(Karl Albrecht) Gottlieb Ringier

(Karl Albrecht) Gottlieb Ringier

Partei: FDP.Die Liberalen (FDP)
Geboren: 08.12.1837
Heimatort: Wasen in Emmental
Kanton: Bern (BE)
Gewählt: 14.12.1881
Zurückgetreten: 31.12.1909
Gestorben: 08.01.1929

Nachfolger von: Johann Ulrich Schiess
Vorgänger von: Hans Schatzmann



Gottlieb Ringier war Bundeskanzler von 1882 bis 1909.

Pfarrerssohn; Jugendjahre im Emmental, Gymnasium in Aarau; Rechtsstudium in Basel, München und Heidelberg; nach dem Tod des Vaters 1860 Verzicht auf Doktorat; eigene Anwaltspraxis in Zofingen; 1862 Aargauer Grossrat; 1863 Staatsanwalt. 1868–1877 Ständerat (1875 Präsidium). 1872 Eintritt in die Zofinger Anwaltskanzlei seines Schwiegervaters. Diese Erfolgsserie wurde unterbrochen, als Ringier 1877 nach einem Feuerwehreinsatz eine schwere Lungenkrankheit erlitt und seine Arbeit für Kuraufenthalte auf Korsika, in Davos und auf der Rigi für vier Jahre unterbrechen musste. Erst danach fühlte er sich wieder stark genug, um ins Berufsleben zurückzukehren.

Die erste Kampfwahl um den Kanzlerposten

Um diese Zeit trat Kanzler Schiess zurück. Bei den Nationalratswahlen 1881 konnten die radikalen Freisinnigen ihre Sitzzahl erheblich vergrössern. Sie wollten nun die liberal-konservative Mehrheit im Bundesrat stürzen. Anstelle von zwei bisherigen liberalen Bundesräten sollten zwei Radikale gewählt werden. Zürich sollte als Ersatz für den verlorenen Bundesratssitz den Kanzler stellen. Doch die Radikalen verloren die Bundesratswahl; die Kandidatur des radikalen Zürcher National- und Regierungsrats Johannes Stössel für das Kanzleramt wurde hinfällig. Das liberal-konservative Zentrum wählte mit katholisch-konservativer Unterstützung im vierten Wahlgang den ehemaligen Kollegen Ringier zum Bundeskanzler. Es war dies die erste Kanzlerwahl, die mehr als einen Wahlgang benötigte. In den Wiederwahlen war Ringiers Position dann unbestritten.

Vielseitiger Politiker an der Verwaltungsspitze

Trotz angeschlagener Gesundheit und häufiger Kuraufenthalte blieb Ringier 28 Jahre im Amt – fast so lange wie sein Vorgänger. Ruhiger als der zuweilen harsche Schiess, schaffte es Ringier, die Rolle der mustergültig aufgebauten Bundeskanzlei zu konsolidieren. Ringier wurde 1901 Ehrendoktor der Universität Basel und vom Bundesrat zum Präsidenten der Schweizerischen Schillerstiftung gewählt. Mit seinem Rücktritt ging 1909 eine über hundertjährige Periode des Kanzleramtes mit nur vier Amtsinhabern zu Ende. Nach seinem Rücktritt wurde Ringier fast 80jährig noch Mitglied der Pressekommission (Zensurbehörde) im Ersten Weltkrieg. 1929 verstarb er im Alter von 92 Jahren.


Letzte Änderung 19.10.2018

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