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PCB-Altlasten bilden ein Risiko für Mensch und Umwelt: BUWAL warnt vor nicht fachgerechten Sanierungen

MEDIENMITTEILUNG

BUWAL warnt vor nicht fachgerechten Sanierungen

PCB-Altlasten bilden ein Risiko für Mensch und Umwelt

Das Umweltgift PCB schädigt das Hormonsystem von Fischen und anderen Tieren.
Via Nahrungskette gelangt es auch auf unsere Teller. PCB ist seit 1972
verboten. Trotzdem sind grosse Altlasten vorhanden. Von Stahlbauten mit
PCB-haltigen Beschichtungen geht aus heutiger Sicht das grösste Risiko aus.
Gefahr droht vor allem, wenn PCB-haltige Anstriche nicht fachgerecht
entfernt werden und in die Umwelt gelangen. Das Bundesamt für Umwelt, Wald
und Landschaft (BUWAL) hat zusammen mit einigen Kantonen die Problematik
untersucht und Empfehlungen für die umweltgerechte Sanierung belasteter
Stahlbauten verfasst. Die Erkenntnisse der BUWAL-Studie sind in weiten
Teilen übertragbar auf PCB-Altlasten in Gebäuden, konkret
Betonfugendichtungen. Über die Risiken, die von Gebäuden ausgehen, ist noch
wenig bekannt. Hier sind noch weitere Abklärungen nötig. Eine Arbeitsgruppe
mit Vertretenden von BUWAL, Bundesamt für Gesundheit (BAG), EMPA und der
Kantone hat eine schweizweite Messkampagne gestartet und erarbeitet
Sanierungsempfehlungen.

PCB (Polychlorierte Biphenyle) bergen ein grosses Risiko für die Umwelt. Der
Stoff ist schwer abbaubar und reichert sich über die Nahrungskette im
Fettgewebe von Mensch und Tier an. Man geht davon aus, dass der Fischotter
in der Schweiz ausgestorben ist, weil er sich wegen hormonaktiver Substanzen
wie PCB nicht mehr fortpflanzen konnte. Wegen seiner Gefährlichkeit wurde
die Verwendung von PCB im Jahr 1972 auf geschlossene Systeme
(Transformatoren etc.) beschränkt und 1986 generell verboten.

Fachgerecht sanieren

Die neue BUWAL-Studie zeigt: Die PCB-Altlasten wurden bisher unterschätzt.
Brücken, Hochdruck-Wasserleitungen und andere Wasserbauten wurden bis in die
70er-Jahre mit PCB-haltigen Korrosionsschutzmitteln behandelt. Diese
Korrosionsschutzmittel enthielten 150 bis 300 Tonnen PCB. Etwa die Hälfte
davon wurde in der Zwischenzeit bei Sanierungen mehr oder weniger
fachgerecht abgebaut, so dass heute noch mit geschätzten 100 Tonnen PCB an
Stahlbauten gerechnet werden muss.

Durch die Verwitterung gelangen kleine Mengen PCB-haltiger Beschichtungen in
die Umwelt und unter Umständen auch in die Nahrungskette. Grosse Mengen
werden freigesetzt, wenn die Anstriche z.B. mit dem Sandstrahlverfahren
entfernt werden und der Staub nicht aufgefangen wird. Deshalb müssen bei der
Sanierung alle möglichen Schutzmassnahmen getroffen werden. PCB-haltige
Substanzen dürfen auf keinen Fall erhitzt werden, sonst entsteht äusserst
gefährliches Dioxin. Um zusätzliche Umweltrisiken zu vermeiden, müssen
Abbruchmaterialien sortiert und PCB-haltige Abfälle als Sondermüll
zwischengelagert, transportiert und im Hochtemperaturofen verbrannt werden.
PCB-haltige Abfälle dürfen unter keinen Umständen in die Umwelt oder in
normale Kehrichtverbrennungsanlagen gelangen. Das BUWAL unterstützt die
Kantone bei der Bestandesaufnahme der in Frage kommenden Bauobjekte und bei
der fachgerechten Sanierung.

Fugendichtungen und Innenraumluft werden untersucht

Auch in Dichtungsmassen, zum Beispiel in Betonfugendichtungen, wurde PCB als
Weichmacher verwendet. Messungen in einzelnen Schulhäusern haben hohe
PCB-Werte ergeben. Wieviele Gebäude in welchem Ausmass betroffen sind, muss
noch untersucht werden. Dazu wurde eine Arbeitsgruppe mit Vertretenden von
BUWAL, BAG und der Kantone eingesetzt. Sie wird in der ganzen Schweiz alte
Betonfugendichtungen auf ihren PCB-Gehalt untersuchen lassen und je nach
Befund auch die Atemluft der Innenräume messen. Nach Abschluss der Messungen
wird sie Empfehlungen für zu treffende Massnahmen herausgeben. In jedem
Kanton soll eine Anlaufstelle für den Umgang mit PCB-Altlasten bezeichnet
werden.

PCB

(Polychloriertes Biphenyl) entsteht durch Chlorierung von Biphenylen.
Thermische Stabilität, geringe Wasserlöslichkeit, Stabilität gegen
Oxidation, Viskosität (Zähflüssigkeit) in einem grossen Temperaturbereich
und geringe Entflammbarkeit sind Eigenschaften, die das PCB ab den
30er-Jahren zu einem industriell nutzbaren Stoff machten. Allerdings führen
genau diese Eigenschaften dazu, dass PCB biologisch schlecht abbaubar ist;
es werden Halbwerts-zeiten von 6 Jahren für PCB in der Luft und Jahrzehnte
für gebundenes PCB angegeben. PCB reichert sich in der Nahrungskette an und
ist auch im menschlichen Fettgewebe enthalten. Ob eine Gefahr von
PCB-haltigem Trinkwasser und in die Atemluft ausgegastem PCB ausgeht, ist
noch nicht restlos geklärt. Das Risiko wird heute gering eingestuft. In der
Schweiz nehmen alle Menschen im Durchschnitt 3 - 4 Mikrogramm pro Tag und
Person auf. Für die WHO gelten 30 - 60 Mikrogramm als duldbare Tagesdosis.
Werden über lange Zeit hinweg grössere Mengen PCB aufgenommen, kann dies zu
Hautbeschwerden, Leber- und Nierenschäden und zu einer Schwächung des
Immunsystems führen. Fortpflanzungsstörungen wurden bei Tieren, die über
längere Zeit PCB ausgesetzt waren, beobachtet. Die Karzinogenität ist nicht
vollumfänglich nachgewiesen, es besteht aber Verdacht auf krebserregendes
Potenzial. PCB wurde in der Schweiz ab 1972 für offene Systeme verboten.
Seit 1986 sind Import, Produktion und generell alle Anwendungen in der
Schweiz verboten.

Bern, 10. November 2000

BUNDESAMT FÜR UMWELT,
WALD UND LANDSCHAFT
Informationsdienst

Literatur

"PCB-Emissionen beim Korrosionsschutz." Bezugsquelle: Bundesamt für Umwelt,
Wald und Landschaft (BUWAL), Dokumentation, 3003 Bern, Fax 031 324 01 16,
E-Mail: docu@buwal.admin.ch, Internet: http://www.admin.ch/buwal/publikat/d
Bestellnummer: VU-5018-D

Beilage

Kurzinformation Projektgruppe "PCB-haltige Fugendichtungen"

Auskünfte

Christoph Rentsch, Chef der Sektion umweltgefährdende Produkte, Abt. Stoffe,
Boden, Biotechnologie, Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft
(BUWAL),Tel. 031 322 93 64

Anton Stettler, Chef der Sektion Industrie und Gewerbe, Abteilung
Luftreinhaltung, Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL), Tel. 031
322 93 66

Eva Reinhard, Chefin der Sektion Chemie und Toxikologie, Abteilung
Chemikalien, Bundesamt für Gesundheit (BAG), Tel. 031 323 86 65

Roger Waeber, Fachstelle Innenraumbelastungen, Bundesamt für Gesundheit
(BAG), Tel. 031 323 06 38

Josef Tremp, AUE Kanton Basel Land, Tel. 061 925 55 42