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EFD-Umfrage 2003: im Trend, aber vermehrte Skepsis


MEDIENMITTEILUNG

EFD-Umfrage 2003: im Trend, aber vermehrte Skepsis

14. Jul 2003 (EFD) Das Wissen zur Finanzpolitik ist bei den Schweizer
Stimmberechtigten im Vergleich zum Vorjahr relativ stabil. Bei den Antworten
auf Einstellungsfragen, etwa zum AHV-Vertrauen oder zur Steuerzufriedenheit,
zeigt sich angesichts der finanziellen Verunsicherung vermehrte Skepsis.
Nach wie vor wird jedoch für den Fall einer Finanzknappheit des Bundes eine
Bändigung der Ausgaben gegenüber Steuererhöhungen oder einer Neuverschuldung
deutlich bevorzugt. Wissenslücken bestehen bezüglich der tieferen Schweizer
Steuerbelastung im Vergleich zum EU-Schnitt und zu den Nachbarländern. Mit
unvermindert hoher Zustimmung bleibt das Bankgeheimnis solid verankert.

Die EFD-Umfrage 2003 wurde im März/April bei 1'500 Wahlberechtigten ab 18
Jahren durchgeführt. Während dieser Zeit waren der Einbruch der
Steuereinnahmen, erste Entwürfe für ein Sanierungsprogramm, die Diskussion
um eine Bundeserbschaftssteuer sowie weitere Steuerfragen aktuell. Wie schon
in den beiden Vorjahren war die Nachrichtenlage von einer zunehmenden
Verschärfung der Haushaltsprobleme gekennzeichnet.

AHV-Zukunft wird skeptischer beurteilt

Zunehmende Skepsis ist bei den Fragen zur AHV-Zukunft festzustellen. Es ist
einer Dreiviertelsmehrheit bekannt, dass sich das Verhältnis zwischen
beruflich Aktiven und Rentnern in den nächsten 20 Jahren deutlich in
Richtung mehr ältere Leute verschiebt (73%, Vorjahr: 78%). Die berufsaktive
Generation (also jene Befragten, die noch keine Rente beziehen) stuft die
Chance, dereinst selber AHV zu beziehen noch mit 68% (Vorjahr: 73%) ein, das
Risiko, keine AHV-Rente zu erhalten, hingegen mit 26% (Vorjahr: 22%).
Zusammen mit 6% Unentschlossenen stellt das einen Skepsis-Anteil von bis zu
einem Drittel bei den beruflich Aktiven dar. Dies gilt besonders für die
Altersgruppe der 25 - 34 Jährigen: Hier rechnen nur noch 50% (Vorjahr: 62%)
mit eigenen AHV-Bezügen, 45% der Befragten dieser Altersgruppe gehen nicht
davon aus (Vorjahr: 30%). Bei den beruflich Aktiven variiert die Zuversicht
auch nach Regionen (Deutschschweiz: 70%, Westschweiz: 63%) und nach
Geschlecht (Frauen: 64%; Männer: 71%), während die Skepsis-Anteile weniger
unterschiedlich ausfallen. Diejenigen Befragten, die heute schon AHV-Renten
beziehen, glauben zu 71% daran, dass auch die kommende Generation AHV
beziehen wird, 21% bezweifeln es. Diese Werte sind bezogen auf 2002 stabil
(differieren aber - wie die vorangehende Frage ebenfalls - von den
allerdings nicht vorbehaltlos vergleichbaren Zahlen aus dem Jahr 2001:
damals glaubten 76% an eine AHV auch für die kommende Generation und nur 14%
zweifelten daran).

Eher sparen statt Steuererhöhungen oder Verschuldung

Für den Fall, dass der Bund in Finanzierungsengpässe gerät, sprechen sich
(wie im Vorjahr) 48% der Befragten für den Abbau von Staatsleistungen, 26%
für eine Steuererhöhung und 16% für eine Neuverschuldung aus. Für den Fall
einer Steuererhöhung würden 42% eher die Mehrwertsteuer erhöhen als die
direkte Bundessteuer (31%) oder eine neue Steuer einführen (18%). Auch diese
Werte sind gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert (41%, 30%. 19%). In der
Aufschlüsselung nach Regionen zeigt sich dieselbe Stossrichtung, wobei in
der Westschweiz Steuererhöhungen (21%) und Leistungsabbauten (44%)
deutlicher abgelehnt und eine Verschuldung etwas eher (19%) in Kauf genommen
würden.

Steuerstandort Schweiz im eigenen Land unterschätzt

In der subjektiven Wahrnehmung empfinden 57% der Befragten die Steuerlast in
der Schweiz als höher (33%) oder gleich hoch (24%) als im EU-Schnitt. Nur
30% (Vorjahr: 33%) wissen, dass die Steuerbelastung in der Schweiz
tatsächlich tiefer ist. Zu berücksichtigen war die Summe aller Steuern des
Bundes, der Kantone und der Gemeinden inklusive die
Sozialversicherungsbeiträge für AHV und Arbeitslosenversicherung, aber ohne
Krankenkassenprämien. In der Aufschlüsselung nach Regionen fällt auf, dass
der Steuerstandort Schweiz namentlich in der Westschweiz unterschätzt wird
(höhere oder gleich Belastung wie im EU-Schnitt: 63%; tiefere Belastung:
20%). Ähnlich fallen die Resultate im Vergleich mit den Nachbarländern aus.

Westschweiz unzufriedener als Deutschschweiz

Wie schon im Vorjahr ist auch bei der diesjährigen Umfrage bei der Akzeptanz
von Steuerbelastung und Gegenleistung eine leichte Verschiebung in Richtung
Unzufriedenheit zu registrieren. Diese Unzufriedenheit ist allerdings
relativ, attestieren doch 64% der Befragten (Vorjahr: 67%) dem Staat ein
gutes oder verhältnismässiges Preis- Leistungsverhältnis; als eher schlecht
wird dieses Verhältnis von 30% (Vorjahr: 29%) beurteilt. In der Westschweiz
wird das Verhältnis zwischen Steuerbelastung und Staatsleistung deutlich
häufiger als schlecht bewertet (42%) als in der Deutschschweiz (25%).
Ziemlich genau im Vorjahrestrend liegt die Frage, ob die Steuerbelastung in
allen Kantonen gleich sein solle (2003 und 2002: 51%) oder ob es gewisse
(2003 und 2002: 40%) oder beliebige (2003: 6%; 2002: 8%) Unterschiede geben
dürfe. Wer Unterschiede befürwortet, tut dies hauptsächlich, um den Kantonen
mehr Selbstbestimmung einzuräumen (52%) oder um durch Steuerwettbewerb
Anreize für ein tieferes Steuerniveau zu schaffen (36%).

Unvermindert hohe Zustimmung zum Bankgeheimnis

Stabil sind die Werte bezüglich Bankgeheimnis. 69% der Befragten (Vorjahr:
70%) kennen den Geltungsbereich und wissen, dass das Bankgeheimnis bei
Straftatbeständen wie organisierte Kriminalität, Geldwäscherei oder
Steuerbetrug aufgehoben wird. Wie schon 2002 befürworten 58% die
Beibehaltung des Bankgeheimnisses in seiner heutigen Form, 28% (Vorjahr:
27%) wollen es auch bei Steuerhinterziehung aufheben, generell abgelehnt
wird es (wie schon 2002) von 11% der Befragten.

Kosten für Landesverteidigung über-, für Verkehr unterschätzt

Bei den Fragen zu den Basisdaten haben sich wenig Veränderungen ergeben. Die
Höhe der Bundesschuld (brutto: 122 Milliarden) wurde von 52% zwischen 100
Milliarden (30%) und 150 Milliarden (22%) eingestuft, im Vorjahr waren es
49% (29% bzw. 20%). 22% stufen die Bundesschuld unterhalb dieser Bandbreite
ein (Vorjahr: 24%), 7% (Vorjahr: 10%) beziffern die Verschuldung mit 200
Milliarden. Nach wie vor wissen bloss 32% (Vorjahr 34%), dass der Bund
anteilmässig am meisten für den Sozialbereich ausgibt. Vor allem in der
Westschweiz werden wie schon im Vorjahr die Ausgaben für die
Landesverteidigung überschätzt (häufigste Nennung für Rang 1, statt richtig
Rang 3) und jene für den Verkehr (richtig wäre Rang 2) unterschätzt.

Steckbrief

Das Eidg. Finanzdepartement EFD erhebt seit 1997 regelmässig den
Wissensstand und die Einstellungen der Schweizer Bevölkerung zu ausgewählten
Aspekten der Finanzpolitik. Im März / April 2003 wurden 1 '500
Wahlberechtigte ab 18 Jahren in der deutsch- (1 '000) - und der
französischsprachigen (500) Schweiz telefonisch befragt. Die Stichprobe
erfolgte nach dem Random-Quota-Verfahren, die Feldarbeit wurde gemäss den
Richtlinien von SWISS INTERVIEW auf repräsentativer Basis vom
Marktforschungsinstitut DemoSCOPE AG durchgeführt. Vorbereitung und
Auswertung besorgte dualis (Alois Sidler in Herdern). Die Fragen und
Tabellen (Resultate gesamte Schweiz, Deutschschweiz, Westschweiz - nach
Geschlecht, Altersgruppe, Bildung, soziale Schicht und Haushaltsgrösse) sind
auf www.efd.admin.ch abrufbar. Bei 1'500 Befragten liegt der
Vertrauensbereich bei 60/40-Ergebnissen bei plusminus 2,5 Prozent.

Auskunft: Daniel Eckmann, Kommunikation EFD, Tel.: 031 322 63 01

Eidgenössisches Finanzdepartement EFD
Kommunikation
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CH-3003 Bern
http://www.efd.admin.ch