viele Indikatoren erwarten, dass die Schweizer Wirtschaft in naher Zukunft weiterhin moderat wächst.
Die globale Konjunktur war bis zuletzt von einer grossen Heterogenität geprägt. Die US-amerikanische Wirtschaft wuchs im 4. Quartal stärker als erwartet. Auch die chinesische Wirtschaft verzeichnete ein substanzielles Wachstum. Dagegen stagnierte der Euroraum lediglich; in Deutschland war das BIP sogar rückläufig. Auch in den kommenden Quartalen dürfte sich der Euroraum verhalten entwickeln, mit entsprechenden bremsenden Effekten auf die exponierten Bereiche der Schweizer Exportwirtschaft. Insgesamt dürfte die Weltnachfrage aus Sicht der Schweiz bis Ende 2025 langsamer wachsen als im historischen Mittel.
Vor diesem Hintergrund prognostiziert die Expertengruppe Konjunkturprognosen für 2024 ein Wachstum der Schweizer Wirtschaft von 1,1 % (unveränderte Prognose). Damit würde die Schweizer Wirtschaft wie im vergangenen Jahr deutlich unterdurchschnittlich wachsen. Gegenüber der Prognose von Dezember wurden die Erwartungen für die Investitionen nach unten angepasst. Insbesondere lasten die sinkende Auslastung der industriellen Produktionskapazitäten und die gestiegenen Finanzierungskosten auf der Investitionsdynamik. Demgegenüber sind weiterhin stützende Effekte vom privaten Konsum zu erwarten. Dazu tragen die günstige Lage am Arbeitsmarkt und der Rückgang der Inflation bei.
Die Beschäftigung dürfte 2024 etwas schneller wachsen als bislang prognostiziert. Im Zuge der moderaten konjunkturellen Entwicklung sollte die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt bei 2,3 % (unveränderte Prognose) zu liegen kommen. Ähnlich wie in anderen Ländern ist die Inflation auch in der Schweiz bis zuletzt zurückgegangen, u. a. aufgrund der Energiepreise sowie der Aufwertung des Schweizer Frankens. Im Durchschnitt des laufenden Jahrs dürfte die Inflation auf 1,5 % (Prognose vom Dezember: 1,9 %) sinken.
In der zweiten Hälfte des Prognosehorizonts sollte eine gewisse Normalisierung stattfinden. Die Expertengruppe Konjunkturprognosen erwartet, dass sich 2025 die Weltwirtschaft und insbesondere Europa allmählich von der Schwächephase der vorangegangenen zwei Jahre erholen. Damit gewinnen auch die Schweizer Exporte und Investitionen wieder an Fahrt. Insgesamt prognostiziert die Expertengruppe Konjunkturprognosen für 2025 ein Wachstum des Sportevent-bereinigten BIP von 1,7 % bei einer jahresdurchschnittlichen Arbeitslosigkeit von 2,5 % (unveränderte Prognosen). Die Inflationsrate dürfte bei 1,1 % liegen (unveränderte Prognose).
Konjunkturrisiken
Die konjunkturelle Risikolandschaft präsentiert sich ausgeglichener als bei der Prognose von Dezember 2023.
Geopolitische Risiken bleiben mit den bewaffneten Konflikten im Nahen Osten und in der Ukraine bestehen. Eine Eskalation könnte u. a. mit stark steigenden Rohstoffpreise einhergehen. Angesichts verhältnismässig hoher Kerninflationsraten bleibt auch unabhängig davon das Risiko bestehen, dass international die Geldpolitik länger restriktiv bleibt als angenommen. Die globale Nachfrage würde damit weiter gebremst. Ausserdem könnten sich bestehende Risiken im Zusammenhang mit der globalen Verschuldung, Risiken von Korrekturen an den Immobilien- und Finanzmärkten sowie Bilanzrisiken bei Finanzinstitutionen verschärfen.
Risiken für die internationale Konjunktur und damit für den Schweizer Aussenhandel gehen ausserdem von der Entwicklung in Deutschland und in China aus. So könnte sich die deutsche Industrie deutlicher abschwächen und die exponierten Bereiche der Schweizer Wirtschaft stärker bremsen als erwartet. Zudem könnte sich die chinesische Wirtschaft im Zuge der Krise im Immobiliensektor, der hohen Verschuldung und der eingetrübten Stimmung von Unternehmen und Haushalten stärker abkühlen als angenommen.
Andererseits ist aber auch denkbar, dass die konjunkturelle Erholung zügiger verläuft als derzeit absehbar. Dies etwa, falls die Inflation international schneller zurückgeht als angenommen, wodurch die Kaufkraft der Haushalte zusätzlich gestärkt würde und die Geldpolitik rascher gelockert werden könnte. Dies würde die Nachfrage zusätzlich stützen.
* Weiterführende Informationen zur Prognose der Expertengruppe Konjunkturprognosen des Bundes finden sich im beiliegenden Kapitel « Konjunkturprognose » der « Konjunkturtendenzen Frühjahr 2024 » sowie unter www.seco.admin.ch/konjunkturprognosen.
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