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Stand der Untersuchung des Unfalls von Crossair Flug CRX 498 vom 10. Januar 2000 bei Nassenwil

Stand der Untersuchung des Unfalls von Crossair Flug CRX 498 vom 10. Januar
2000 bei Nassenwil

Das Büro für Flugunfalluntersuchungen (BFU) wird voraussichtlich im Laufe
des Jahres 2001 den Schlussbericht über den Crossair-Unfall vorlegen.
Aufgrund von Erkenntnissen aus der Untersuchung hat das BFU zur Verhütung
von Flugunfällen bisher fünf Sicherheitsempfehlungen zuhanden des
Bundesamtes für Zivilluftfahrt (BAZL) verfasst.

Die Untersuchung der Unfallursache von Crossair Flug CRX 498 ist auch ein
Jahr nach dem Ereignis noch in vollem Gang. Die detaillierte Untersuchung
von Triebwerken, Propellern und Hilfsaggregaten der SAAB 340B konnte im
Verlauf des Sommers 2000 abgeschlossen werden. Man fand, dass sich diese
Systeme bis zum Moment des Aufpralls in funktionstüchtigem Zustand befanden.

Nach der Bergung identifizierte man sämtliche Wrackteile und erfasste sie in
einer Datenbank. Bestimmte Teile der Flugzeugstruktur wurden rekonstruiert
und vom Wissenschaftlichen Dienst (WD) der Stadtpolizei Zürich auf
Brandspuren untersucht. Die Experten kamen zum Schluss, dass sämtliche
Brandspuren durch den Aufschlagsbrand entstanden sind. Es kann daher
ausgeschlossen werden, dass während des Fluges an Bord der Maschine ein
Feuer ausgebrochen ist.

Das Cockpit der SAAB 340B weist sowohl konventionelle elektromechanische
Instrumente als auch Anzeigesysteme auf der Basis von Bildschirmen auf. Die
Navigationsinstrumente, welche auf dem EFIS (Electronic Flight Instrument
System) dargestellt werden, verfügen über zwei integrierte Schaltkreise, die
auch ohne Stromzufuhr gewisse Parameter zu speichern vermögen. Diese
sogenannten non volatile memories wurden gefunden. Ein Chip ist durch den
Aufprall so stark beschädigt worden, dass keine Daten mehr aus ihm gewonnen
werden können. Der zweite Speicher, welcher sechs Parameter der
Navigationsinstrumente aufzeichnete, konnte ebenfalls beschädigt
sichergestellt werden. Momentan wird er durch eine Spezialfirma soweit
repariert, dass anschliessend die gespeicherten Daten ausgelesen werden
können. Sofern diese schwierige Operation gelingt, eröffnet sich die
Möglichkeit, zusätzliche Informationen über den Status der
Navigationsinstrumente zu gewinnen.

Gegenwärtig werden konventionelle Instrumente sowie Schalter und
Anzeigelampen  spurenkundlich untersucht. Soweit es der Zerstörungsgrad
zulässt, soll damit deren Funktion während des Unfallfluges beurteilt
werden. Teilweise lassen sich durch diese Ermittlungen auch die Anzeigewerte
im Moment des Aufpralls ermitteln.

Die Analyse der Navigationssysteme, der elektrischen, pneumatischen und
hydraulischen Anlagen sowie der Steuerorgane und der Auftriebshilfen dauert
weiter an und beansprucht aufgrund ihrer Komplexität noch mehrere Monate.

Um die operationellen Aspekte besser beurteilen zu können, wurden u. a.
verschiedene Versuchsflüge durchgeführt und dokumentiert. Die aus diesen
Flügen gewonnenen Daten von Flight Data Recorder (Flugschreiber) und Cockpit
Voice Recorder (Sprach-aufzeichnungsgerät) werden nun mit den Aufzeichnungen
aus dem Unfallflug verglichen.

Menschliche Faktoren wie Ausbildung, Persönlichkeitsstruktur, medizinsche
Aspekte und Arbeitsumfeld der Besatzung werden eingehend untersucht. Die
Vielschichtigkeit dieses Bereichs macht auch hier noch einige Monate
intensiver Forschungsarbeit notwendig.

Bezüglich der Unfallursache erwägt das Untersuchungsteam nach wie vor
operationelle, technische und menschliche Aspekte. Wie bei fast jedem Unfall
ist von einem komplexen Zusammenspiel verschiedenster Faktoren auszugehen.

Das Büro für Flugunfalluntersuchungen hat das Bundesamt für Zivilluftfahrt
über vorläufige Untersuchungsergebnisse informiert, die für die
Flugunfallverhütung von Bedeutung sein können, und bisher fünf
Sicherheitsempfehlungen an das BAZL überwiesen. Diese betreffen
Programmierung und Bedienung des Flight Management Systems (FMS), Einsatz
des Autopiloten, die Koordination von Vorgaben der Flugsicherung und
Flugzeugführung sowie den Einsatz von Besatzungen mit ausländischen
Pilotenlizenzen.

Sofern keine unvorhersehbaren Umstände den Abschluss der ausstehenden
Arbeiten verzögern, sollte die Datenerhebung bis Ende Mai 2001 abgeschlossen
sein. Die Analyse und das Erstellen des Schlussberichts wird bis etwa Ende
August 2001 dauern. Dieser Bericht wird anschliessend ein Prüfungs- und
Vernehmlassungsverfahren durchlaufen das etwa zwei Monate in Anspruch nehmen
wird. Sofern keine Prüfung des Berichts durch die Eidgenössische
Flugunfallkommission verlangt wird, kann der Schlussbericht gegen Ende des
Jahres 2001 veröffentlicht werden.

Auskünfte: Jean Overney, Leiter BFU, Tel. 031/322 55 24

Ab 1. Mai 2001 wird eine Homepage des Büros für Flugunfalluntersuchungen zur
Verfügung stehen. Auf dieser Internetsite sollen künftig sämtliche
Schlussberichte von Unfalluntersuchungen veröffentlicht werden. Die
Medienmitteilungen und Informationen zum Unfall von Crossair Flug CRX 498
werden ebenfalls auf diesem Weg publiziert.