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CONFOEDERATIO HELVETICA
Die Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft

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Kolloquium über die sozialen Regulierungen der Wissenschaften

Die Nationale Schweizerische UNESCO-Kommission, das Interdisziplinäre
Institut für Ethik und Menschenrechte der Universität Freiburg und die
Schweizerische Akademie der Naturwissenschaften veranstalten gemeinsam ein
Kolloquium mit folgenden Themenschwerpunkten: Das Wissenschaftssystem und
seine Akteure, wirtschaftliche Regulierungen zwischen den Akteuren, das
Warnsystem im Bereich der Natur- und der Ingenieurwissenschaften, die
Einheit von Forschung und Lehre, Erfahrungen von Partnerschaften mit
Entwicklungsländern, Evaluationskriterien für Forschungs-programme, sowie
Objektivität oder Instrumentalisierung der Evaluationskriterien.

Dieses Programm wird ergänzt durch ein Podiumsgespräch über den
Wissenschaftsjournalismus, das von Béatrice Pellegrini moderiert wird und am
12. Mai von 20 Uhr bis 22 Uhr 30 im Restaurant Aigle-Noir in Fribourg
stattfindet.

Detailliertes Programm:
http://www.unifr.ch/iiedh ou Tel: 026/ 300 73 43
armin.imstepf@eda.admin.ch ou Tel: 031 324 23 36
Einschreibung:
http://www.unifr.ch/iiedh ou Tel: 026/ 300 73 43

Thema
Wer ist heute in der Lage, den Kurs der wissenschaftlichen Forschung zu
bestimmen?

Früher finanzierte der Staat die Grundlagenforschung und überliess den
Unternehmen die Anwendungsforschung. Heute sieht die Situation völlig anders
aus: Der Staat verfügt über weniger Macht und - angesichts der
Spezialisierung und Diversifizierung der wissenschaftlichen Forschung - auch
über weniger Kompetenzen. Im übrigen haben die Unternehmen erkannt, dass
Grundlagenforschung in vielen Bereichen höchst rentabel ist. Mit Forschung
lässt sich viel Geld verdienen und ein Vorsprung gegenüber der Konkurrenz
erreichen, während andere Bereiche für die Wirtschaft zumindest kurzfristig
nicht so produktiv sind. Welche Forschungen aber sind am nützlichsten für
die Gesellschaft?

Während eine Reihe von Grundbedürfnissen nicht erfüllt sind - etwa für ganze
Bevölkerungen, die keinen Zugang zu unentbehrlichen Arzneimitteln haben -
entwickeln unsere Labors Luxusprodukte. Es gibt heute keine Struktur mehr,
die den Überblick über dieses viel zu komplex gewordene System behalten
kann. Wer ist in der Lage, die Forschung in eine Richtung zu steuern, wo sie
den Bedingungen nachhaltiger Entwicklung entspricht?

Um überall dort, wo Entscheidungen zu treffen sind, eine Diskussion und
Klärung der Werte und Zielsetzungen zu ermöglichen, müssen die Netze für den
Austausch, die Beobachtung und die Steuerung verstärkt und zu öffentlichen
Foren gemacht werden, in denen öffentliche wie private Akteure sowie
Verbände mitwirken und in deren Mittelpunkt die Universitäten stehen.

Dieses Kolloquium wird im Rahmen der Nacharbeit zur Weltkonferenz für die
Wissenschaft durchgeführt, welche die UNESCO zusammen mit dem International
Council for Science (ICSU) vom 26. Juni bis 1. Juli 1999 in Budapest
veranstaltet hat. Auf dieser Konferenz wurde zwar die grundlegende Frage
nach der gesellschaftlichen Verantwortung der Natur- und der
Sozialwissenschaften gestellt, doch sie ist mit der Definition der Akteure,
ihrer spezifischen und ihrer gemeinsamen Verantwortung und ihrer
gegenseitigen Regulierungsmechanismen kaum vorangekommen.

Die gesellschaftliche Verantwortung der Akteure der Wissenschaft ist eine
generelle Frage, die nicht lediglich auf besonders heikle Bereiche wie
Bioethik oder den Schutz des genetischen Erbguts bezogen werden sollte. Sie
betrifft alle Bereiche. Um die Akteure und ihre jeweiligen wie auch
gemeinsamen Verpflichtungen konkreter zu identifizieren, wäre zu
untersuchen, welche Regulierungsmechanismen des Systems es bereits gibt und
welche in einer demokratischen Gesellschaft wünschenswert wären.
Bezugsrahmen ist hier das schweizerische Wissenschaftssystem, soweit es mit
der internationalen Forschung verbunden ist.

Methode

Auf der Grundlage einiger vorbereitender Arbeiten (die Dokumente sind im
Website des Instituts zugänglich: http://www.unifr.ch/iiedh) wird es darum
gehen, die verschiedenen Funktionen aller Akteure und Institutionen zu
vergleichen, die in den Wissenschaften tätig sind und sie an die
Gesellschaft vermitteln: Forschende, Lehrende, Wissenschaftsjournalisten,
Geldgeber, Wissenschaftsmuseen, Verfasser von didaktischem Material,
Entscheidungsträger und Beobachter der Sicherheits-systeme. Heute muss jedem
daran gelegen sein, dass diese unterschiedlichen Funktionen aufeinander
abgestimmt sind, denn sonst werden sich Probleme wie Mangelernährung,
Privatisierung des genetischen Erbguts, Ausplünderung des Südens durch den
Norden, Beschädigung der Biosphäre, mangelnder Zugang zu Wasser usw. sehr
schnell deutlich verschärfen.

Es geht hier um eine Frage der Demokratie. Wie können alle
gesellschaftlichen Akteure informiert und in diese permanente Diskussion
eingebunden werden?

Weitere Auskunft erteilt:
Patrice Meyer-Bisch, Tel. (026) 300 73 43 (oder 44),
Patrice.Meyer-Bisch@unifr.ch