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Frauen als Offiziere und Leader in der Wirtschaft

3003 Bern, 27. September 2000

Medieninformation

Medientag der Dienststelle Frauen in der Armee (FDA)
Frauen als Offiziere und Leader in der Wirtschaft

Militärische Führungserfahrung ist für den Zivilberuf sicher kein Nachteil.
Dieses Fazit haben Vertreterinnen und Vertreter aus Armee und
Privatwirtschaft am Medientag der Dienststelle Frauen in der Armee (FDA)
gezogen.

Auf Einladung von Brigadier Doris Portmann, Chef Frauen in der Armee (FDA),
haben in Wangen an der Aare zivile und militärische Führungskräfte -
darunter auch der Chef Heer, Korpskommandant Jacques Dousse - das Thema
"Frauen als Offiziere und Leader in der Wirtschaft" diskutiert. Auslöser für
das Gespräch war die Tatsache, dass dienstleistende Frauen stärker am
"Weitermachen" interessiert sind als Männer.

So entscheiden sich im Schnitt 50 bis 60 Prozent der weiblichen Rekruten und
40 bis 50 Prozent der weiblichen Unteroffiziere für eine Weiterausbildung.
Brigadier Portmann unterstrich, dies sei besonders erfreulich, weil
weibliche Armeeangehörige das gleiche Qualifikationsprozedere durchlaufen
müssen wie Männer.

Wie sich gleich zu Beginn der Round-Table-Diskussion herausstellte,
entstehen an der Schnittstelle zur Privatwirtschaft jedoch für beide
Geschlechter die gleichen Probleme. Nämlich, ob zivile Arbeitgeber überhaupt
bereit sind, eine Unteroffiziers- oder Offiziersausbildung mitzutragen.

Einig waren sich die Podiumsteilnehmer im dem Punkt, dass militärische
Führungserfahrung grundsätzlich kein Nachteil ist. Problematisch sei
hingegen der Zeitaufwand, der mit einer entsprechende Schulung verbunden
ist.

"Die Privatwirtschaft ist vielfach nicht mehr bereit, lange militärischen
Absenzen von Mitarbeiterinnen oder Mitarbeitern zu tolerieren", meinte
Daniela Boschetti, die zurzeit in Wangen a.A. die Offiziersschule der
Logistiktruppen (Log OS) besucht. "Wer allerdings", fuhr sie fort, "eine
zivile Karriere anstrebt und bereits eine abgeschlossene Offiziersausbildung
mitbringt, wird eher Vorteile haben."

Die Absenzzeit der Dienstleistenden sei - bedingt durch Ausbildung und
Abverdienen - tatsächlich relativ lang, gestand Brigadier Doris Portmann.
Demgegenüber gelte es aber, auch die zahlreichen positiven Aspekte zu
beachten. So seien berufsbegleitende zivile Führungs- oder
Managementlehrgänge in der Regel mit hohen Kosten verbunden. "Gerade Klein-
und Mittelbetriebe können deshalb von der externen und kostenlosen
Führungsausbildung der Armee profitieren."

"Höhere militärische Kaderschulen - wie Stabslehrgänge - vermitteln zum Teil
ähnlichen Stoff wie zivile Nachdiplomstudien", ergänzte Rosmarie Widmer
Gysel, Offizier und Geschäftsleitungsmitglied bei der Farner PR und
Consulting AG. In einem Nachdiplomstudium könnten Offiziere also auf bereits
vorhandenes Wissen zurückgreifen und dadurch doppelten Nutzen ziehen.

Dass die Privatwirtschaft von militärischer Kaderausbildung und -erfahrung
profitieren kann, bestätigte Leif Agneus, Director of operations bei der
Kelly Services (Schweiz) AG. Aber nur, wenn die betreffende Person überhaupt
die persönlichen Voraussetzungen zum Leader mitbringe. Schulisches Wissen
alleine - ob zivil oder militärisch erworben - mache noch keine
Führungskraft.

"In einer Offiziersschule", betonte Katharina Langenberg (Aspirantin in der
Log OS in Wangen a.A.), "wird nicht nur Wissen vermittelt. Auch das
Auftreten, die Meinungsbildung und das Selbstbewusstsein werden gestärkt."
Damit werde die Basis geschaffen, dass militärisch geschulte Kaderleute
bereit sind, die von ihnen geforderte Verantwortung zu übernehmen.

Unbestrittenermassen sei das angeeignete Wissen im Bereich der militärischen
Führung sowohl für Frauen als auch für Männer ein wertvolles Kapital, sagte
Korpskommandant Jacques Dousse, Chef Heer. Frauen und Männer mit einer
militärischen Kaderausbildung haben nach Korpskommandant Dousse für die
Privatwirtschaft einen gewissen Mehrwert. Die im Rahmen der Armee XXI
geplanten Ausbildungsreformen gehen übrigens in Richtung der von der
Wirtschaft formulierten Anregungen (Konzentration der
Weiterausbildungsdienste, Beschränkung des Dienstpflichtalters, usw).