Schweizer Wappen

CONFOEDERATIO HELVETICA
Die Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft

Homepage
Mail
Suche

Neue internationale Vereinbarung über die grenzüberschreitende Luftverschmutzung

medienmitteilung

Bekämpfung von Versauerung, Überdüngung und Sommersmog

Neue internationale Vereinbarung über die grenzüberschreitende
Luftverschmutzung

Die Schweiz beteiligt sich an den internationalen Bemühungen im Kampf gegen
die Versauerung der Gewässer und Böden, die Überdüngung der Ökosysteme und
den Sommersmog, die durch die grenzüberschreitende Luftverschmutzung
verursacht werden. Der Bundesrat hat dem Parlament seine Botschaft zur
Ratifikation des Protokolls von Göteborg unterbreitet. Dieses zielt auf die
Verringerung der wichtigsten Schadstoffe ab, welche die Ursache für
Versauerung, Überdüngung und Sommersmog in Europa und Nordamerika sind. Das
Protokoll dürfte dazu beitragen, dass sich die Luftqualität in der Schweiz
und namentlich im Tessin, welches von der grenzüberschreitenden
Verschmutzung besonders betroffen ist, spürbar verbessert.

Das neue Protokoll des UNO/ECE-Übereinkommens über weiträumige
grenzüberschreitende Luftverunreinigung wurde 1999 von 31 Staaten in
Göteborg (Schweden) unterzeichnet, darunter auch von der Schweiz. Das
Protokoll legt für jedes Land Reduktionsziele für die Emissionen von
Schwefeldioxid (SO2), Stickoxiden (NOx), Ammoniak (NH3) und flüchtigen
organischen Verbindungen (VOC) sowie die Massnahmen zur Erreichung dieser
Ziele bis ins Jahr 2010 fest.

Diese Schadstoffe führen - insbesondere in den Alpen - zur Versauerung der
Böden und Gewässer, wodurch das Gleichgewicht der Ökosysteme gestört und die
Fischbestände gefährdet werden. Ferner führen die bedeutenden
Stickstoffeinträge zu einer Überdüngung der Böden. Empfindliche Ökosysteme
wie Hochmoore werden geschwächt, die Widerstandskraft der Vegetation
(beispielsweise der Wälder) wird verringert und das Grundwasser
verunreinigt. VOC und Stickoxide sind aber auch die Ursache für gesundheits-
und umweltschädigende Konzentrationen von bodennahem Ozon, wie sie auch im
Sommer 2003 verzeichnet wurden.

Um die Reduktionsziele zu erreichen, legt das Protokoll Grenzwerte für die
Emissionen aus Verbrennungsanlagen (Heizungen und Industrieanlagen), aus dem
gewerblichen Einsatz von organischen Lösungsmitteln (VOC) und
Motorfahrzeugen fest. Darüber hinaus sollen landwirtschaftliche Praktiken
gefördert werden, welche zu einer Senkung der Ammoniakemissionen beim Lagern
und Ausbringen von Gülle und bei der Nutztierhaltung beitragen.

Emissionsreduktionen durch die Schweiz weit gehend gewährleistet

Mit der Ratifikation verpflichtet sich die Schweiz bis zum Jahr 2010 zu
einer Verminderung der Emissionen von Schwefeldioxid um 40 %, von
Stickoxiden um 52 %, von VOC um 51 % und von Ammoniak um 13 % gegenüber
1990. Diese Emissionsreduktionen sind für Schwefeldioxid und Ammoniak
bereits vollumfänglich und für die Stickoxide und VOC schon zu einem grossen
Teil durch den konsequenten Vollzug der geltenden Gesetzgebung erreicht,
namentlich der Luftreinhalte-Verordnung, der Abgasvorschriften für
Motorfahrzeuge und der Programme der Agrarpolitik. Indem sie das Protokoll
ratifiziert, stellt die Schweiz zudem ihren Willen unter Beweis, sich an den
europaweiten Bemühungen zur Emissionsbekämpfung zu beteiligen, und leistet
einen Beitrag zum baldigen Inkrafttreten des Protokolls: 16 Länder müssen
das Protokoll ratifiziert haben, damit es rechtskräftig wird.

Dank dieser Massnahmen werden 2010 nur noch 10 bis 15 Prozent der Fläche der
empfindlichen Ökosysteme einer übermässigen Versauerung ausgesetzt, dies
sind viermal weniger als 1990. Bei der Überdüngung dürfte die Wirkung
bescheidener ausfallen:  Da die Reduktionen geringer sind und erst später zu
greifen beginnen, werden 2010 noch 60 bis 70 Prozent der Fläche der
empfindlichen Ökosysteme unter einem zu hohen Stickstoffeintrag leiden.

Weniger Sommersmog

Durch die Umsetzung des Protokolls in allen Unterzeichnerstaaten werden sich
zudem die Emissionen der Vorläufersubstanzen von Ozon (NOx und VOC)
europaweit bis 2010 um rund 40 Prozent verringern. Dies wird im Schweizer
Mittelland und vor allem auch im Tessin, das besonders stark und regelmässig
unter der grenzüberschreitenden Verschmutzung leidet, zu einer spürbaren
Verbesserung der Luftqualität beitragen.

Mit dem Protokoll von Göteborg wurde ein weiterer Schritt zur Verwirklichung
der ökologischen Zielsetzungen des Übereinkommens über weiträumige
grenzüberschreitende Luftverunreinigung getan. Allerdings müssen für den
Zeitraum nach 2010 auf europäischer Ebene neue Reduktionsziele vereinbart
werden, um zu gewährleisten, dass die Eintragsraten von Schadstoffen in den
Böden das für Mensch und Umwelt verträgliche Mass nicht übersteigen. Diese
weiterführenden Reduktionen werden Gegenstand eines neuen Protokolls sein.

Bern, 18. Mai 2004

      UVEK      Eidgenössisches Departement für Umwelt,
      Verkehr, Energie und Kommunikation

      Pressedienst

Auskünfte:

Beat Achermann, Abteilung Luftreinhaltung und NIS,  Bundesamt für Umwelt,
Wald und Landschaft (BUWAL), 031 322 99 78

Anhang

·         Kasten: Die UNO/ECE-Konvention über weiträumige
grenzüberschreitende Luftverunreinigung und das Protokoll von Göteborg

·         Botschaft zur Ratifikation des Protokolls vom 30. November 1999 zu
dem Übereinkommen von 1979 über weiträumige grenzüberschreitende
Luftverunreinigung betreffend die Verringerung von Versauerung,
Eutrophierung und bodennahem Ozon

·

25 Jahre internationale Zusammenarbeit

Dem Übereinkommen über weiträumige grenzüberschreitende Luftverunreinigung
sind bis heute 46 europäische und zentralasiatische Länder, die Europäische
Gemeinschaft sowie die Vereinigten Staaten und Kanada beigetreten. Die
Schweiz hat die 1979 in Genf unterzeichnete Konvention im Jahr 1983
ratifiziert. Im Rahmen des Übereinkommens sind acht Zusatz­protokolle
abgeschlossen worden, die auf eine Verringerung der Luftschadstoffe in
Europa und Nordamerika abzielen.

Das Protokoll von Göteborg ist das achte und jüngste Zusatzprotokoll. Es
handelt sich dabei um die erste Vereinbarung, die gleichzeitig mehrere
Schadstoffe begrenzt und sich dabei auf deren Auswirkungen auf die
menschliche Gesundheit und die Ökosysteme beruft. Die vereinbarten Lösungen
tragen den Bedürfnissen der einzelnen Regionen Rechnung. Sie sind ein Beweis
für den Willen der Staatengemeinschaft, die Luftqualität entsprechend den
Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu verbessern. Das
Protokoll von Göteborg wurde von 31 Staaten unterzeichnet und bis heute von
acht Ländern sowie der Europäischen Gemeinschaft ratifiziert. Rund ein
Dutzend Staaten beabsichtigen, das Protokoll noch im laufenden Jahr zu
ratifizieren, so dass es Anfang 2005 in Kraft treten kann.

Internet:

Website der UNO/ECE-Konvention über die weiträumigen grenzüberschreitenden
Luftverunreinigungen:  http://www.unece.org/env/lrtap