Schweizer Wappen

CONFOEDERATIO HELVETICA
Die Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft

Homepage
Mail
Suche

Messprogramm der Nationalen Alarmzentrale (NAZ): Radioaktivität im Tessin, erfasst aus 100 Metern Höhe

Zürich den 14. Juni 2005

Medieninformation

Messprogramm der Nationalen Alarmzentrale (NAZ): Radioaktivität im Tessin,
erfasst aus 100 Metern Höhe

Jedes Jahr führt die Nationale Alarmzentrale (NAZ) mit einem Super Puma
Helikopter der Luftwaffe Radioaktivitäts-Messflüge in der Schweiz durch, um
sich auf den Einsatzfall vorzubereiten. Routinemässig werden dabei jeweils
zwei der Schweizer Kernanlagen überflogen. Schwerpunkte des diesjährigen
Programms sind jedoch verschiedene Messungen im Tessin, u.a. über der Stadt
Bellinzona, sowie eine gemeinsame Übung mit den Tessiner Einsatzkräften.

Das diesjährige Radioaktivitäts-Messprogramm Aeroradiometrie findet vom 20.
bis 23. Juni statt. Turnusgemäss werden in diesem Jahr im Auftrag der
Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (HSK) die beiden Schweizer
Kernkraftwerke in Gösgen und Mühleberg überflogen. Am 22. Juni sorgen die
Messungen im Kanton Tessin inklusive einer gemeinsamen Messübung mit den
lokalen Einsatzkräften für ein besonders befrachtetes Programm.

Verschiedene Messsysteme im Vergleich
Die NAZ misst in den ganzen Schweiz an insgesamt 58 Standorten die
Radioaktivität vollautomatisch. Alle 10 Minuten wird ein Messwert zur
MeteoSchweiz in Zürich und zur benachbarten NAZ übermittelt. Fünf dieser
sogenannten NADAM-Sonden befinden sich im Kanton Tessin, nämlich in Piotta,
Lugano, Locarno-Magadino, Stabio und Locarno-Monti. Die gemessenen
Durchschnittswerte bewegen sich zwischen 122 nSv/h und 172 nSv/h. Im
Vergleich zum Mittelland, wo der Durchschnitt bei rund 120 nSv/h liegt, sind
die Werte im Tessin etwas höher. Diese Unterschiede sind im
Wesentlichen auf den anderen geologischen Untergrund zurückzuführen.

Die Messsonden sind mit einer Alarmfunktion ausgestattet. Übersteigt ein
Messwert 1000 nSv/h wird in Zürich automatisch Alarm ausgelöst. In der Folge
wird die Ursache für die Erhöhung durch Radioaktivitätsspezialisten
abgeklärt. Hierfür kann die NAZ verschiedene Messequipen aufbieten. Einige
von ihnen werden nun im Tessin an einer Übung teilnehmen.

Die Messteams des Labor Spiez, der Hauptabteilung für die Sicherheit der
Kernanlagen sowie des Institut de Radiophysique Appliquée aus Lausanne
werden am 22. Juni verschiedene Messungen durchführen. Ziel ist der
Vergleich der Resultate mit den Erfahrungswerten der Bodensonden sowie der
vom Helikopter aus erhobenen Daten.

Gemeinsame Messübung mit den Tessiner Einsatzkräften
Schwerpunkt der diesjährigen Kampagne sind verschiedene Messungen im Tessin.
Von Tschernobyl im Jahr 1986 am stärksten betroffen, sind in diesem Kanton
bis heute vereinzelt noch leicht erhöhte Werte nachweisbar. Anlässlich der
letzten Messungen durch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) im Jahr 2003
festgestellte Punkte werden nun erneut überprüft.

Eine Sonderstellung im ganzen Programm nimmt aber die gemeinsame Übung zur
Ortung und Messung von radioaktiven Quellen ein. Die Abteilung Militär und
Bevölkerungsschutz des Kantons Tessin, welche auf Kantonsstufe für die
Vorbereitungen auf einen Ernstfall zuständig ist, nutzt die Gelegenheit für
die praktische Ausbildung ihrer Einsatzkräfte.

Die radioaktiven Quellen werden im Raum Magadino im Feld ausgelegt. Aufgabe
sowohl des Aeroradiometrie-Teams wie der kantonalen Einsatzkräfte wird es
sein, die Quellen zu suchen, zu orten und zu messen. Seitens Kanton sind es
Spezialisten der Kantonspolizei, des Centro di soccorso cantonale der
Feuerwehr von Bellinzona, sowie die AC-Schutz-Dienstschefs des
Zivilschutzes, welche die Detailmessungen im Feld vornehmen werden. Zu
diesem Zweck werden spezielle Messapparaturen eingesetzt. Die Quellen
stellen weder für die Bevölkerung noch für die Umwelt eine Gefahr dar.

Einsatz der Aeroradiometrie
Mit der Aeroradiometrie verfügt die NAZ über sehr effizientes Messmittel.
Mit dem Super Puma Helikopter der Luftwaffe kann eine Fläche von rund 70 km2
innerhalb von rund 3 Stunden kartiert werden. Dabei wird das fragliche
Gebiet in parallelen Bahnen aus einer Höhe von 100 Metern überflogen. Im
Sekundenintervall werden die Radioaktivitätswerte aufgezeichnet und direkt
als Karte dargestellt. In kurzer Zeit erhält die NAZ so einen Überblick über
die Radioaktivität in einem grösseren Gebiet. Mit demselben Verfahren können
verlorene radioaktive Quellen gesucht werden. Möglich wäre dies zum Beispiel
beim Absturz eines Transportflugzeuges.

EIDG. DEPARTEMENT FÜR VERTEIDIGUNG,
BEVÖLKERUNGSSCHUTZ UND SPORT
Information