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Rückstände in Schweizer Seen: VBS-Bericht über Entsorgungen durch das EMD

3003 Bern, 18. November 2004

Medieninformation

Rückstände in Schweizer Seen: VBS-Bericht über Entsorgungen durch das EMD

Das Eidg. Department für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS)
hat gesamtschweizerisch die Ablagerungen durch das frühere Eidg.
Militärdepartement (EMD) in den Schweizer Seen untersuchen lassen. Dazu
zählen Munitionsversenkungen, die Nutzung von Seen als Zielgebiete von
Schiessübungen sowie die Versenkung von weiterem Armeematerial in Seen. Die
Resultate der breit angelegten Untersuchungen liegen nun vor. Ausserdem sind
mit einer verfeinerten Methodik für die Sprengstoffanalyse neue Wasser- und
Sedimentproben aus Thuner- und Brienzersee untersucht wurden.

Im Juli 2004 waren fünf Gutachterbüros mit den Recherchen beauftragt worden.
Die Resultate der Abklärungen sind in umfassenden Berichten dokumentiert.
Munitionsversenkungen wurden bestätigt im Thuner-, Brienzer- und Urnersee
sowie im Gersauerbecken des Vierwaldstättesees. In einigen Seen (Walensee,
Alpnachersee, Greifensee, Gotthardseen, Vierwaldstättersee, Lauerzersee)
konnte nachgewiesen werden, dass diverses Armeematerial versenkt worden ist.
Trümmer von Flugzeugabstürzen oder Schiffshavarien finden sich im Genfersee,
im Greifensee, im Tuetenseeli und im Vierwaldstättersee.

Als Zielgebiete von Schiessübungen oder Schiessversuchen waren verschiedene
Seen verwendet worden. In der Regel wurden dabei inerte Geschosse ohne
Explosivstoffe eingesetzt. In den Berichten wird dokumentiert, in welchen
Seen Blindgänger mit grosser Wahrscheinlichkeit vorhanden oder aufgrund der
Nähe zu Zielgebieten möglich sind. Vervollständigt wird die Dokumentation
mit einer Liste von Seen, die als unbelastet betrachtet werden können.

In Zusammenarbeit mit der Forschungsanstalt Agroscope in Wädenswil wurde die
Methodik für die chemische Analyse von Sprengstoffen und deren Rückstände -
verglichen mit den Untersuchungen aus den 90er-Jahren - verfeinert. In
Wasserproben aus dem Thuner- und Brienzersee sowie in gehobenem Sediment des
Thunersees konnten weder TNT, seine Abbauprodukte noch andere Sprengstoffe
nachgewiesen werden. Die hauptsächlichsten Sprengstoffe werden in der EAWAG
in Dübendorf auf mögliche Wirkungen auf weibliche oder männliche
Umwelthormone geprüft. Bei den Tests waren keine hormonaktiven Effekte
erkennbar. Auf einen Zusammenhang zwischen den Munitionsdeponien im
Thunersee und den beobachteten Gonadenveränderungen der Felchen kann somit
auch gemäss den neusten Ergebnissen nicht geschlossen werden. Die
Untersuchungen werden weitergeführt.

In einer nächsten Phase werden nun Bergungsmöglichkeiten für die
Munitionsdeponien geprüft. Bis heute sind keine einsatzbereiten Techniken
verfügbar, mit Hilfe derer die verstreuten und zugedeckten Munitionsteile
leicht geborgen werden können. Es wird abzuklären sein, welche Auswirkungen
Sanierungsaktionen auf das ökologische Gleichgewicht der Seen haben, welche
Sicherheitsrisiken damit verbunden sind und mit welchem Aufwand gerechnet
werden muss. Die potentielle Gefahr, welche einerseits von der auf dem
Seegrund lagernden Munition und andererseits vom Bergungsvorgang aus geht,
erfordert eine Interessenabwägung. Über eine allfällige Bergung kann deshalb
erst dann entschieden werden, wenn die Erkenntnisse über die Gefahren für
das ökologische Gleichgewicht vorliegen und die verschiedenen Methoden
geprüft worden sind.

Die über 200 Seiten umfassenden Berichte über die historische Untersuchung
der Schweizer Seen wurden in einem 8-seitigen Dokument zusammengefasst.

EIDG. DEPARTEMENT FÜR VERTEIDIGUNG,
BEVÖLKERUNGSSCHUTZ UND SPORT
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