Schweizer Wappen

CONFOEDERATIO HELVETICA
Die Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft

Homepage
Mail
Suche

Nationale Alarmzentrale (NAZ) wird 20 Jahre alt

Zürich, 8. November 2004

Medieninformation

Nationale Alarmzentrale (NAZ) wird 20 Jahre alt

Vom kalten Krieg zum modernen Bevölkerungsschutz: Im Herbst 1984 wurde die
Nationale Alarmzentrale (NAZ) in Zürich gegründet. Damals beschränkte sich
ihre Tätigkeit weitgehend auf Fragestellungen im Bereich Radioaktivität. In
den letzten Jahren hat sich das Bild der NAZ von der unbekannten Fachstelle
für Radioaktivitätsfragen zum modernen Dienstleister im Bevölkerungsschutz
des 21. Jahrhunderts gewandelt. So bearbeitet der Pikettdienst der NAZ
jährlich rund 400 Ereignisse, teils selbstständig, teils mit Partnern bei
Bund und Kantonen oder auch bei ausländischen Fachstellen.

Im Herbst 1984 wurde die Sektion Ueberwachung zentrale Radioaktivität am
Standort Zürich (SUWZ) aufgelöst und als Nationale Alarmzentrale
weitergeführt. Damals stand die Überwachung der Radioaktivität in der
Schweiz im Vordergrund, dies unter dem Eindruck der oberirdischen
Atomwaffentests während der 50er und 60er Jahre, die in der Schweiz immer
wieder zu erhöhten Radioaktivitätswerten führten. Obwohl die NAZ damals eine
zivile Fachstelle im Eidgenössischen Departement des Innern war, standen
Ereignisse militärischer Art im Vordergrund. Entsprechend stand der NAZ ein
militärischer Stab, der sogenannte Armeestabsteil 800 zur Seite. In diesem
Stab waren zahlreiche Wissenschaftler aus den Sparten Physik und Chemie,
aber auch Nachrichten-, Übermittlungs- und Informationsspezialisten
eingeteilt. Der damaligen Zeit angepasst, wurde Geheimhaltung gross
geschrieben und die NAZ wurde von einer breiteren Öffentlichkeit kaum
wahrgenommen.

Erstes Grossereignis: Tschernobyl
Nur gut ein Jahr nach ihrer Gründung erlebte die NAZ den grössten Einsatz
ihrer Geschichte: die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl. Fünf Tage nach dem
Unfall erreichte die radioaktive Wolke den Bodensee und Teile des Kantons
Graubünden. Erst zu diesem Zeitpunkt erkannte man in der Schweiz die
Dimension des Unfalls. In aller Eile wurde der militärische Armeestabsteil
zum Aktivdienst aufgeboten. Während rund sieben Wochen blieben Teile des
Stabes im Einsatz und sorgten für die wissenschaftliche Analyse der
Messergebnisse, für die Anordnung von Verhaltensmassnahmen und für eine
laufende Information der betroffenen Bevölkerung. Trotz grossem Einsatz
aller Beteiligter waren einzelne Defizite in der Ereignisbewältigung
unübersehbar. In den folgenden Jahren wurden mit hohem technischem und
finanziellem Aufwand die nötigen Anpassungen vorgenommen und diese in
zahlreichen gross angelegten Übungen praktisch überprüft.

Fachstelle des Bundes für ausserordentliche Ereignisse
Ereignisse mit erhöhter Radioaktivität gehören auch heute noch zum
Aufgabenbereich der NAZ, seien es Transport- oder Laborunfälle, Störfälle in
Kernanlagen oder Ereignisse im Zusammenhang mit Nuklearterrorismus. Darüber
hinaus fallen aber auch grosse Chemieunfälle, Staudammbrüche und
Satellitenabstürze in den Aufgabenbereich der NAZ. Mit der Eingliederung in
den Bevölkerungsschutz im Jahre 2003 übernahm die NAZ auch die krisensichere
und zeitverzugslose Weiterleitung von Unwetterwarnungen von MeteoSchweiz
bzw. von Erdbebenmeldungen des Schweizerischen Erdbebendienstes an die
Einsatzzentralen der Kantonspolizeien. Weiter bearbeitet die NAZ auch
sachspezifische Anfragen diverser Einsatzstellen. So wandte sich
beispielsweise im Mai 2004 das kantonale Umweltamt des Kantons Schwyz an die
NAZ, als auf den Ostschweizer- und Zentralschweizerseen eine mysteriöse
Oberflächenverunreinigung festgestellt wurde. Mit Hilfe von meteorologischen
Ausbreitungsmodellen konnten die feinen Schwermetallpartikel einem Brand in
einem Munitionsdepot in der Ukraine zugeordnet werden.

Rund um die Uhr auf Pikett
Die NAZ ist während 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr erreichbar. Die Zahl
der jährlichen Pikettfälle stieg von rund 120 Mitte der 90er-Jahre auf 535
im "Katastrophenjahr" 2001. Seither hat sich die Zahl bei rund 400
Ereignissen eingependelt. Das Spektrum reicht dabei von harmlosen
technischen Fehlalarmen bis zu Grossereignissen wie den
Anthraxverdachtsfällen, dem Untergang des russischen Atom-U-Bootes Kursk
oder dem schweren Radioaktivitätsunfall im japanischen Tokaimura. Nebst den
Piketteinsätzen und dem Unterhalt der technischen Installationen arbeiten
die 26 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der NAZ hauptsächlich an der
Entwicklung von computergestützten Lageanalysen und Entscheidungshilfen,
sowie an Notfallschutzkonzepten in den Bereichen Radioaktivität und Chemie.

Heutige Aufgaben auf neuer DVD
Pünktlich zum 20. Geburtstag hat das Zentrum für Elektronische Medien der
Armee (ZEM) eine DVD zu den neuen Aufgaben der NAZ fertiggestellt. Anhand
eines nachgestellten Pikettfalls auf dem Flughafen Kloten können sich
Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr, aber auch Angehörige der Armee und
des Zivilschutzes ein vertieftes Bild über Einsatz und Organisation der NAZ
machen.

EIDG. DEPARTEMENT FÜR VERTEIDIGUNG,
BEVÖLKERUNGSSCHUTZ UND SPORT
Information