Bundesrat verabschiedet Bericht zu den Einkommen der Bauernfamilien

Bern, 01.03.2024 - Nach einem stetigen Anstieg zwischen 2015 und 2021 ist das landwirtschaftliche Einkommen im Jahr 2022 erstmals seit sieben Jahren gesunken. Zudem liegen die Arbeitseinkommen in der Landwirtschaft mehrheitlich unter den Löhnen in der übrigen Wirtschaft. Dies zeigt der vom Bundesrat am 1. März 2024 verabschiedete Bericht. Ein wichtiges Element zur Verbesserung der Einkommen ist eine gute Ausbildung der Landwirtinnen und Landwirte. Für das Monitoring der Einkommensentwicklung der Bauernfamilien sieht der Bundesrat Anpassungsbedarf beim Vergleich der Einkommen in der Landwirtschaft mit jenen der übrigen Bevölkerung.

Der in Erfüllung des Postulats 21.4585 Bulliard vorgelegte Bericht zeigt, dass das landwirtschaftliche Einkommen zwischen 2015 und 2021 um durchschnittlich 32 Prozent auf 80'709 Franken gestiegen ist. Im Jahr 2022 ist das landwirtschaftliche Einkommen hingegen erstmals seit 2015 gesunken - und zwar um minus 1,3%. Zudem bleibt der Arbeitsverdienst in der Landwirtschaft im Vergleich zu den Löhnen des zweiten und dritten Sektors weiterhin tief. Es besteht ein Gefälle zwischen dem Tal- und dem Berggebiet.

Grosse Unterschiede innerhalb der Landwirtschaft

Bei den Einkommen in der Landwirtschaft gibt es allerdings grosse Unterschiede.  Diese haben verschiedene Ursachen. Neben den klimatischen und topografischen Bedingungen spielt die Ausbildung eine wichtige Rolle. Gut ausgebildete Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter verdienen im Durchschnitt deutlich mehr und verzeichneten in den letzten Jahren einen stärkeren Anstieg des Arbeitsverdienstes im Vergleich zu Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter mit geringer Ausbildung. Daneben beeinflusst die Produktionsausrichtung der Betriebe die Einkommenssituation, da bestimmte landwirtschaftliche Aktivitäten wie Spezialkulturen und Veredlung lukrativer sind als beispielsweise Milchvieh- und Mutterkuhhaltung. Auch die Betriebsgrösse hat einen Einfluss, wobei grössere Betriebe tendenziell höhere Einkommen erzielen.

Vergleichsweise niedrige Arbeitsverdienste in der Landwirtschaft

Mit einem mittleren Arbeitsverdienst von rund 17 Franken pro Stunde sind die Arbeitsverdienste in der Landwirtschaft im Vergleich mit den Einkommen im 2. und 3. Sektor niedrig. Der Vergleich der landwirtschaftlichen Einkommen mit den Löhnen anderer repräsentativer Berufe in der Wertschöpfungskette (z.B. Veterinärwesen, Fleisch- und Milchverarbeitung, Transport, Gastgewerbe) zeigt, dass diese Löhne über dem Median des landwirtschaftlichen Arbeitsverdienstes pro Familienarbeitseinheit von 50'551 Franken liegen. Der Median des jährlichen Bruttolohns lag zwischen 54'840 Franken im Gastgewerbe und 95'964 Franken bei den Tierärztinnen und Tierärzten. In der Talregion jedoch lag der Median des landwirtschaftlichen Arbeitsverdienstes mit Ausnahme der Tierärztinnen und Tierärzte sowie der Landmaschinenmechanikerinnen und Landmaschinenmechaniker über dem Median der analysierten Berufe der Wertschöpfungskette.

Eine wichtige Rolle spielt das ausserlandwirtschaftliche Einkommen der Bauernfamilien. Das Gesamteinkommen der landwirtschaftlichen Haushalte setzt sich aus dem landwirtschaftlichen und dem ausserlandwirtschaftlichen Einkommen zusammen und betrug im Jahr 2021 durchschnittlich 111'284 Franken. Das ausserlandwirtschaftliche Einkommen machte im Jahr 2021 durchschnittlich 31% des Gesamteinkommens aus. In der Hügel- und Bergregion hat es eine grössere Bedeutung als in der Talregion. Über 93% der landwirtschaftlichen Haushalte geben an, über eine oder mehrere zusätzliche Einkommensquellen zu verfügen. Das Einkommen aus unselbständiger Erwerbstätigkeit spielt dabei die wichtigste Rolle und macht im Durchschnitt 72% des ausserlandwirtschaftlichen Einkommens aus. Die ausserlandwirtschaftliche Erwerbstätigkeit von Frauen in der Landwirtschaft hat in den letzten Jahren zugenommen. Im Jahr 2022 ging mehr als die Hälfte der Frauen in der Landwirtschaft einer ausserlandwirtschaftlichen Erwerbstätigkeit nach.

Rahmenbedingungen zur Einkommensverbesserung gestalten

Der Bericht zeichnet ein differenziertes Bild der wirtschaftlichen Lage der Landwirtschaft. Einerseits sind die auf die Arbeitsstunde (Basis 2800 jährliche Arbeitsstunden) umgerechneten Arbeitsverdienste niedrig. Andererseits hat sich die Einkommenssituation der landwirtschaftlichen Betriebe in den letzten Jahren insgesamt positiv entwickelt. Wichtig ist, die agrarpolitischen Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass die Landwirtschaft ihre Potenziale zur Einkommensverbesserung ausschöpfen kann.

Um die Entwicklung der Einkommen der Bauernfamilien künftig noch besser verfolgen zu können, erachtet der Bundesrat eine methodische Überarbeitung des Einkommensvergleichs als angezeigt. Dieser soll künftig auf Verordnungsstufe geregelt werden. Er hat das WBF beauftragt, ihm bis Ende 2026 einen entsprechenden Antrag zu unterbreiten.


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