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Lothar-Flächen: Ideale Lebensräume für das Wild

MEDIENMITTEILUNG

Wald und Wild auf Lothar-Schadenflächen

Lothar-Flächen: Ideale Lebensräume für das Wild

Lothar-Schadenflächen sind ideale Lebensräume für das Wild. Das
Nahrungsangebot vergrössert sich in den betroffenen Gebieten dank den
zahlreichen jungen Pflanzen und zieht das Wild an. Das Bundesamt für Umwelt,
Wald und Landschaft (BUWAL) empfiehlt den Kantonen, einer starken Vermehrung
des Wildes in den vom Sturm Lothar zerstörten Gebieten vorzubeugen. Das Wild
soll während den nächsten Jahren in den geschädigten Wäldern (2,2 Prozent
der Schweizer Waldfläche) stärker bejagt werden.

Nach einem Sturm wie Lothar, der im Wald starke Schäden hinterlässt,
herrschen für Wildtiere paradiesische Bedingungen: Weil weniger Bäume Licht
und Wasser beanspruchen, wachsen mehr Pflanzen, die dem Wild als Nahrung
dienen. Infolgedessen steigt die Zuwanderung des Wildes und später auch die
Zuwachsrate stark an; das heisst, der Anteil an Kitzen, die jährlich
überleben, wird grösser.

Nach rund drei bis sieben Jahren (je nach Höhenlage) verbessern sich die
Lebensbedingungen für das Wild zusätzlich: Die Vegetation verdichtet sich,
die Tiere können sich darin gut verstecken und sind für die Jäger kaum mehr
sichtbar. Die Schadenflächen werden zu bevorzugten Aufenthaltsräumen
(Einstandsgebiete) - das Wild sucht dann diese Flächen nicht mehr nur zur
Nahrungsaufnahme auf, sondern hält sich dauernd darin auf. Jetzt entsteht
ein Ungleichgewicht zwischen der Anzahl Tiere, die im Gebiet leben und dem
Nahrungsangebot. Dies hat einen starken Wildverbiss zur Folge: Die Tiere
fressen die jungen Bäume dann so stark ab, dass die Wiederbewaldung der
Lothar-Flächen gefährdet wird. Diese Probleme treten zirka sechs bis sieben
Jahre nach dem Sturm auf, falls der Wildbestand nicht rechtzeitig
kontrolliert wird.

Lothar-Flächen sollen stark bejagt werden

Die Jagd ist gemäss Gesetz Aufgabe der Kantone. Die Eidgenössische
Forstdirektion setzt aber Rahmenbedingungen, die eingehalten werden müssen,
wenn die Kantone für Waldbauprojekte Subventionen beanspruchen wollen.

Eine Bedingung bei der Wiederherstellung der Lothar-Flächen ist, dass in der
Schadenfläche und deren Umfeld in den ersten Jahren nach dem Sturm stark
gejagt wird. Durch eine eventuelle lokale Erhöhung der Abschussquote will
das BUWAL eine starke Vermehrung des Wildbestandes präventiv verhindern.
Dies bedeutet jedoch nicht zwingend, dass in den Kantonen die
Gesamtabschussquote erhöht werden muss. Es kann sich auch nur um eine
Umlagerung handeln; es würde dann auf den Lothar-Flächen stärker, an anderen
Orten weniger gejagt. Der Bund empfiehlt, dies lokal und je nach
Schadenfläche zu entscheiden.

Auf Freihalteflächen kann das Wild ungestört äsen

Das BUWAL hat ein neues Konzept entwickelt um eine natürliche
Wald-Verjüngung in den Schadenflächen zu ermöglichen: Die Förster sollen
Freihalteflächen schaffen. Auf diesen wird während mehreren Jahren die
gesamte Vegetation bis auf Kniehöhe zurückgeschnitten, damit kein Wald
aufkommen kann. Diese Flächen bringen mehrere Vorteile mit sich: Das Wild
hält sich gerne in diesen Lichtungen auf und kann dort ungestört fressen. Da
in den Freihalteflächen dank dem Zurückschneiden besonders viele junge
Triebe und Pflanzen nachwachsen, ist das Nahrungsangebot sehr hoch und zieht
das Wild an. Die Tiere fressen in diesen Freihalteflächen und verursachen in
den umliegenden Gebieten weniger Schaden durch Verbiss. Zudem erleichtern
Freihalteflächen die Bejagung der Tiere; während sie im Jungwald kaum gejagt
werden können, sind sie auf diesen offenen Flächen für die Jäger sehr gut
sichtbar.

Die Vorschriften und Empfehlungen des BUWAL betreffend den Wald und das Wild
auf Sturmschadenflächen beziehen sich ausschliesslich auf die vom Sturm
geschädigten Gebiete und deren Umfeld. Lothar zerstörte durchschnittlich 2,2
Prozent der gesamten Schweizer Waldfläche; in den am stärksten betroffenen
Kantonen beträgt der Anteil des zerstörten Waldes jedoch bis zu 10 Prozent.

Bern, 23. Juni 2000

Bundesamt für Umwelt, Wald  und Landschaft (BUWAL)
Informationsdienst

Auskunft:

- Werner Schärer, Eidg. Forstdirektor, Bundesamt für Umwelt, Wald und
Landschaft (BUWAL), Tel. 031 324 83 36

- Cornelia Gallmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin, Bereich Wildtiere,
Eidgenössiche Forstdirektion, Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft
(BUWAL), Tel. 031 323 03 07