Schweizer Wappen

CONFOEDERATIO HELVETICA
Die Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft

Homepage
Mail
Suche

EFD-Umfrage zum Finanzpolitik-Wissen

PRESSEMITTEILUNG

EFD-Umfrage zum Finanzpolitik-Wissen

Das Eidg. Finanzdepartement (EFD) erhebt regelmässig den Wissensstand
und Einstellungen zur Finanzpolitik. 2001 wurden Fragestellungen und
Methode modifiziert. Die Ergebnisse der Studie liegen nun vor: Stark
verankert ist die Gewissheit, auch in Zukunft auf die AHV zählen können.
Während sich die meisten Befragten  gegen beliebig grosse
Steuerbelastungsunterschiede in den Kantonen und Gemeinden aussprechen,
wird das Preis- Leistungsverhältnis zwischen Steuern und erbrachter
Staatsaufgabe breit akzeptiert. Wenig bekannt ist die günstige Position
der Schweiz im europäischen  Steuerbelastungs-Vergleich. Gut informiert
ist die Bevölkerung über den Geltungsbereich des Bankgeheimnisses. Die
Zustimmung  zur heutigen Regelung ist nach wie vor hoch, zusätzliche
Ausnahmen vom Bankgeheimnis finden wenig Akzeptanz.

Wegen teilweise neuen Fragestellungen und ausgebauter Methode (Befragung
von 2'016 statt 1'000 Schweizer Wahlberechtigten) sind Vergleiche mit
Vorjahresergebnissen nicht möglich. Nach wie vor  sind  erhebliche
Unterschiede zwischen den Landesteilen feststellbar, vor allem was das
Faktenwissen und die Einschätzung der Steuersituation anbetrifft.  Die
Fragestellungen sowie Tabellen (Resultate gesamte Schweiz,
Deutschschweiz, Westschweiz - je nach Geschlecht, Altersgruppen,
Bildung, soziale Schicht und Haushaltgrösse) sind auf
http://www.efd.admin.ch/multilg/demoskopie2001.pdf abrufbar. Insgesamt
kann beim Wissensstand ein deutlicher Bezug zu Bildung und Region
hergestellt werden.

Kennzahlen der Finanzpolitik

Im Durchschnitt kennt knapp eine von drei befragten Personen die genaue
Höhe der Bundesschulden, fast 25% über- und 20 % unterschätzen sie.
Auffällig sind der höhere Wissensstand in der Deutschschweiz (32%
gegenüber 19% in der Westschweiz) und der äusserst hohe Anteil jener,
die in der französischsprachigen Schweiz diese Frage gar nicht erst
beantworten konnten (42%).  Insgesamt richtig werden die  wichtigsten
Ausgabenbereiche identifiziert: Soziales (Rechnung 2000: 12,3 Mia
Franken ohne Mehrwertsteuer-Prozent) vor Verkehr (6,6 Mia ohne NEAT) und
Landesverteidigung (5 Mia). Auch hier unterscheidet sich die Bewertung
in der Westschweiz:  Die Ausgaben für die Landesverteidigung werden dort
überschätzt und sogar häufiger als Spitzenreiter genannt als das
Soziale; hingegen werden die Kosten für den Verkehr im
französischsprachigen Landesteil deutlich unterschätzt. Frauen stufen
die Bedeutung der Sozialausgaben häufiger zu tief ein als Männer.

Vertrauen in AHV-Bezüge im Rentenalter

Im Unterschied zu früheren EFD-Umfragen, die skeptischere Resultate
zeigten, wurde beim AHV-Vertrauen 2001 nicht mehr nach einer gegenüber
heute „gesicherten AHV“ gefragt, sondern lediglich nach der
Wahrscheinlichkeit, im Rentenalter noch „AHV zu erhalten“. 69% der
Altersgruppen vor dem  Rentenalter  antworten positiv - nur ein Fünftel
befürchtet das Gegenteil. In den Landesteilen gibt es kaum Unterschiede,
am unsichersten (aber immer noch deutlich zuversichtlich) sind die
Jungen. Noch optimistischer sind die heutigen Rentenbezüger. Drei
Viertel von ihnen sind der Ansicht, dass auch die kommende Generation
Renten erhalten wird.

Steuern: Akzeptiertes Preis- Leistungsverhältnis...

Für fast 70% der Befragten ist das Verhältnis zwischen bezahlten
Steuern, Gebühren und Abgaben einerseits und erhaltener staatlicher
Gegenleistung andererseits im Gleichgewicht (27% finden es eher gut, 42%
sehen Preis und Leistung in einem angemessenen Verhältnis). Knapp ein
Viertel der Befragten ist eher unzufrieden. Unterschiedlich wird das
staatliche Preis- Leitungsverhältnis in den beiden untersuchten
Landesteilen bewertet:  In der Westschweiz stimmt das Verhältnis
lediglich für eine relative Mehrheit von 46% (bei 36% Unzufriedenen) -
in der Deutschschweiz wird das Preis-Leistungsverhältnis von drei
Vierteln akzeptiert.  Falls der Bund seine Staatsaufgaben nicht mehr
finanzieren könnte, würden 44% der Befragten eine Leistungskürzung, 26%
eine Steuererhöhung und nur 15% eine zusätzliche Staatsverschuldung in
Kauf nehmen. Im Falle einer notwendigen Steuererhöhung würden fast 40%
eine Erhöhung der Mehrwertsteuer befürworten, 30% eine Erhöhung der
direkten Bundessteuer und  18% die Einführung einer nicht näher
definierten neuen Steuer. Die soziale Ausgleichsfunktion der direkten
Bundessteuer (Progression) ist einer klaren Mehrheit (60%, in der
Westschweiz gar 70%) bewusst.

...aber zu grosse regionale Unterschiede

Die Frage nach der Akzeptanz der von Kanton zu Kanton und von Gemeinde
zu Gemeinde variierenden Steuerbelastungsunterschiede wurde ungestützt
gestellt, d.h. ohne Präsentation von konkreten Alternativen und deren
Folgen auf die eigene Steuersituation bzw. auf das allgemeine Preis-
Leistungsverhältnis. Ohne eine solche Diskussion geführt zu haben,
plädiert mehr als die Hälfte der Befragten (52%) dafür, dass die
Steuerbelastung in allen Kantonen gleich sein sollte, 37% sprechen sich
für gewisse und lediglich 7% für beliebige Unterschiede aus.  Dabei ist
der Trend zur Vereinheitlichung in der Deutschschweiz  (54%) und bei den
Frauen (58%) deutlich stärker als in der Westschweiz (46%) bzw. bei den
Männern (46%).  Bei jenen, die gewisse oder beliebige Unterschiede
befürworten, dominiert als Grund, dass die Kantone ihr Angebot an
öffentlichen Leistungen sollen mitbestimmen dürfen (51%). Wenig bekannt
ist die tendenziell steuersenkende Wirkung eines Steuerwettbewerbs unter
Standorten (35%).

Unterschätzter Steuer-Standort Schweiz

Ein Informationsdefizit besteht bezüglich der günstigen Position der
Schweiz im Steuerbelastungs-Vergleich mit dem EU-Schnitt einerseits und
den Nachbarländern andererseits. Gefragt wurde nach der Belastung durch
Steuern, Abgaben und Prämien (sämtliche Bundes-, Kantons- und
Gemeindesteuern; inklusive Sozialversicherungsbeiträge; exklusive
Krankenkasse). Nur 35% der Befragten wissen, dass das Steuerniveau in
der Schweiz geringer ist als der Durchschnitt der EU-Länder; 30% stuft
die Schweiz schlechter ein, 22% sehen keinen Unterschied. In der
Westschweiz kennt nur jeder Vierte die tatsächliche Situation
(Deutschschweiz: 38%), auch bei den Frauen wird der Steuerstandort
Schweiz häufiger als nachteilig eingestuft.  Ähnlich unzutreffend ist
die Beurteilung der Steuersituation in der Schweiz gemessen an jener in
den Nachbarländern.  Hier weiss nicht einmal jede(r) Dritte um  die
niedrigere Steuerlast in der Schweiz (Deutschschweiz: 34%, Westschweiz:
25%), ein Viertel schätzt die Schweiz gar schlechter ein (in der
Westschweiz ist es ein Drittel). Richtigerweise (aber nicht folgerichtig
in Bezug auf obige Antworten) gehen 60% der Befragten davon aus, dass
Schweizerinnen und Schweizer im Falle eines EU-Beitritts steuerlich mehr
belastet würden (Deutschschweiz: 66%, Westschweiz: 40%). Ähnlich, aber
weniger ausgeprägt, fällt die Einschätzung bezüglich Unternehmenssteuern
aus: eine relative Mehrheit von 45% erwartet bei einem Beitritt eine
Erhöhung.

Auch bei nuancierter Fragestellung gut verankertes Bankgeheimnis

Im Gegensatz zu früheren Umfragen wurde nicht die Abschaffung oder
Beibehaltung des Bankgeheimnisses thematisiert, sondern dessen Akzeptanz
in einer direkten Gegenüberstellung mit zusätzlichen Tatbeständen, die
vom Bankgeheimnis ausgenommen werden könnten. Dabei wurde vor jeder
Frage ausdrücklich auf Besonderheiten wie z.B. die Unterscheidung
zwischen Steuerbetrug und Steuerhinterziehung hingewiesen.  In
verschiedenen Fragestellungen findet keiner dieser zusätzlichen
Tatbestände  bei mehr als einem Viertel der Befragten Zustimmung
(Bankgeheimnis generell aufheben: 10%; Bankgeheimnis bei
Steuerhinterziehung aufheben: 25%;  Aufhebung nur für ausländische
Steuerhinterzieher: 24%). Fast 60% der Befragten sprechen sich hingegen
dafür aus, dass das Bankgeheimnis genau in seiner heutigen Ausgestaltung
weiter geführt wird (Total Schweiz: 59%, Deutschschweiz: 61%,
Westschweiz: 55%).  Von jenen 24%, die sich für eine Aufhebung des
Bankgeheimnisses nur für ausländische Steuerhinterzieher ausgesprochen
haben, nähme allerdings nur die Hälfte volkswirtschaftliche Schäden in
Kauf. Hoch ist der Wissensstand bezüglich dem Geltungsbereich des
Bankgeheimnisses: 65% sind korrekt darüber informiert, dass das
Bankgeheimnis bereits heute nicht absolut ist, sondern die Privatsphäre
der Kunden nur dann schützt, wenn  keine Straftatbestände wie
organisierte Kriminalität, Geldwäscherei oder Steuerbetrug  vorliegen.
Nur 14% meinen, dass das Bankgeheimnis bereits bei Steuerhinterziehung
aufgehoben werden kann, fast gleich viele sehen -ebenfalls
unrichtigerweise- eine absolute Schutzwirkung.

Zur EFD-Studie 2001
Das Eidg. Finanzdepartement EFD erhebt seit 1997 regelmässig den
Wissensstand und Einstellungen der Schweizer Bevölkerung zur
Finanzpolitik. Ziel der demoskopischen Analyse ist die Feststellung, wie
bekannt für die Beurteilung der Finanzpolitik wesentliche Fakten sind.
Vom 26.3. bis 14.4. 2001 wurden 2'016 Wahlberechtigte ab 18 Jahren in
der deutsch- (1'521) - und der französischsprachigen (495) Schweiz
telefonisch befragt (in den bisherigen Umfragen wurden rund 1'000
Personen individuell befragt). Die Stichprobe erfolgte nach dem
Random-Quota-Verfahren, die Feldarbeit wurde gemäss den Richtlinien von
SWISS INTERVIEW auf repräsentativer Basis vom Marktforschungsinstitut
DemoSCOPE AG durchgeführt. Vorbereitung und Auswertung besorgte dualis
(Alois Sidler in Herdern). Die Ergebnisse sind zusätzlich zu den
Gesamtwerten nach Regionen, Geschlechtern, Altersgruppen, Bildung,
sozialen Schichten (Selbsteinschätzung) und Haushaltsgrössen
aufgeschlüsselt. Gegenüber den Vorjahren wurden Fragestellungen und
Methode neu definiert, sodass Vergleiche mit früheren Resultaten nicht
schlüssig sind. Die Fragestellungen und der vollständige Datensatz sind
auf der Internetseite des EFD (www.efd.admin.ch) abrufbar.

EIDG. FINANZDEPARTEMENT
Presse- und Informationsdienst

Auskünfte: Daniel Eckmann, Delegierter für Kommunikation EFD, 031 322 63
01

Weiterführende Informationen zu aktuellen Medienmitteilungen finden Sie
im "Hot Spot" auf unserer Website: www.efd.admin.ch.

31.7.2001