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Versicherungsmarkt 2003: Erstmals seit 1999 wieder ein Rueckgang der Praemieneinnahmen


MEDIENMITTEILUNG

Versicherungsmarkt 2003: Erstmals seit 1999 wieder ein Rückgang der
Prämieneinnahmen

15. Nov 2004 (BPV) Der Privatversicherungsmarkt der Schweiz erlitt im
vergangenen Jahr erstmals seit 1999 wieder eine Schrumpfung, nachdem
sich das Wachstum bereits in den Vorjahresperioden merklich verlangsamt
hatte. Dies zeigen die Statistiken im Bericht über den
Versicherungsmarkt Schweiz 2003 des Bundesamtes für Privatversicherungen
BPV.

Im vergangenen Jahr sind die Prämieneinnahmen (gebuchte Bruttoprämien
des gesamten direkten Schweizergeschäfts) zurückgegangen: und zwar im
Ausmass von 2,6% auf 51,6 Milliarden Franken. Damit verzeichneten die
Prämieneinnahmen erstmals seit 1999 wieder einen Rückgang, nachdem sich
das Wachstum bereits in den Vorjahresperioden merklich verlangsamt
hatte. Der Rückgang in der Lebensversicherung (-7,1%) konnte durch das
Wachstum in der Schadenversicherung (+5,5%) nicht wettgemacht werden.
Der deutliche Rückgang in der Lebensversicherung wurde vor allem durch
das Zusammenspiel von tiefen nominellen Zinssätzen, stagnierenden
Aktienmärkten und der angespannten Wirtschaftslage insbesondere in der
Schweiz verursacht.

Im Einzellebengeschäft betrug die Abnahme deutliche 18,6%. Die grossen
Anstrengungen der Lebensversicherer, die Produkte mit Zinsgarantie zu
Gunsten von fondsanteilgebundenen Produkten mit reinen
versicherungstechnischen Garantien zu reduzieren, wurden nur mässig
belohnt mit einem Prämienanstieg für fondsanteilgebundene Versicherungen
von 2,5% (nach einem Rückgang von 20,6% im Vorjahr). In der beruflichen
Vorsorge (Kollektivlebensgeschäft) fiel der Rückgang mit 1,6% glimpflich
aus.

In der Schadenversicherung wurde das Wachstum vor allem in den
Versicherungszweigen Allgemeine Haftpflicht (+15,7%) sowie Feuer- und
Elementarversicherung (+9,8%) erzielt, gefolgt von der Motorfahrzeug-,
Rechtsschutz- sowie Kredit- und Kautionsversicherung mit je 7%. Die
Gründe für das Wachstum sind weniger in der Marktausweitung als bei den
Tarifanpassungen in der Haftpflicht- und Sachversicherung zu suchen.

Wie im Berichtsjahr ist die Zahl der Anbieter auch im laufenden Jahr
gestiegen: Am 31. August 2004 unterstanden 203 private Versicherungs-
und Rückversicherungseinrichtungen der Aufsicht des Bundes (gegenüber
198 ein Jahr zuvor). 14 haben neu die Betriebsbewilligung erhalten, 9
wurden aus der Aufsicht entlassen. Während sich bei den
Direktversicherern (netto -2) eine schon länger anhaltende Stagnation
und Bereinigung im gesättigten Schweizer Markt fortsetzt, akzentuiert
sich bei den international tätigen Rückversicherern (netto +7) vor allem
die Zunahme von Captives mit Sitz in der Schweiz. Captives sind Töchter
von international tätigen Konzernen, welche den konzerninternen
Versicherungsbedarf koordinieren und gebündelt retrozedieren.

Mit 26 konzessionierten Anbietern ist die Zahl der Lebensversicherer
unverändert geblieben. Bei den Schadenversicherern nahm der Bestand von
117 auf 115 ab, bei den Rückversicherern von 55 auf 62 zu.

Entwicklung der Eigenmittel
Die Eigenmittelhinterlegung und damit die Risikofähigkeit hat sich für
alle Versicherer verbessert (Lebensversicherer +28%, Schadenversicherer
+7%, Rückversicherer +10%). Damit gelang es der Versicherungswirtschaft,
einen Teil der Einbussen der Vorjahre wieder wettzumachen. Gesamthaft
wiesen die Versicherer ein Eigenkapital von 38.8 Mia CHF per Ende 2003
aus. Der Weg zur Gesundung der Eigenmittelhinterlegung ist damit vor
allem bei den Lebensversicherern noch nicht abgeschlossen. Weitere
Anstrengungen sind nötig, um im gesamten Versicherungsmarkt
internationale Standards zu erreichen oder zu übertreffen.

Schadenzahlungen stagnierten nach der Zunahme im Vorjahr
Für Versicherungsleistungen haben die Versicherer (direktes
Schweizergeschäft) im Berichtsjahr insgesamt 26,9 Milliarden Franken
ausgegeben, das sind 1,3% mehr als im Vorjahr. Die Lebensversicherung,
welche im Vorjahr die Zunahme (+26%) zu einem Grossteil verursacht
hatte, konnte im Berichtsjahr bei einem geringen Anstieg von 2.3%
stabilisiert werden. In der Schadenversicherung ist vor allem die
Allgemeine Haftpflicht zu erwähnen, bei der die Schadenzahlungen nach
dem durch einen einzelnen Grossschaden verursachten Anstieg von 51% im
Vorjahr eine Abnahme von 29% und damit eine Rückkehr zum
schwankungsbereinigt ansteigenden Niveau früherer Jahre verzeichnen
konnten. Die Transportversicherung weist mit 103% den höchsten
Schadenssatz auf, gefolgt von der Kranken- und Unfallversicherung (je
81%) sowie der Motorfahrzeugversicherung (78%). Am anderen Ende der
Skala sind die Versicherungen für Feuer- und Elementarschaden (49%), für
übrige Sachschäden (49%), für finanzielle Verluste und Verkehrsservice
(45%) sowie Kaution und Kredit (12%) zu finden. In der beruflichen
Vorsorge beträgt der Schadensatz für Todesfall und Erwerbsunfähigkeit 104%.

Kapitalanlagen
Die grösste Anlagekategorie war im Berichtsjahr mit einem Anteil von
39,3% (Vorjahr 35,1%) der Bereich der festverzinslichen Wertpapiere. Der
Anteil der Aktien und Anlagefonds am Total der Kapitalanlagen hat um
weitere 1,85 Prozentpunkte auf 7,15% abgenommen (der Anteil der Aktien
und Anlagefonds ist bei den Rückversicherern mit 8,3% am höchsten,
gefolgt von den Lebensversicherern mit 7,6% und den Schadenversicherern
mit knapp 5%). Die Anlagen in verbundenen Unternehmen, Beteiligungen und
in eigenen Aktien liegen auf einem im Vergleich zum Vorjahr leicht
tieferen Niveau von 15,1%. Mit deutlichem Abstand folgen
Anlagekategorien wie Grundstücke und Bauten (7,4%), Depotforderungen der
Rückversicherer (6,1%), Hypothekarforderungen (6%), Festgelder (5,6%)
sowie Policendarlehen (5,2%).

Wieder zugenommen haben die Kapitalanlagen für anteilgebundene
Lebensversicherungen (+17,2%). Ihr Anteil an den gesamten Kapitalanlagen
der Lebensversicherer bleibt mit 2,5% (Vorjahr 2,2%) aber weiterhin
unbedeutend.

Neuausrichtung der Versicherungsaufsicht
Die tiefgreifende Neuausrichtung des Bundesamtes für
Privatversicherungen (BPV) als Folge der schwierigen Lage der
Versicherungswirtschaft wurde auch im Berichts- und im laufenden Jahre
weiter vorangetrieben. Im Einklang mit den Anforderungen des neuen
Versicherungsaufsichtsgesetzes (VAG), das sich noch in der
parlamentarischen Beratung befindet, hat das BPV seine Anstrengungen im
Bereich Versichertenschutz und bei der Erhöhung der Transparenz verstärkt.

Nachdem das BPV in einer ersten Phase die Aufsichtsphilosophie
festgelegt hatte, erfolgte 2004 die Konkretisierung:

- So konnte die Aufsichtsverordnung (AVO) - die Ausführungsbestimmungen
zum neuen VAG - Mitte August 2004 in die Vernehmlassung geschickt werden.

- Gar eine europäische Vorreiterrolle nimmt das BPV mit dem Schweizer
Solvenztest (SST) ein, der die Risikofähigkeit und damit die
"Sicherheit" der Versicherer ermittelt. Im laufenden Jahr wurde ein
erster Testlauf durchgeführt. Der SST bildet das Kernstück einer neuen,
risikoorientierten Bestimmung der finanziellen Situation einer
Versicherungsunternehmung. Er umfasst auch ein neues, vertieftes
Verständnis des Risikomanagements.

- Auf Mitte 2004 hat das BPV eine neue Organisationsstruktur eingeführt.
Die bisherigen Aufsichtsteams, welche nicht fachspezifisch
zusammengesetzt waren, wurden ersetzt durch Organisationseinheiten, die
nach fachlichen Kriterien gebildet sind. Dies wird zu einer wesentlichen
fachspezifischen Vertiefung führen und damit das BPV dem Hauptziel der
Professionalisierung in den Kernbereichen der Aufsicht einen bedeutenden
Schritt näher bringen.

Als letzte Phase erfolgt nun die Erarbeitung aller Einzelheiten der
Aufsichtstätigkeit. Bereits jetzt laufen die Arbeiten zu einer
Aufsichts-Wegleitung, welche eine systematische Aufsicht im Einzelnen
definiert. Die Erkenntnisse aus den genannten Projekten und den Arbeiten
an den Ausführungsbestimmungen werden laufend umgesetzt. Die Wegleitung
soll bis Mitte 2005 vorliegen.

Auskunft: Patrick Jecklin, 031/325 01 65

Bundesamt für Privatversicherungen
Friedheimweg 14
CH-3003 Bern
http://www.bpv.admin.ch