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Prognosen der Expertengruppe Konjunkturprognosen des Bundes Oktober

Prognosen der Expertengruppe Konjunkturprognosen des Bundes Oktober
2005

Trotz anhaltend hoher Erdölpreise haben sich in den letzten Monaten
zahlreiche Konjunkturindikatoren international wie auch in der Schweiz
verbessert. Die gegen Ende 2004 eingetretene Abkühlung der Schweizer
Wirtschaft, unter anderem aufgrund nachlassender Impulse vom Ausland,
dürfte überwunden sein. Aus Sicht der Expertengruppe des Bundes setzt
sich im Jahr 2005 der konjunkturelle Aufwärtstrend abgeschwächt fort.
Eine leichte Beschleunigung ist für 2006 zu erwarten. Die Experten
rechnen neu mit einem Wachstum des realen Bruttoinlandprodukts (BIP)
von 1,3% für 2005 und 1,7% für 2006.

Im Herbst 2005 stellen sich die weltwirtschaftlichen Aussichten relativ
freundlich dar. Dies obwohl sich die Hausse der Erdölpreise über den
Sommer hinweg fortgesetzt hat; im Oktober lagen die Notierungen (pro
Barrel Nordsee-Brent) bei knapp 60 US-Dollar und damit um fast 20
Dollar höher als zu Jahresbeginn. Bis jetzt scheint jedoch die
Weltkonjunktur hinreichend robust zu sein, um den negativen
Ölpreisschock ohne allzu grosse Auswirkungen zu verkraften. Eine
wichtige Rolle spielt hierbei sicherlich, dass die Inflation in den
meisten Ländern nach wie vor gemässigt verläuft und die Zinsen
anhaltend tief liegen.

Für die USA zeichnet sich vorerst eine Fortsetzung des lebhaften
Wachstums und nur eine leichte Verlangsamung im nächsten Jahr ab. Im
Euroraum lassen die mehrheitlich freundlich ausgefallenen
Konjunkturdaten der letzten Monate eine Beschleunigung des bislang
verhaltenen Wachstums erwarten. Allerdings erstreckt sich die
Verbesserung in wichtigen Ländern  vor allem Deutschland  bislang
hauptsächlich auf die Exportindustrie, dagegen noch kaum auf die
binnenwirtschaftlichen Sektoren. Ob die jüngste konjunkturelle
Aufhellung im Euroraum somit endlich in einen breit abgestützten
Aufschwung mündet oder sich einmal mehr als Strohfeuer entpuppt, bleibt
noch unsicher.

In der Schweiz hat sich das Konjunkturbild seit Jahresbeginn deutlich
aufgehellt. So zeigt sich bei umfragebasierten Frühindikatoren (u.a.
Einkaufsmanagerindex für die Industrie sowie KOF-Konjunktur-barometer)
seit einigen Monaten eine klare Aufwärtstendenz. Ermutigend ist darüber
hinaus, dass die schweizerische Konjunktur im Unterschied zu einigen
europäischen Ländern derzeit relativ breit abgestützt ist, weil neben
den Exporten auch die Binnennachfrage solide wächst. Namentlich die
Bauinvestitionen werden dieses Jahr nochmals ein hohes Wachstum
erreichen, welches vor allem vom Wohnbau getragen ist. Des weiteren hat
sich auch die private Konsumnachfrage belebt. Aufgrund der verbesserten
Entwicklung hat die Expertengruppe des Bundes ihre Prognose für das
BIP-Wachstum 2005 von 0,9 auf neu 1,3% nach oben revidiert.

Unter der Voraussetzung, dass das weltwirtschaftliche Umfeld freundlich
bleibt, ist für das kommende Jahr mit einer weiteren leichten
Wachstumsbeschleunigung der Schweizer Wirtschaft zu rechnen. Die
Expertengruppe prognostiziert für 2006 ein BIP-Wachstum von 1,7%. Dabei
wird, neben leicht stärkeren Exporten und privaten Konsum-
ausgaben, mit einer deutlichen Belebung der Ausrüstungsinvestitionen
gerechnet, weil mit steigender Kapazitätsauslastung der Bedarf für
Erweiterungsinvestitionen zunimmt. Hingegen dürfte die Hochkonjunktur
der Bauinvestitionen allmählich auslaufen und diese sich auf hohem
Niveau stabilisieren.

Die Teuerung, die im laufenden Jahr hauptsächlich ölpreisbedingt leicht
angezogen hat, wird weiterhin in gemässigten Bahnen verlaufen und 2005
und 2006 leicht über 1% liegen. Bei der erwarteten Festigung der
Konjunktur ist davon auszugehen, dass die kurz- und langfristigen
Zinsen im nächsten Jahr allmählich etwas ansteigen werden, im
historischen Vergleich aber nach wie vor tief bleiben.

Auf dem Arbeitsmarkt wird sich die wieder anziehende Konjunktur im
laufenden Jahr noch nicht positiv niederschlagen. Der minime Rückgang
der (saisonbereinigten) Arbeitslosenquote von 3,9 auf 3,8% ist
hauptsächlich durch den verstärkten Rückzug vom Arbeitsmarkt bedingt,
während die (vollzeitäquivalente) Beschäftigung 2005 nochmals leicht
abnehmen dürfte. Vor dem Hintergrund anhaltender Unsicherheit über die
Dauerhaftigkeit der Konjunkturbelebung scheinen die Unternehmen
bezüglich Personalaufstockung nach wie vor zurückhaltend zu
disponieren. Bei Fortsetzung der positiven Wirtschaftsentwicklung ist
aber im nächsten Jahr mit einer allmählichen Arbeitsmarktverbesserung
zu rechnen. Die Expertengruppe erwartet für 2006 im Jahresdurchschnitt
eine Beschäftigungszunahme um 0,3% und eine Arbeitslosenquote von 3,6%.

Die Konjunkturrisiken erscheinen für 2006 ausgewogen. Sollte die für
den Euroraum unterstellte anhaltende leichte Wachstumsbelebung
ausbleiben, würde sich dies negativ auf die Schweizer Exportwirtschaft
auswirken. Unsicherheiten bestehen darüber hinaus hinsichtlich der
Zinsen. Mit nominal wie auch real niedrigen Zinsen und einer deutlich
wachsenden Geldmenge wirkt die Geldpolitik in vielen Ländern weiterhin
expansiv, relativ zum momentanen Konjunkturverlauf. Die langfristigen
Zinsen haben die Erhöhung der Leitzinsen in 2004 und 2005 weltweit nur
begrenzt nachvollzogen; ein über Erwarten starker Zinsanstieg könnte
die Konjunktur 2006 belasten. Schwer prognostizierbar ist die weitere
Entwicklung des Ölpreises und die Auswirkungen auf die Teuerung.
Angesichts hoher Auslastung der Förderkapazitäten und weiter steigender
Weltnachfrage könnte der Erdölpreis 2006 höher liegen als unterstellt,
aber auch ein rascher Preisrückgang wäre möglich. Schlussendlich
stellen das stark gestiegene Leistungsbilanzdefizit der USA in
Verbindung mit dem hohen Budgetdefizit weiterhin Risiken für das
Vertrauen in den Dollar und für die Weltwirtschaft dar, auch wenn in
diesem Jahr dieses Thema an den Devisenmärkten eher in den Hintergrund
gedrängt wurde.

Ausgewählte Prognoseergebnisse zur schweizerischen Wirtschaft
Vergleich der Prognosen von Oktober 2005 und Juni 2005
Veränderung zum Vorjahr in %, Quoten

2005
2006

Okt. 05
Juni 05
Okt. 05
Juni 05
BIP
Konsumausgaben:
Private Haushalte und POoE
Staat
Bauinvestitionen
Ausrüstungsinvestitionen
Exporte
Importe
Beschäftigung 1)
Arbeitslosenquote
Landesindex der Konsumentenpreise
1.3
1.1
0.4
2.5
2.0
3.2
3.3
-0.3
3.8
1.2
0.9
0.8
0.7
1.0
2.0
2.5
2.9
-0.3
3.8
1.1
1.7
1.4
0.0
0.0
6.5
4.2
4.6
0.3
3.6
1.3
1.5
1.2
0.0
1.0
4.5
4.2
4.7
0.3
3.6
1.0
1) Vollzeitäquivalente
Quellen: Prognosen der Exprtengrupope Konjunkturprognosen des Bundes

Staatssekretariat für Wirtschaft
Kommunikation

Aymo Brunetti Tel. +41 (0)31 322 21 40  Bruno Parnisari Tel. +41 (0)31
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