Schweizer Wappen

CONFOEDERATIO HELVETICA
Die Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft

Homepage
Mail
Suche

Sanasilva-Inventur 2000: Baumkronen stärker verlichtet

MEDIENMITTEILUNG

Sanasilva-Inventur 2000

Baumkronen stärker verlichtet

Zum ersten Mal seit 1995 hat im Jahr 2000 die Kronenverlichtung im Schweizer
Wald wieder zugenommen - und zwar deutlich. Gemäss Sanasilva-Inventur wiesen
3 von 10 Bäumen eine Verlichtung von mehr als 25 % auf. Die Ursachen für die
Zunahme sind unklar. Nur ein Teil davon lässt sich nach heutigem
Kenntnisstand eindeutig auf den Sturm Lothar zurückführen.

Jedes Jahr überprüfen Fachleute der Eidg. Forschungsanstalt WSL im Rahmen
der Sanasilva-Inventur den Zustand der Baumkronen im Schweizer Wald. Im
Sommer 2000 beurteilten sie auf Stichprobeflächen im Abstand von 16
Kilometern rund 1100 Bäume.

29,4 % der Bäume wiesen eine Kronenverlichtung von mehr als 25 % auf. Dabei
wird nur jene Verlichtung berücksichtigt, bei der keine offensichtliche
Ursache erkennbar ist, wie z.B. Hagelschäden oder Insektenbefall. Zum
Vergleich: 1999 wiesen 19 % der Bäume eine Verlichtung von mehr als einem
Viertel auf. Entsprechend erhöhte sich auch die durchschnittliche
Kronenverlichtung im Schweizer Wald: von 21,4 % im Jahre 1999 auf 26,0 % im
Jahre 2000. Die Verlichtung erreicht damit die höchsten Werte seit 1985, als
die erste Inventur mit vergleichbarer Methode durchgeführt wurde. Bei den
Fichten und Tannen war die Zunahme der Verlichtung besonders gross, bei der
Buche hingegen nur gering.

Die WSL beurteilte die Kronenverlichtung auch auf den 16 Flächen der
Langfristigen Waldökosystem-Forschung (LWF) des Bundes an zusätzlich 3200
Bäumen. Auf diesen Flächen nahm die Verlichtung unbekannter Ursache in
ähnlichem Ausmass zu wie auf den Flächen der Sanasilva-Inventur.

Nicht verändert hat sich die Sterblichkeit der Bäume: Wie in den Vorjahren
sind gemäss Sanasilva-Inventur innert Jahresfrist rund 0,4 % der Bäume
abgestorben. In dieser Zahl nicht enthalten sind die vom Sturm Lothar
gefällten Bäume.

Mehrere mögliche Ursachen

Zum Teil hat der Sturm Lothar die Zunahme der Kronenverlichtungen
verursacht. Zwar haben die Fachleute bei der Kronenbeobachtung jeweils
diejenige Verlichtung abgezogen, die offensichtlich durch Lothar verursacht
wurde, zum Beispiel wenn ein dicker Ast abgebrochen war. Nicht alle Folgen
von Lothar sind aber leicht zu erkennen. So ist es praktisch unmöglich, zu
beurteilen, wieviele Nadeln und Zweige der Sturm abgebrochen hat. Auch
dürfte der Sturm Wurzeln beschädigt haben, was in den Folgejahren das
Wachstum von Nadeln und Blättern beeinträchtigt.

Dass Lothar aber nicht alleine für die Zunahme der Kronenverlichtung
unbekannter Ursache verantwortlich ist, zeigen folgende Ergebnisse:

- In den Gebieten der Schweiz, die von Lothar nicht betroffen waren, nahm
die Kronenverlichtung fast so stark zu wie in den von Lothar betroffenen
Gebieten.

- Auf zwei LWF-Flächen werden die herunterfallenden Nadeln und Blätter
während des ganzen Jahres gesammelt. Lothar erhöhte dort zwar kurzfristig
die Nadelmenge deutlich; die Jahresmenge war aber nur wenig grösser als
üblich.

- Frankreich und Baden-Württemberg waren vom Sturm Lothar stark betroffen.
Im Gegensatz zur Schweiz wurde aber im Sommer 2000 keine Zunahme der
Kronenverlichtung festgestellt. Hingegen nahm die Kronenverlichtung in
Bayern und Österreich zu, welche weniger stark oder kaum vom Sturm betroffen
waren.

Neben Lothar könnte auch die ausgeprägte Frühjahrstrockenheit zur Zunahme
der Kronenverlichtung beigetragen haben.

Intensive Forschung

Neben der Beobachtung der Kronenverlichtung arbeitet die WSL intensiv daran,
deren Ursachen zu erforschen. Der Waldzustand und seine Abhängigkeit von
menschlichen Belastungen lassen sich nur aufgrund eines umfassenden
Forschungsansatzes beurteilen. Auf den LWF-Flächen werden deshalb neben dem
Kronenzustand viele zusätzliche Zustands- und Einflussgrössen erfasst, so
die Witterung, die Schadstoffeinträge, das Nährstoff- und Wasserangebot im
Boden und die Entwicklung der Flora. Zudem untersucht die WSL im Auftrag des
BUWAL, ob Schadstoffeinträge die Böden versauern lassen und die Wurzeln der
Bäume schädigen.

Bodenversauerung ist ein Langzeitrisiko

Trotz der hohen Kronenverlichtungs-Werte von 2000: Der Schweizer Wald ist
nicht akut gefährdet. Es besteht aber ein langfristiges Risiko. Die Einträge
von Säuren und Stickstoff sind immer noch zu hoch. Sie führen im Boden
langfristig zur Versauerung, zur Auswaschung von Nährstoffen und zu einer
einseitigen Nährstoffversorgung der Bäume. In Böden, die von Natur aus schon
sauer sind, können sich diese Veränderungen in wenigen Jahrzehnten
nachteilig auf den Wald auswirken; zum Beispiel können Bäume anfälliger
werden auf Trockenheit und Stürme. Hinweise dafür sind unter anderem auf 64
durch Lothar geschädigten Waldflächen gefunden worden, welche das Institut
für Angewandte Pflanzenbiologie (Schönenbuch, BL) im Auftrag von sieben
Kantonen beobachtet. Es gab dort mehr Windwurfschäden auf den Flächen, wo
der Boden stärker versauert und der Stickstoffgehalt im Laub erhöht ist.

Bern/Birmensdorf, 15. Januar 2001

Bundesamt für Umwelt, Wald
und Landschaft, (BUWAL)
Informationsdienst

Eidg. Forschungsanstalt WSL
Medien und Information

Auskunft

- Richard Volz, Eidg. Forstdirektion, Bundesamt für Umwelt, Wald und
Landschaft (BUWAL), 3003 Bern, Tel. 031 324 77 86

- Peter Brang, Eidg. Forschungsanstalt WSL, 8903 Birmensdorf, Tel. 01 739 24
86

Internet siehe Website: http://www.wsl.ch/sanasilva2000/

Literatur

- Brang, P. (Red.), 1998: Sanasilva-Bericht 1997. Zustand und Gefährdung des
Schweizer Waldes - eine Zwischenbilanz nach 15 Jahren Waldschadenforschung.
Berichte, Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, 8903
Birmensdorf, Nr. 345. Bezugsquelle: F. Flück-Wirth, Internationale
Buchhandlung für Botanik und Naturwissenschaften, CH-9053 Teufen, Fr. 21.-

- Faltblatt zum Sanasilva-Bericht 1997. Gratis erhältlich bei der Bibliothek
WSL, Zürcherstrasse 111, CH-8903 Birmensdorf, Tel. 01 739 22 11.