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Zehn Prozent der Schweizer Wälder sollen Reservate werden

PRESSEMITTEILUNG

Zehn Prozent der Schweizer Wälder sollen Reservate werden

Innerhalb der nächsten 30 Jahre sollen zehn Prozent der Waldfläche als
Reservate gesichert werden. Die Hälfte davon als Naturwaldreservate, in
denen die Natur ganz sich selbst überlassen wird. Die andere Hälfte als
Sonderwaldreservate, in die der Mensch zurückhaltend eingreift, um seltene
und bedrohte Arten zu fördern. Bundespräsident Moritz Leuenberger, das
Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) und die kantonalen
Forstdirektoren haben sich auf diese strategischen Ziele bei der
Ausscheidung von Waldreservaten geeinigt. Somit kann am Tag des Waldes (21.
März) ein wichtiger Erfolg für die Schweizer Waldpolitik bekannt gegeben
werden.

Verschiedene Strategien, je nach Region

Es wird nicht erwartet, dass jeder einzelne Kanton zehn Prozent seiner
Waldfläche als Reservat ausscheidet. Entsprechend der Vielfalt an
Naturlandschaften müssen auch die Naturschutzstrategien vielfältig und auf
die regionalen Besonderheiten abgestimmt sein. Die Bedeutung der drei
Naturschutz-Instrumente "naturnaher Waldbau", "gezielt eingreifen", und
"nicht mehr eingreifen" ist nicht in jedem Kanton gleich. Durch die
Zusammenarbeit benachbarter Kantone soll aber sichergestellt werden, dass in
jeder Region eine sinnvolle Naturschutzstrategie umgesetzt wird, welche die
nationalen Ziele unterstützt.

Dabei sind folgende Ziele wichtig:

-  Die Vielfalt der Waldgesellschaften, Arten und Erbanlagen bleibt
erhalten.

-  Aus ökologischen, naturpädagogischen und wissenschaftlichen Gründen läuft
auf einer repräsentativen Fläche von Reservaten die natürliche Dynamik ab.

Die biologische Vielfalt fördern

Die Schweizer Waldpolitik will grundsätzlich keine Trennung von
Produktionswald und Schutzwald. Vielmehr strebt sie auf der ganzen Fläche
einen möglichst naturnahen Wald an, der gleichzeitig alle wesentlichen
Funktionen erfüllt: den multifunktionalen Wald. Der flächendeckende
naturnahe Waldbau reicht jedoch nicht aus, um die biologische Vielfalt im
Wald langfristig zu erhalten und die erwünschte Dynamik sicherzustellen.
Unbestritten ist deshalb, dass zusätzlich zwei weitere Elemente nötig sind:
In den Sonderwaldreservaten die gezielte Förderung von seltenen, bedrohten
und empfindlichen Arten; in den Naturwaldreservaten dagegen keinerlei
Einmischung, so dass sich der Wald hier natürlich entwickeln kann. Der
Zugang zu den Waldreservaten steht der Bevölkerung generell offen. Falls
eine bedrohte und empfindliche Tierart geschützt werden soll, wird die
Bevölkerung informiert und angehalten, auf den Wegen zu bleiben. Solche so
genannten Weggebote gibt es heute schon im Nationalpark.

Zehn Prozent Waldreservate erleichtern die Zertifizierung
der Forstbetriebe

Über die Grösse der Reservatsfläche gingen die Meinungen bisher auseinander.
Bundespräsident Moritz Leuenberger, das BUWAL und die Forstdirektoren der
Kantone haben sich nun aber auf die Ziele in der Reservatspolitik geeinigt.
Grundsätzlich will man im Rahmen der unterschiedlichen Strukturen und
finanziellen Möglichkeiten von Bund und Kantonen spätestens bis 2030 überall
in der Schweiz die nationalen Standards erreichen, die seit 1999 für die
Waldzertifizierung der Forstbetriebe gelten: Zehn Prozent der Waldfläche
sollen langfristig als Reservate gesichert werden. Ausserdem sieht die
Strategie eine besondere Förderung von grossen, über 500 Hektaren
umfassenden Reservaten vor, von denen es noch zu wenige gibt.

Keine Quantität ohne Qualität

Die Grösse von Waldreservaten sagt wenig aus über ihre Qualität und somit
wenig über ihre Bedeutung für den Naturschutz. Die ausgeschiedenen Reservate
müssen deshalb immer auch qualitative Kriterien erfüllen, die in den
kantonalen Waldreservatskonzepten festgelegt sind. Diese Konzepte werden vom
Bund genehmigt: Damit wird sichergestellt, dass sie auch den nationalen und
internationalen Anforderungen genügen.

Was ist ein Waldreservat?

Es gibt zwei Arten von Waldreservaten:

-  Im Naturwaldreservat wird die Natur ganz sich selbst überlassen.

-  Im Sonderwaldreservat greift der Mensch zurückhaltend ein, um seltene und
bedrohte Pflanzen oder Tiere zu unterstützen (z.B. indem er dafür sorgt,
dass genügend Licht auf den Boden gelangt).

Ein Waldreservat soll möglichst wild und ursprünglich sein. Trotzdem wird
der Mensch aus diesen Urwäldern nicht verbannt. Waldwege sollen Reservate
nicht nur tangieren, sondern auch in sie hineinführen. Damit die Sicherheit
der Besuchenden gewährleistet ist, wird entlang diesen Wegen das Holz
geräumt.

Grundsätzlich sind Schweizer Wälder öffentlich zugänglich. Darum ist es
wünschenswert, dass die Bevölkerung das Waldreservat kennenlernt und
freiwillig Rücksicht nimmt. Falls eine bedrohte Tierart speziell gefördert
werden soll (z.B. indem man Balz- und Brutplätze sichert), so wird darauf
aufmerksam gemacht. Die WaldspaziergängerInnen werden aufgefordert, auf den
Wegen zu bleiben. Waldhütten und Feuerstellen wird man in Waldreservaten
nicht antreffen. Diese Bedürfnisse werden in anderen Wäldern genügend
abgedeckt.

Es muss dafür gesorgt werden, dass das Wild nicht in zu grosser Zahl in die
geschützten Gebiete flüchtet. Das Wild würde zu viele Triebe der junge Bäume
fressen und der Wald könnte sich nicht mehr verjüngen.

Bern, 20. März 2001

BUNDESAMT FÜR UMWELT, WALD UND LANDSCHAFT
Informationsdienst

Beilage: Leitsätze einer "Waldreservatspolitik Schweiz"

Für Auskünfte wenden Sie sich bitte an:

Stefan Engler, Präsident, Konferenz der Kantonalen Forstdirektoren
Tel. 081 257 36 01

Urs Amstutz, Sekretär, Konferenz der Kantonalen Forstdirektoren
Tel. 032 625 88 00

Willy Geiger, Vizedirektor BUWAL
Tel. 031 322 24 96

Werner Schärer, Eidg. Forstdirektor
Tel. 031 324 78 36