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16.06.2003 - Schweizer Franken wird nicht vom Euro verdrängt (korrigiert)


MEDIENMITTEILUNG

Schweizer Franken wird nicht vom Euro verdrängt (korrigiert)

16. Jun 2003 (EFD) Immer mehr Unternehmen tätigen ihre Geschäfte in Euro,
aber der prozentuale Anteil des Euro an ihren Gesamteinnahmen und -ausgaben
ist immer noch sehr gering. Im Inland ist der Schweizer Franken weiterhin
unangefochten das Zahlungsmittel Nummer eins. Das belegt eine Umfrage bei
den Unternehmen, die von der interdepartementalen Arbeitsgruppe "Euro" unter
der Leitung der Eidgenössischen Finanzverwaltung bei der
Konjunkturforschungsstelle (KOF) der Eidgenössischen Technischen Hochschule
in Auftrag gegeben wurde.

Die Arbeitsgruppe Euro erteilte der KOF Ende 2002 (also rund ein Jahr nach
der Einführung des Euro als Barzahlungsmittel) den Auftrag, bei Schweizer
Unternehmen in Industrie, Detailhandel und Gastgewerbe eine Umfrage über den
Einsatz von Fremdwährungen durchzuführen. Sie ist die Fortsetzung einer 1998
ebenfalls bereits von der KOF durchgeführten ähnlichen Studie.

In der ersten Umfrage kurz vor der Einführung des Euro als Rechnungseinheit
herrschte unter anderem die Meinung vor, die europäische Einheitswährung
werde in der Schweiz häufiger verwendet werden als die bisherigen Währungen
der zukünftigen Mitglieder von "Euro-Land". Diese Befürchtung war es, welche
die interdepartementale Arbeitsgruppe Euro vor fünf Jahren veranlasst hatte,
die KOF mit der Durchführung einer Umfrage unter den Schweizer Unternehmen
in Industrie, Detailhandel und Gastgewerbe zu betrauen, aus der hervorgehen
sollte, wie häufig diese Unternehmen Fremdwährungen einsetzten und welche
Bedeutung sie dem Euro beimassen.

Bei der jüngsten Umfrage geht es nun darum, den heutigen Stellenwert der
Fremdwährungen für die Schweizer Unternehmen zu beurteilen, sich einen
Gesamtüberblick über die Veränderungen gegenüber 1998 - also noch vor der
Einführung des Euro - zu verschaffen und die damaligen Prognosen mit der
heutigen Realität zu vergleichen. Von 3124 angefragten Unternehmen
reagierten 2111 (das heisst ungefähr 68 %).

Steigende Zahl von Unternehmen tätigt Geschäfte in Fremdwährungen

Aus der Umfrage geht hervor, dass der Einsatz von Fremdwährungen seit der
Einführung des Euro zugenommen hat. 2002 hatten 58,8 Prozent der befragten
Unternehmen Zahlungen in Fremdwährungen getätigt, das heisst 5,1
Prozentpunkte mehr als 1998. 61,9 Prozent der Unternehmen verzeichnen
Einnahmen in Fremdwährungen, das heisst 11,2 Prozentpunkte mehr als 1998.
Während der Anteil der Industrieunternehmen, die ihre Geschäfte in
Fremdwährungen tätigen, bereits 1998 sehr hoch war und sich seither
praktisch nicht veränderte, nahm der Anteil solcher Unternehmen mit
Einnahmen in Euro im Detailhandel sowie im Hotel- und Gastgewerbe deutlich
zu. Zu dieser Entwicklung trug ohne Zweifel auch die Einführung des Euro als
Barzahlungsmittel bei.

Euro nimmt den wichtigsten Platz ein

Im Rahmen dieser Transaktionen in Fremdwährungen nimmt der Euro den
wichtigsten Platz ein (99 % der Unternehmen mit Einnahmen oder Ausgaben in
Fremdwährungen geben an, Geschäfte in Euro zu tätigen). Bereits 1998
spielten die Währungen der zukünftigen Teilnehmer am geplanten Euro-Raum
eine zentrale Rolle; die europäische Einheitswährung hat diese Position
ausgebaut und zum Teil andere Fremdwährungen ersetzt. Im Vergleich zu ersten
Umfrage ging insbesondere die Zahl der Unternehmen zurück, die ihre
Geschäfte in Dollar tätigen (38,4 % nehmen Dollar entgegen und 27,9 %
bezahlen ihre Ausgaben in der amerikanischen Währung).

Geringer prozentualer Anteil der Fremdwährungen an den Gesamteinnahmen
und -ausgaben

Die Studie stützt sich auf die Angaben über den Stellenwert der Verwendung
von Fremdwährungen, das heisst den prozentualen Anteil der Fremdwährungen an
den Gesamteinnahmen oder -ausgaben der einzelnen Unternehmen. Die Studie
enthält jedoch keine Angaben über die Höhe der Transaktionen in
Fremdwährungen (in absoluten Zahlen); der zusätzliche
Informationsbeschaffungsaufwand hätte sicher viele Unternehmen von der
Beantwortung des Fragebogens abgehalten. Gemäss dieser Umfrage ging der
durchschnittliche prozentuale Anteil der Euro-Transaktionen am Gesamtumsatz
der einzelnen Unternehmen gegenüber 1998 leicht zurück. Die
durchschnittlichen Einnahmen in Euro liegen derzeit bei 16,8 Prozent (1998:
17 %) und die durchschnittlichen Ausgaben bei 17,4 Prozent (1998: 19,7 %).
Die Ursache für diesen Rückgang ist jedoch nicht etwa in einer geringeren
Verwendung des Euro zu suchen. Weil zahlreiche Unternehmen unterdessen dazu
übergegangen sind, Zahlungen in Euro abzuwickeln, ihre Gesamteinnahmen
und -ausgaben aber lediglich einen geringen Euroanteil aufweisen, sank der
Durchschnitt. Für viele Unternehmen machen die Einnahmen und Ausgaben in
Fremdwährungen nur einen bescheidenen Teil ihrer Gesamteinnahmen
oder -ausgaben aus. Der Anteil des Dollar an den gesamten Transaktionen (im
Durchschnitt: 8,5 %) blieb zwischen 1998 und 2002 unverändert.

1998 hatten die befragten Unternehmen eine Erhöhung dieses Anteils,
insbesondere des Euro, erwartet. Die damals befragten Unternehmen sagten
einen Euroanteil an ihren Ausgaben und Einnahmen von über 21 Prozent voraus.
Ihre Prognose bewahrheitete sich jedoch nicht.

In der Schweiz wird selten mit Euro bezahlt

Die Einnahmen in Fremdwährungen stammen in erster Linie von ausländischen
Kunden; demgegenüber geben 19,5 Prozent der Unternehmen mit Einnahmen in
Euro an, dass sie Euro von inländischen Kunden erhalten. 17,9 Prozent der
Unternehmen - in erster Linie exportorientierte Grossunternehmen im
Industriesektor - bezahlen inländische Zulieferer in Euro; wohl, um das
Währungsrisiko auf diese abzuwälzen.

In Euro ausbezahlte Löhne sind noch immer die Ausnahme; sie betreffen in
erster Linie ausländische Arbeitnehmende im Hotel- und Gastgewerbe: nur 0,6
Prozent der 1220 Unternehmen, die Zahlungen in Euro begleichen, zahlen
Arbeitnehmenden mit Schweizer Pass oder Schweizer Wohnsitz die Löhne in Euro
aus, während sie dies bei 1,2 Prozent der Grenzgängerinnen und Grenzgängern
und bei 1,6 Prozent der Kurz- oder Jahresaufenthalterinnen und -aufenthalter
tun. Im Grossen und Ganzen kann man sagen, dass die Ergebnisse dieser
Umfrage keinen Anlass zur Befürchtung geben, der Euro könnte sich in der
Schweiz als Parallelwährung etablieren.

Weniger als die Hälfte der Unternehmen deckt ihre Währungsrisiken ab

Parallel zur häufigeren Verwendung des Euro in Schweizer Unternehmen stellt
sich vermehrt die Frage der Deckung des Währungsrisikos. Die Studie stellt
in dieser Beziehung fest, dass im Durchschnitt weniger als die Hälfte der
Unternehmen eine Absicherung gegen das Währungsrisiko hat. Die Industrie
sichert sich in erster Linie auf dem Devisenmarkt und über eine
Synchronisierung der Einnahmen und Ausgaben in Euro ab. Im Hotel- und
Gastgewerbe verwenden die Unternehmen zur Verringerung des Währungsrisikos
möglichst den aktuellsten Wechselkurs. Im Detailhandel sind beide Methoden
üblich. Die Häufigkeit der Kurssicherungsgeschäfte ist im Falle des Dollar
eindeutig höher, was nicht weiter erstaunt, wenn man die grössere
Schwankungsanfälligkeit des Wechselkurses der amerikanischen Währung
gegenüber dem Schweizer Franken berücksichtigt.

Detailhandel sowie Hotel- und Gastgewerbe nehmen zwar Euro entgegen, geben
das Rückgeld jedoch in Schweizer Franken heraus

Seit dem 1.1.2002 ist die Schweiz von Ländern umringt, die ihre Barzahlungen
in Euro abwickeln. Angesichts der grossen Beträge, die von Ausländerinnen
und Ausländern in der Schweiz im Freizeit oder Geschäftsbereich ausgegeben
werden, stellt sich die Frage nach der Akzeptanz der Unternehmen gegenüber
dem Euro als Zahlungsmittel. Fast alle Unternehmen, die diese Frage
überhaupt beantworteten, gaben an, Bargeld in Euro zu akzeptieren. Die
Anzahl der Unternehmen, die auch das Rückgeld in Euro herausgeben oder ihre
Preise in Euro anschreiben, ist deutlich geringer (ungefähr 24 %). Häufiger
sind diese Dienstleistungen im Tourismussektor, insbesondere in den Hotels,
anzutreffen.

Der Schweizer Franken behält seine Vormachtstellung

Die Ergebnisse dieser Umfrage lassen darauf schliessen, dass die Einführung
der europäischen Einheitswährung keinen erheblichen Einfluss auf die Rolle
des Schweizer Frankens hatte. Der Franken bleibt in der Schweiz unbestritten
das Zahlungsmittel Nummer eins.

Hinweis: In der Ursprünglichen Version waren im zweiten und dritten Satz des
Absatzes "Steigende Zahl von Unternehmen tätigt Geschäfte in Fremdwährungen"
die Zahlen nicht korrekt. Zudem wurden einige sprachliche Änderungen
vorgenommen.

Auskunft:

Barbara Schlaffer, Eidg. Finanzverwaltung, Tel. 031 322 63 44

Eidgenössisches Finanzdepartement EFD
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CH-3003 Bern
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