Schweizer Wappen

CONFOEDERATIO HELVETICA
Die Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft

Homepage
Mail
Suche

Neue bilaterale Verhandlungen Schweiz - EU: Verabschiedung der letzten drei Verhandlungsmandate

PRESSEMITTEILUNG / Bern, 21.11.2001

Neue bilaterale Verhandlungen Schweiz - EU: 
Verabschiedung der letzten drei Verhandlungsmandate An seiner heutigen Sitzung hat der Bundesrat die Mandate für Verhandlungen mit der Europäischen Union (EU) in drei Themen unter Vorbehalt verabschiedet, nämlich für die Bereiche Liberalisierung der Dienstleistungen, Zusammenarbeit in Justiz, Polizei, Asyl und Migration (Schengen/Dublin) sowie Zinsbesteuerung. Er wird diese Mandate nun den Aussenpolitischen Kommissionen der Eidgenössischen Räte und den Kantonen zur Konsultation unterbreiten. Die definitive Verabschiedung der Mandate ist für Anfang 2002 vorgesehen. 1. Ausgangslage Am vergangenen 27. Juni hat der Bundesrat folgende Mandate verabschiedet: a) Sieben Verhandlungsmandate für die Bereiche: Betrugsbekämpfung; verarbeitete Landwirtschaftsprodukte; Bildung, Berufsbildung, Jugend; Medien; Statistik; Umwelt; Doppelbesteuerung der Ruhegehälter von pensionierten EU-Bediensteten in der Schweiz. b) Zwei Vorverhandlungsmandate für die Bereiche: Liberalisierung der Dienstleistungen; Zusammenarbeit in Justiz, Polizei, Asyl und Migration (Schengen/Dublin). c) Ein Gesprächsmandat für den Bereich Zinsbesteuerung. Die neuen bilateralen Verhandlungen Schweiz-EU wurden am 5. Juli in Brüssel gestartet. Formell begonnen wurden die Verhandlungen in jenen vier Bereichen, in welchen beide Seiten bereits über Verhandlungsmandate verfügten: Betrugsbekämpfung, verarbeitete Landwirtschaftsprodukte, Umwelt und Statistik. In den übrigen sechs Bereichen sind die Vorarbeiten fortgesetzt worden. 2. Ausblick Die drei heute unter Vorbehalt verabschiedeten Verhandlungsmandate werden nun den Aussenpolitischen Kommissionen (APK) der Eidgenössischen Räte und den Kantonen zur Konsultation unterbreitet. Im Anschluss daran wird sie der Bundesrat definitiv verabschieden können. Wenn sowohl die Schweiz als auch die EU über sämtliche Verhandlungsmandate verfügen werden, können die Verhandlungen auch in den sechs restlichen Bereichen gleichzeitig beginnen. 3. Überblick über die zehn Themen der neuen bilateralen Verhandlungen Betrugsbekämpfung: Verhandlungen im Gang. Der Schmuggel von Zigaretten und andere illegale Aktivitäten im internationalen Handel mit Waren sind Probleme, die ganz Europa betreffen. Die Schweiz hat kein Interesse daran, dass ihr Territorium für die Organisation solcher Aktivitäten missbraucht wird. Daher sucht sie zusammen mit der EU und deren Mitgliedstaaten nach Möglichkeiten für eine verstärkte Betrugsbekämpfung. Die Schweiz schlägt vor, solche Tatbestände im Zusammenhang mit indirekten Abgaben (z.B. MWSt) durch gegenseitig verstärkte Amts- und Rechtshilfe effizienter zu bekämpfen. Ausgenommen von den Verhandlungen sind jedoch direkte Abgaben. Verarbeitete Landwirtschaftsprodukte: Verhandlungen im Gang. Das Protokoll Nr. 2 zum Freihandelsabkommen von 1972 regelt die zolltarifarische Behandlung der verarbeiteten landwirtschaftlichen Produkte (z.B. Schokolade, Biscuits, Suppen, Teigwaren, Instant-Kaffee). Dieses Protokoll ist jedoch nicht mehr zeitgemäss, und seine Anwendung erzeugt Probleme. Ziel ist es deshalb, den Deckungsbereich des Protokolls Nr. 2 mittels einer Verbesserung des Preisausgleichsmechanismus an der Grenze auszudehnen und zu harmonisieren. Umwelt: Verhandlungen im Gang. Mit einer Teilnahme an der Europäischen Umweltagentur (EUA) könnte die Schweiz auf europäischer Ebene bei der Ausarbeitung von Massnahmen zum Schutz der Umwelt mitwirken. Die EUA ist ein unumgängliches Kooperationsinstrument für die Länder Europas geworden. - Eco-Label: Die Schweiz hat kein nationales Umweltzeichen. Eine Beteiligung am europäischen Umweltzeichen würde den Absatz umweltschonend hergestellter Schweizer Produkte auf dem EU-Markt erleichtern. Statistik: Verhandlungen im Gang. EUROSTAT, das statistische Amt der EU, erarbeitet zuverlässige und vergleichbare statistische Daten, die auf für alle EU-Mitgliedstaaten gemeinsamen Kriterien beruhen. Ein bilaterales Statistikabkommen würde Übermittlung, Vergleich und Veröffentlichung von statistischen Daten über die Schweiz und ihre europäischen Partner sicherstellen. Bildung, Berufsbildung, Jugend: Kommende Verhandlungen. Die EU fördert die Mobilität von Studierenden, Lehrlingen und Jugendlichen allgemein im Rahmen der Gemeinschaftsprogramme SOCRATES (allgemeine Bildung), LEONARDO DA VINCI (Berufsbildung) und JUGEND (ausserschulische Jugendarbeit). Über dreissig Länder nehmen an diesen Programmen teil. Ein bilaterales Abkommen würde jungen Schweizerinnen und Schweizern die volle Teilnahme an diesen EU-Programmen sichern. Medien: Kommende Verhandlungen. Das Programm MEDIA will den europäischen Produktionen bei der Überwindung struktureller Schwierigkeiten gegenüber der nicht-europäischen Konkurrenz helfen. Mit einer Beteiligung an MEDIA könnte die Schweiz ihr Interesse unterstreichen, an der Förderung der europäischen audiovisuellen Produktion mitzuwirken; zudem könnte das schweizerische Kino- und Fernsehschaffen von MEDIA-Unterstützungsmassnahmen profitieren. Ruhegehälter: Kommende Verhandlungen. Hier geht es um die Doppelbesteuerung der Ruhegehälter von in der Schweiz lebenden pensionierten EU-Bediensteten. Die EU erhebt auf den Ruhegehältern ihrer ehemaligen Beamtinnen und Beamten eine Quellensteuer. Wenn ein pensionierter EU-Bediensteter in der Schweiz wohnt, unterliegt der Nettobetrag seiner von der EU ausgerichteten Rente auch der schweizerischen Einkommenssteuer. Eine Lösung könnte darin bestehen, das Recht zur Besteuerung zwischen der EU und der Schweiz aufzuteilen. Dienstleistungen: Kommende Verhandlungen. Im Zusammenhang mit dem Personenverkehrsabkommen sind lediglich grenzüberschreitende personengebundene Dienstleistungen liberalisiert worden, und zwar während maximal 90 Tagen pro Jahr. Als Nettoexporteurin von Dienstleistungen hat die Schweiz mit Blick auf die EU grosses Interesse an einer weiteren Liberalisierung der Dienstleistungen. Ein erleichterter Zugang zum EU-Markt würde der Tendenz zur Verlagerung von schweizerischen Dienstleistungsaktivitäten in den EU-Raum entgegenwirken. So könnte der Wirtschaftsstandort Schweiz gestärkt werden. Von besonderem Interesse sind die Verhandlungen im Bereich Dienstleistungen für Banken, Versicherungen, Wertschriftenhandel, Telekommunikation, Verkehr oder Freiberufe. Zinsbesteuerung: Kommende Verhandlungen. Die Schweiz hat kein Interesse daran, Geschäfte anzuziehen, die lediglich eine allfällige neue EU-Regelung umgehen wollen. Im Rahmen ihrer Gesetzgebung ist die Schweiz daher bereit, ihren Finanzplatz für solche Transaktionen unattraktiv zu machen; dies jedoch unter der Bedingung, dass die EU ein wirkungsvolles System zur Besteuerung sämtlicher Zinsen einführt, das nicht nur für die EU-Staaten und deren assoziierte Gebiete gilt, sondern auch für die wichtigsten Finanzzentren ausserhalb der EU. Für die Schweiz kommt dabei die Einführung eines Systems für den automatischen Informationsaustausch zwischen Steuerbehörden nicht in Frage; im Vordergrund steht eine Zahlstellensteuer auf von EU-Angehörigen in der Schweiz erzielten Zinsen. Justiz, Polizei, Asyl und Migration (Schengen/Dublin): Kommende Verhandlungen. Die Zunahme der organisierten Kriminalität und des Kriminaltourismus ruft nach einer verstärkten internationalen Zusammenarbeit. Dasselbe gilt für die Bekämpfung der illegalen Einwanderung. In diesen Bereichen ist die EU heute die wichtigste Partnerin der Schweiz. Eine Zusammenarbeit zwischen den für die Sicherheit zuständigen Stellen der Schweiz und der EU würde die Sicherheit beider Seiten verstärken. Diese Zusammenarbeit würde auf der Übernahme des Schengen-Acquis inklusive einer Beteiligung an der Dubliner Konvention über das Erstasylland gründen und bedeutete unter anderem auch eine Neuregelung der Personenkontrollen an den Grenzen. Auskünfte: José Bessard, Tel. 031 322 26 40, jose.bessard@seco.admin.ch