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CONFOEDERATIO HELVETICA
Die Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft

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Es gilt das gesprochene Wort!
Pressekonferenz vom 30. Dezember 2004
 
Ausführungen von Herrn Bundespräsident Joseph Deiss

Das schreckliche Seebeben vom Stephanstag hat uns alle zutiefst erschüttert. Zehntausende von Menschen haben ihr Leben verloren, Millionen ihr Hab' und Gut. Ganze Landstriche wurden völlig verwüstet. Die Katastrophe hatte apokalyptische Ausmasse. Die Bilder, die seit Tagen um die Welt gehen und die uns das unermessliche Leid der betroffenen Menschen zeigen, machen zutiefst betroffen. Im Namen des Bundesrates und der ganzen Schweizer Bevölkerung möchte ich deshalb den Angehörigen der Opfer mein herzliches Beileid ausdrücken. 

Unsere Anteilnahme gilt gleichermassen den Familien der verunglückten Schweizerinnen und Schweizer und den in der Schweiz lebenden Menschen aus den betroffenen Staaten. Wir alle können das Leid nicht aus der Welt schaffen, das durch diese verheerende Flutkatastrophe ausgelöst wurde. Aber wir fühlen mit den Menschen in den betroffenen Ländern rund um den Indischen Ozean und mit den Angehörigen aller Opfer. Und wir können den betroffenen Menschen und Ländern unsere Solidarität hier in der Schweiz beweisen und unsere Hilfe vor Ort anbieten.

Ich habe heute Morgen um 10 Uhr den Bundesrat zu einer Telefonkonferenz zusammengerufen, um die aktuelle Lage zu analysieren und zusätzliche Massnahmen zu diskutieren. Der Bundesrat unterstützt die Initiative der drei Landeskirchen, die am 5. Januar um 1630 h im Berner Münster eine nationale Trauerfeier organisieren. Er wird durch Bundespräsident Samuel Schmid, Bundesrätin Micheline Calmy-Rey und durch mich selber vertreten sein. 

Am gleichen Tag findet eine nationale Spendenaktion statt. Der Bundesrat dankt der ganzen Bevölkerung für die bisherigen und alle weiteren Solidaritätsbekundungen. Menschliche Solidarität wollen wir aber auch gegenüber jenen Menschen in unserem Land beweisen, die von dieser Katastrophe ganz unmittelbar betroffen sind: Ich denke an die Familien von Schweizer Touristen , die ihr Leben verloren haben, aber auch an jene vielen tausend Frauen und Männer aus den betroffenen Ländern, die in der Schweiz leben und gegenwärtig trauern oder bange Stunden des Wartens und der Hoffnung erfahren.   

Als Zeichen dieser Trauer werden am 5. Januar auf allen Gebäuden der Eidgenossenschaft die Fahnen auf Halbmast gesetzt. Die Kantone sind eingeladen, das Gleiche zu tun.

Der Bundesrat hat unmittelbar nach der Flutkatastrophe humanitäre Hilfe und Sofortmaßnahmen für die betroffenen Länder eingeleitet. Wir danken all jenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Krisenstab des EDA, im Korps für humanitäre Hilfe, bei den Botschaften, Hilfsorganisationen und Reiseveranstaltern in den betroffenen Ländern, die in den letzten Tagen unermüdlich im Einsatz standen.

Über die Soforthilfe hinaus wollen wir aber auch den von der Katastrophe betroffenen Ländern und Regionen helfen. Millionen von Menschen dort haben alles verloren, und sie brauchen wieder eine Perspektive. Deshalb hat der Bundesrat an der heutigen Telefon-Konferenz auch über mittel- und längerfristige Hilfe diskutiert. Heute haben wir als dringliche Massnahme beschlossen, für die sofortige humanitäre Hilfe zusätzliche 25 Millionen Franken zu sprechen. Weiter wird das EDA ein mittel- und langfristiges Aufbauprogramm vorbereiten und so rasch wie möglich dem Bundesrat die entsprechende Finanzierung beantragen.

Darüber hinaus werden wir auch die Vereinten Nationen bei der Koordination der gemeinsamen Hilfsanstrengungen aktiv unterstützen. Entsprechend ist die Schweiz bereit, in Zusammenarbeit mit OCHA (Office for the Coordination of Humanitarian Affairs) und den Geberstaaten in Genf eine internationale Hilfskonferenz zu organisieren. Die enormen Schäden, die durch diese wohl grösste Naturkatastrophe seit Menschengedenken ausgelöst worden sind, können nur durch gemeinsame und koordinierte Anstrengungen aller Staaten bewältigt werden.