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Verleihung des ersten Schweizer Tourismuspreises

PRESSEMITTEILUNG / Bern, 31.10.2000

Verleihung des ersten Schweizer Tourismuspreises

Verleihung des ersten Schweizer Tourismuspreises
Milestone 2000

Mut zur Innovation im Tourismus

Festansprache von
Bundesrat Pascal Couchepin
Vorsteher des Eidg. Volkswirtschaftsdepartementes

Bern, 31. Oktober 2000       Hotel Bellevue Palace

Mesdames et Messieurs,

Le tourisme suisse se porte mieux. Après la phase difficile qu'il a
traversé au cours la dernière décennie, ce secteur bénéficie, comme le
reste de l'économie, d'une reprise réjouissante. La question est
évidemment de savoir si cette éclaircie est seulement conjoncturelle
ou si les changements structurels qui sont entrepris dans la branche
commencent à porter leurs fruits.

Une chose est sûre : l'embellie actuelle ne doit pas freiner notre
esprit critique et notre volonté de changement. Nous devons accentuer
nos efforts de modernisation dans un marché qui a un potentiel de
croissance extraordinaire mais où la concurrence est toujours plus
dure. Nous devons nous demander comment la Suisse peut gagner des
parts de marchés supplémentaires.

Les prestataires de services touristiques ont tiré des leçons de la
crise. Ils mettent l'accent sur l'innovation et sur la collaboration.
Les projets d'excellente qualité présentés et réalisés pour ce premier
prix du tourisme suisse le démontrent.

Créer des rêves

Mais le tourisme, ce n'est pas seulement un rapport qualité-prix. Il y
a une part importante d'irrationnel dans le fait que l'on choisi ou
pas un produit touristique. Le tourisme est une activité qui vend du
rêve. Il n'est facile d'attirer un touriste à un endroit, il est plus
difficile encore de le faire revenir. Or nous savons que l'on revient
seulement si l'expérience vécue a éveillé en vous quelques émotions.
La demande touristique a trop longtemps été appréciée avec l'œil du
comptable. On a oublié ces dernières années comment les pionniers de
notre tourisme attiraient les visiteurs.

Ils inventaient des paradis et créaient des rêves qui devenaient
réalité grâce au tourisme. Celui que l'on a appelé le « roi des
hôtelier », Caesar Ritz, a reproduit le monde des palais de
Monte-Carlo dans le paysage alpin. Il a donné cette touche de
raffinement aux services hôteliers au point d'en faire un art.

Il y a plus d'un siècle, ce sont des hôteliers des Grisons qui, pour
la première fois, invitaient des Britanniques à séjourner en Suisse
pendant l'hiver. Avec la neige et le soleil, ils ont créé une sorte de
parc d'attraction suisse, bien avant que Walt Disney ne les imite.

Ils ont fait de la promotion. Avec la dynastie des Seiler, le « Monte
Cervino » est devenu le symbole du tourisme valaisan et suisse. Cette
montagne est aujourd'hui, sur le plan mondial, un symbole touristique
fantastique. Aujourd'hui encore, le Matterhorn sert d'emblème aux
quatre coins du monde.

Der Tourismus ist heute mehr denn je eine Traumfabrik. Das wichtigste
dabei ist, dass der Tourist träumt - nicht der Tourismus.

Die Stärken

Der einzelne touristische Unternehmer steht heute vor neuen
Herausforderungen. Er hat Träume auf einem weitgehend liberalisierten
touristischen Weltmarkt zu verkaufen. Dabei stehen ihm neue
Kommunikationsmittel zur Verfügung. Das Marketing ist stark
erleichtert worden. Dies ist aber auch für seinen Konkurrenten der
Fall. Die Grundvoraussetzungen sind deshalb letztlich die gleichen
geblieben. Der Kunde wird jenes Angebot honorieren, das ihm nicht nur
den schönsten Traum anbietet, sondern auch den preiswertesten. Die
Suche nach Innovationen hat deshalb meines Erachtens hier anzusetzen,
beim möglichst attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis. Preiswert
heisst nicht bloss billig oder günstig, sondern auch attraktiv.

Zahlreiche, staatlich vermittelte Grundvoraussetzungen sorgen bereits
für Attraktivität, so zum Beispiel die Infrastrukturen. Mit dem Bau
der NEAT werden sie zusätzlich verbessert.

Die Liberalisierung der Strom, Telekom- und Transportmärkte wird in
Zukunft für ein vielfältiges und kostenseitig günstigeres Angebot
sorgen.

Einen Wettbewerbsvorteil bietet auch die relativ tiefe Fiskalität. Ich
denke hier zum Beispiel an den generell niedrigen und für den
Tourismus zusätzlich reduzierten Mehrwertsteuersatz.

Die Reize einer weitgehend intakten Landschaft werden durch unsere
Umweltschutzgesetzgebung zu bewahren versucht.

All diese Elemente, gepaart mit dem generell hohen Entwicklungsstand
unseres Landes sowie mit der Vielzahl der bestehenden Attraktionen
sollten Grundlage und Motivation genug sein, um neue touristische
Dienstleistungsbündel zu entwickeln.

Mit der Reform der Landwirtschaft, der Oeffnung unserer Agrarmärkte
sorgt die Schweiz für eine qualitativ bessere Produktepalette. Der Ruf
aus der Tourismusbranche nach auch preislich attraktiveren
Landwirtschaftsprodukten bestärkt mich in meinen Bestrebungen, mit der
Agrar-Reform weiterzufahren.

Im Bereich unserer zukünftigen Europa-Politik wird es sich weisen, ob
und wie die Branche ihre Interessen am Abbau von Personenkontrollen an
der Grenze oder am Euro vertreten wird. Der Euro an sich wird für den
Tourismus bereits als informelle Zweitwährung eine Chance und eine
Herausforderung zugleich sein. Der direkte Preisvergleich erleichtert
einerseits dem Kunden die Auswahl, den Anbieter zwingt er, gezielter
zu kalkulieren.

Es sind in den letzten Jahren mit der Erschliessung neuer Märkte und
dem Einsatz modernster Marketingmittel Anstrengungen für einen
touristischen Aufschwung gemacht worden. Die vom Bund stark
unterstützte Organisation „Schweiz Tourismus“ arbeitet mit einem
marktnahen und ergebnisorientierten Destinationsmarketing. Die
touristischen Organisationen der Schweiz haben mit der Gründung von
„Switzerland Destination Management AG (SDM)“ das weltweit erste
operable Informations- und Reservationssystem für Individualtouristen
geschaffen. Die potenziellen Besucher können wie Reisebürokunden die
Angebote selber abfragen und buchen.

Mit der Starthilfe des InnoTour-Programmes des Bundes sind zahlreiche
neue Produkte entwickelt worden. So ist es gelungen, das
schweizerische Angebot telematisch zu vernetzen und absatzfähig zu
machen. Es sind neue Qualitätsinitiativen entstanden, wie das von
allen touristischen Verbänden mitgetragene „Qualitäts-Gütesiegel für
den Schweizer Tourismus“.

Sie sehen, die Standortfaktoren sprechen für Sie und viele staatliche
und private Anstrengungen gehen in die richtige Richtung. Unsere
Analyse muss aber auch die Schwachpunkte offenlegen.

 Schwächen ausmerzen - Raum für Innovationen

Weniger weit fortgeschritten sind die Bestrebungen nach
kostengünstigen und wirksamen Produktionsstrukturen.

Der Wille zum Auftreten im grösseren Verbund und der Einsatz von
Informationstechnologie macht es möglich, dass der einzelne
Kleinbetrieb neu auf dem Weltmarkt auftreten, den Nachteil seiner
Grössen überwinden und zusätzliche Marktanteile gewinnen kann.

Dies ist dringend notwendig, denn die Betriebsgrössen sind nicht
optimal. Im Durchschnitt bieten unsere Hotels 20 bis 25 Zimmer an. Ein
Teil des Angebotes ist veraltet. Was die Zusammenarbeit in einem
kleingewerblichen Sektor bringen kann, zeigt das Beispiel des
Informations- und Reservationssystems Deskline, welches mit SDM
verbunden ist.

Wir müssen uns auch fragen, ob die Vielzahl lokaler Tourismusvereine
nicht ein Problem darstellt. Wieviele Mittel werden hier gebunden, die
regional oder überregional effizienter genutzt werden könnten? Die
zahlreichen und wiederholten Entlassungen von Tourismusdirektoren sind
für mich ein Zeichen, dass zwischen dem Eigeninteresse des einzelnen
Anbieters und dem lokalen oder regionalen Branchen-Interesse die
richtige Mischung oft noch nicht gefunden wurde.

Die Innovation muss also dort ansetzen, wo die Schwächen am grössten
sind.

Lösungsansätze:
Akzeptanz des Strukturwandels und Innovationen

Der Tourismus ist in der Schweiz ein strategischer Wirtschaftszweig.
In zahlreichen Landesgegenden gibt es keine Entwicklungsalternativen.

Diese Tatsache ist auch ausländischen Investoren nicht entgangen. Der
Kauf von mehreren Luxus-Hotels durch ausländische Interessenten oder
beispielsweise das Interesse der Compagnie des Alpes an
Seilbahnunternehmen sind Anzeichen einer neuen Entwicklung. Die
Reaktionen sind geteilt. Trotz Aussichten auf zusätzliche finanzielle
Quellen und know how sind die lokalen Akteure mehrheitlich noch
zurückhaltend. Vielleicht muss die Frage beantwortet werden, was die
bessere Innovation gewährleistet: Der Verzicht, verbunden mit eigenen
Lösungen oder aber Dialogbereitschaft und Zusammenarbeit.
Das Beispiel von Davos und die Aktivitäten von Tourismusdirektor Bruno
Gerber zeigen, dass ein Tourismusort mit den Bereichen Gesundheit,
Forschung und Kongresswesen einzigartige Kooperationen eingehen und
eine vielversprechende Wertschöpfungskette aufbauen kann.

Was kann noch getan werden?

Auf die Dauer kann ein Sektor nur überleben und expandieren, wenn er
mit den bestehenden Rahmenbedingungen fertig wird. Der Staat kann
keine Betten füllen. Er kann bestehende Produktivitätslücken nicht
fortlaufend mit Bewilligungen an ausländische Mitarbeiter
kompensieren. Er kann auch die Banken nicht ersetzen, wenn die
notwendigen finanziellen Mittel zur Erneuerung des Angebotes nicht
erwirtschaftet werden. Hingegen ist er in der Lage, neue Entwicklungen
zu fördern, welche das gesamtwirtschaftliche Wachstumspotential besser
ausschöpfen. Ich habe vorhin bereits einige Beispiele staatlicher
Rahmenbedingungen erwähnt.

Ich möchte noch zwei weitere ansprechen, die touristische
Berufsbildung und die Finanzierung von Erneuerungsinvestitionen im
Bereich der touristischen KMU. Beide können indirekt zur Förderung von
Innovationen beitragen.

Wir brauchen mehr und vor allem mehr innovative Manager und
Unternehmer, welche mit den Besonderheiten des Tourismus vertraut
sind. Zu diesen angehenden Managern gehört die heutige Preisträgerin
Fabrina Rey Guntern, welche ihre berufliche Zukunft im Tourismus
sieht. Wir wollen die bestehenden Höheren Fachschulen für Tourismus
aufwerten. Im Auftrag des Staatssekretariates für Wirtschaft (seco)
wird dies gegenwärtig geprüft. Gegenstand einer Ueberprüfung ist auch
ein neues, touristisches Berufsbildungskonzept. Mein Departement steht
in dieser Frage mit dem Schweizer Tourismus-Verband in engem Kontakt.

Innovativer Geist ist heute auch bei der Finanzierung von
Erneuerungsinvestitionen im Bereich der touristischen KMU gefragt. Wir
bauen mit der Neuorientierung der Schweizerischen Gesellschaft für
Hotelkredit eine neue Anlaufstelle für die touristischen KMU's auf.
Wir haben den Eidgenössischen Räten beantragt, mit Millionenbeträgen
zur Sanierung von Altlasten beizutragen. Wir überlegen uns
gegenwärtig, wie mit zusätzlichem Risikokapital der Verschuldungsgrad
der Hotellerie verringert und die Kapitalstruktur verbessert werden
kann. Sollen zusätzliche Bundesmittel fliessen, ist aber eine
Konzentration auf langfristig überlebensfähige und international
wettbewerbsfähige Betriebe notwendig.

Schlussfolgerungen / Conclusions

Zusammenfassend möchte ich festhalten, dass es - hier wie überall -
das Ei des Kolumbus nicht gibt. Bedeutende Durchbrüche mit
Schlüssel-Innovationen sind auch im Tourismus selten. Mit einer
Vielzahl von kleineren Innovationen im Bereich der Organisation, der
Produkte und des Marketings können aber die Anbieter dazu beitragen,
dass die Schweiz das Traumziel vieler in- und ausländischer Besucher
bleibt oder wird.

Es gilt, sich die Frage zu stellen nach der Klientel und dem Angebot.
Will man Massentourismus oder den zahlungskräftigen Einzeltouristen?
Will der Anbieter allein vorgehen oder schliesst er sich mit anderen
zusammen? Ist er bereit, seine vier Wände zu verlassen, um auf
Acquisitionstournee zu gehen? Beschränkt er sich auf sein Hotel, sein
Restaurant, sein Thermalbad oder bietet er mit anderen ein
vielfältiges Paket an?

Die Grundvoraussetzungen für einen erfolgreichen schweizerischen
Tourismus-Standort sind optimal. Wir haben relativ wenig Spielraum für
Ausreden. Davon gilt es zu profitieren. Jeder Anbieter muss seine
Chance aktiv nutzen - allein oder im Verbund. In diesem Sinne wünsche
ich Ihnen viel Mut.

Je tiens à remercier les organisateurs, et tout particulièrement la
Hotel + Tourismus Revue, pour la création du prix du tourisme suisse.
Ce prix peut devenir un élément clé pour renforcer la culture de
l'innovation dans le tourisme suisse. Mes remerciements vont également
à toutes les personnes et organismes qui ont soumis des projets
novateurs. Ils me montrent que le tourisme suisse est animé d'un
esprit novateur et courageux et que nous devons accentuer nos efforts
dans ce sens.

Auskünfte:
Robin Tickle, Kommunikationschef des EVD, 079 211 62 28