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Mässiges Wachstum im 2. Quartal 2005

Mässiges Wachstum im 2. Quartal 2005

BIP im 2. Quartal 2005 *)  Nach einem geringen Rückgang im 4. Quartal
2004 hat das reale Bruttoinlandprodukt (BIP) der Schweiz in den ersten
beiden Quartalen 2005 ein mässiges Wachstum verzeichnet. Im 2. Quartal
betrug die Zunahme gegenüber dem Vorquartal 0,3% (saisonbereinigte
Werte, nicht auf Jahresbasis hochgerechnet). Verglichen mit dem
entsprechenden Vorjahresquartal stieg das reale BIP im 2. Quartal um
1,1%. Für das 1. Quartal 2005 wurde eine Korrektur der ursprünglich
geschätzten 0% auf +0,2% vorgenommen. Diese Ergebnisse des seco
berücksichtigen die neuen Jahresdaten der Volkswirtschaftlichen
Gesamtrechnung des Bundesamts für Statistik für die Jahre 2002 bis
2004.

Das Wachstum der privaten Konsumausgaben setzte sich im 2. Quartal mit
0,4% fort. Eine ausgeprägte Zunahme wiesen dabei die Rubriken Verkehr,
Nachrichtenübermittlung, Möbel und Freizeit auf. Die markante
nachträgliche Aufwärtskorrektur des Konsumwachstums im 1. Quartal (von
0,2% auf 0,8%), die infolge der Berücksichtigung neuer Daten**)
erfolgte, sollte nicht als Trendwende und Beginn einer starken Belebung
interpretiert werden, sondern eher als Aufholeffekt nach
vorangegangenen schwachen Quartalen.

Die Gesamtinvestitionen expandierten im 2. Quartal um 3,6%.
Verantwortlich dafür waren hauptsächlich die Bauinvestitionen, welche
ein Wachstum von 7% verzeichneten. Das witterungsbedingt schwache 1.
Quartal verursachte sowohl im Hoch- als auch im Tiefbau einen
Kompensationseffekt im 2. Quartal. Im Gegensatz zu den lebhaften
Bauinvestitionen konnten die Ausrüstungsinvestitionen mit 0,8% nur eine
relativ bescheidene Zunahme verzeichnen, dies dank der guten
Entwicklung der Rubriken Büromaschinen und Geräte der
Elektrizitätsherzeugung.

Die Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen erholten sich im 2.
Quartal deutlich vom Rückgang des vorangegangenen Quartals und stiegen
um 5,8%. Besonders stark fiel die Zunahme bei den Warenausfuhren aus
(+7,8%). Die Dienstleistungsexporte haben, nach einem sehr dynamischen
Jahr 2004, geringfügig weiter zugenommen (+0,7%). Weniger stark als die
Ausfuhren haben sich die Einfuhren von Waren und Dienstleistungen
entwickelt; aber auch sie verzeichneten eine ausserordentlich hohe
Zunahme von 4,5%. Zu diesem Wachstum haben allein die Wareneinfuhren
beigetragen (+5,5%), da die Dienstleistungsimporte konstant blieben
(0,0%).

Im Vergleich zum 2. Quartal des Vorjahres stieg der BIP-Deflator um
0,8%. Deutlicher fiel dagegen die Erhöhung der Preise für den privaten
Konsum (+1,7%) und für die Bauinvestitionen (+3,0%) aus, während die
Preise der Ausrüstungsinvestitionen im Berichtsquartal stagnierten. Im
Aussensektor nahmen die Exportpreise (Waren und Dienstleistungen) um
1,3% und diejenigen importierter Güter und Dienste  u.a.
erdölpreisbedingt  um 3,1% zu. In Bezug auf die Entwicklung der
Aussenhandelspreise verschlechterten sich die Terms of Trade deutlich,
was die Entwicklung des BIP-Deflators nach unten drückte.

Konjunkturtendenzen Herbst 2005 ***)

Die Schweizer Wirtschaft hat im ersten Halbjahr 2005 nicht mehr weiter
an Schwung verloren. Die konjunkturelle Talsohle dürfte durchschritten
sein und das Wachstum sich allmählich wieder verstärken. Das
aussenwirtschaftliche Umfeld, insbesondere die erst wenig gefestigte
Expansion im Euroraum und die höheren Erdölpreise bergen allerdings
nach wie vor Risiken.

Die Weltwirtschaft wuchs im ersten Halbjahr 2005 in solidem Tempo.
Während der Aufschwung in den USA auch im 2. Quartal 2005 lebhaft
verlief, blieb die konjunkturelle Dynamik im Euroraum verhalten. In
Japan scheint die Erholung wieder festeren Tritt gefasst zu haben.
Obwohl sich die Preishausse beim Rohöl über den Sommer hinweg
fortgesetzt hat, sind die internationalen Konjunkturindikatoren in den
letzten Monaten relativ freundlich ausgefallen. Dies gilt vor allem für
die USA, wo sich eine Fortsetzung des robusten Aufschwungs ankündigt.
Hingegen bleibt im Euroraum vorerst noch abzuwarten, ob sich die
Aufhellungstendenzen in den nächsten Monaten bestätigen können. Die
hohen Erdölpreise stellen weiterhin ein erhebliches
weltwirtschaftliches Risiko dar, das sich durch den Hurrikan «Katrina»
wegen der, zumindest zeitweise, verminderten Raffineriekapazitäten in
den USA noch verschärft hat.

Die Schweizer Wirtschaft hat nach der im zweiten Halbjahr 2004
eingetretenen Abkühlung in den beiden ersten Quartalen dieses Jahres zu
einem mässigen Wachstum zurückgefunden. Die Expansion verlief im 2.
Quartal breit abgestützt und wurde sowohl von der Inland- als auch der
Auslandnachfrage getragen. Allerdings ist diese erfreuliche Entwicklung
insofern etwas zu relativieren, als die starke Zunahme einzelner
Nachfragekomponenten  im 2. Quartal namentlich Bauinvestitionen und
Warenausfuhren  auch Aufholeffekte nach schwächeren vorangegangenen
Quartalen widerspiegeln und sich kaum in dieser Form fortsetzen dürfte.

Für die zweite Jahreshälfte zeichnet sich von den Frühindikatoren her
eine weitere Festigung der Schweizer Wirtschaft ab, jedoch noch kaum
eine starke Beschleunigung. So muss sich bei den
Ausrüstungsinvestitionen eine nachhaltige Belebung erst noch
einstellen, während das Wachstum des privaten Konsums durch die nach
wie vor herrschende Arbeitsmarktflaute begrenzt werden dürfte.

Die Hochwasser von Ende August in der Schweiz haben in den betroffenen
Regionen zwar grosse Schäden verursacht, ihr Einfluss auf die
gesamtschweizerische Konjunktur dürfte jedoch nur gering sein. Zum
einen sollten die Wirtschaftstätigkeiten, die durch die Schäden
verhindert wurden, im Verhältnis zum BIP begrenzt bleiben, zum andern
werden Ausgaben für Wiederaufbau und Reparatur die negativen
Auswirkungen teilweise kompensieren.

Das grösste Konjunkturrisiko für die Schweiz dürfte nach wie vor im
Euroraum liegen, wo das Wachstum, insbesondere in Deutschland,
angesichts fehlender binnenwirtschaftlicher Dynamik in hohem Masse vom
Export abhängt und entsprechend anfällig auf negative
aussenwirtschaftliche Schocks, wie etwa weiter steigende Ölpreise oder
einen wieder schwächeren Dollarkurs, bleibt.

Staatssekretariat für Wirtschaft
Kommunikation

*) Ohne gegenteilige Anmerkung werden die hier aufgeführten
Veränderungsraten gegenüber dem Vorquartal aus saisonbereinigten
Reihen, zu Preisen des Vorjahres (verkettete Reihen, Referenzjahr
2000), berechnet.

**) Vgl. Technische Notiz «Revision 2004» und Kapitel privater Konsum
in der Publikation «Konjunkturtendenzen Herbst 2005»

***) Das seco publiziert quartalsweise einen Bericht über die
Konjunkturtendenzen, in dem die internationale und die schweizerische
Wirtschaftsentwicklung dargestellt wird

Aymo Brunetti Tel. +41 (0)31 322 21 40  Bruno Parnisari Tel. +41 (0)31
323 16 81