George Bovet war Bundeskanzler von 1934 bis 1943.
Sohn des Neuenburger Staatsschreibers; Gymnasium in Genf; Studium der Sprachwissenschaften in Berlin und der Rechte in Bern; Dr. iur.; 1896–1898 Redaktor des "National Suisse" (La Chaux-de-Fonds), 1898–1927 Berner Berichterstatter der Lausanner "Revue", des Pariser "Le Temps" und der "Frankfurter Zeitung". Ausserdem ab 1910 Angestellter der Bundeskanzlei, zuerst als Übersetzer, 1911–1934 als Sekretär des Nationalrates. 1927 wurde Bovet zum Vizekanzler gewählt.
Die dritte Kampfwahl um den Kanzlerposten
Die Konservative Volkspartei (heute CVP) fühlte sich mittlerweile mit zwei Bundesratssitzen gegenüber den vier der Freisinnigen und demjenigen der BGB (heute SVP) untervertreten. Im März 1934 erhob sie Anspruch auf das Kanzleramt. Die Freisinnigen akzeptierten zunächst die konservative Kandidatur. Als aber die konservative Fraktion gleichentags mit sehr knapper Mehrheit für den zurückgetretenen freisinnigen Bundesrat Heinrich Häberlin nicht den offiziellen freisinnigen Kandidaten Johannes Baumann, sondern einen liberalen Sprengkandidaten unterstützte, revanchierten sich die Freisinnigen mit der Kanzlerkandidatur des amtsjüngeren Vizekanzlers Bovet, und die Sozialdemokraten unterstützten die Freisinnigen. So wurden sowohl der offizielle freisinnige Bundesratskandidat als auch der freisinnige Vizekanzler Bovet gewählt.
Kronjurist des Parlaments und erster französischsprachiger Kanzler des Bundesstaates
Bovet wurde damit der erste französischsprachige Kanzler des Bundesstaates; er verzichtete auf den französischsprachigen zweiten Vizekanzler und übernahm die Verantwortung für die französischsprachige Redaktion selbst. Bovet war auch als langjähriger Insider und erfahrender Kronjurist des Parlaments überaus geschätzt. Erst nach dessen Rücktritt sollte dem 1934 unterlegenen Leimgruber 1943 der Sprung in dieses Amt gelingen.