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Später Schnittzeitpunkt hilft Tier- und Pflanzenwelt

Später Schnittzeitpunkt hilft Tier- und Pflanzenwelt

Extensive und wenig intensive Wiesen dürfen frühestens am 15. Juni
gemäht werden. Damit erhalten viele Wiesenblumen, wirbellose Tiere und
bodenbrütende Vögel genügend Zeit zur Reproduktion. Der
Schnittzeitpunkt ist ein Kompromiss zwischen den agronomischen und den
biologischen Ansprüchen.

Die häufigsten ökologischen Ausgleichsflächen der Landwirtschaft sind
extensiv genutzte Wiesen (fast 50 Prozent) und wenig intensiv genutzte
Wiesen (fast 40 Prozent). Sie sollen die Vielfalt an einheimischen
Pflanzen und Tieren fördern. Extensive Wiesen müssen 6 Jahre am
gleichen Standort bleiben, dürfen nicht gedüngt und nur in
Ausnahmefällen mit Pflanzen-behandlungsmitteln gespritzt werden. Der
früheste Schnitttermin ist im Tal- und Hügelgebiet der 15. Juni, in den
Bergzonen je nach Höhe der 1. bzw. 15. Juli (Alpensüdseite früher
möglich). Der letzte Aufwuchs kann als Herbstweide genutzt werden. Die
Bauern erhalten für extensive Wiesen pro Hektare je nach Lage bis 1500
Franken vom Bund. Wenig intensive Wiesen müssen die gleichen
Anforderungen erfüllen, ausser dass sie leicht gedüngt werden dürfen.
Die Beiträge sind daher tiefer.

Aus agronomischer Sicht strebt man eine möglichst frühe Nutzung an, um
die Erträge zu optimieren. Aus biologischer Sicht hingegen ist eine
möglichst späte Mahd angezeigt, damit sich viele Tiere und Pflanzen
erfolgreich fortpflanzen können. Der 15. Juni ist ein Kompromiss, der
vielen Arten nützt: Er ermöglicht die Samenreifung und damit die
Verbreitung der typischen Heuwiesenpflanzen wie Salbei, Esparsette,
Margerite, Wiesenknopf und Orchideenarten. Bodenbrütende Vögel wie
Feldlerche, Wachtel, Wachtelkönig, Braunkehlchen, Kiebitz und
Schafstelze haben eine erhöhte Chance, dass ihre Brut nicht vermäht
wird. Schmetterlinge wie zum Beispiel Bläulinge, Widderchen oder
Perlmutterfalter, aber auch viele Käfer, Heuschrecken, Wanzen und
Spinnen sind auf eine späte Nutzung angewiesen, damit sie ihren
Entwicklungszyklus beenden können.

Landwirte, die zusätzlich etwas für die Natur tun möchten, können mit
zeitlich gestaffeltem Mähen viel erreichen. Den Insekten und Vögeln
wird damit nicht auf einen Schlag die gesamte Nahrung und Deckung
entzogen. Altgrasstreifen bieten darüber hinaus vielen Tieren wichtige
Überwinterungsmöglichkeiten. Zum Mähen sollte auf den Einsatz von
Aufbereitern (Schlegeln), Saugmähern und Mulchgeräten verzichtet
werden, da sie die Tierwelt stark schädigen. Eine Schnitthöhe von
mindestens 10 cm schont die Fauna zusätzlich. Entgegen der üblichen
Praxis wird empfohlen, von innen nach aussen, oder zumindest
streifenförmig zu mähen, damit mobile Tierarten eine Fluchtmöglichkeit
haben. Wird das Mähgut ein bis zwei Tage liegen gelassen, können
Kleintiere noch abwandern und neue Refugien besiedeln.

Simone Aeschbacher,
 Sektion Ökologische Direktzahlungen,
 Tel. 031 322 84 12