Luftschadstoff-Emissionen des Strassenverkehrs 1950 bis 2020
MEDIENMITTEILUNG
Luftschadstoff-Emissionen des Strassenverkehrs 1950 bis 2020
Zu früh zum Aufatmen
Ein Bericht des BUWAL zur Entwicklung der Luftschadstoff-Emissionen des
Strassenverkehrs bis ins Jahr 2020 zeigt: Bei den klassischen
Luftschadstoffen wie Stickoxid, Kohlenwasserstoff, Russ und Blei sind wir
über dem Berg. Diese Emissionen werden bis 2020 auf den Stand der 50er
Jahre zurückgehen. Sorgenkinder jedoch bleiben das Treibhausgas CO2 und
der Feinstaub.
Das Bundesamt für Umwelt Wald und Landschaft (BUWAL) hat den 1995
vorgelegten Bericht über die Entwicklung der Luftschadstoff-Emissionen des
Strassenverkehrs von 1950 bis 2010 aktualisiert. Der Nachtrag geht davon
aus, dass die Schweiz die von der EU bereits beschlossenen verschärften
Abgasnormen übernimmt. Ferner erfasst er die Auswirkungen der
leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA) und der stufenweisen
Aufhebung der 28-Tonnen-Limite. Der Bericht erweitert den Prognosehorizont
bis 2020.
Erfolg bei Stickoxid, Kohlenwasserstoff, Blei und Russ
Gute Erfolge zeigen sich in den letzten 30 Jahren bei Stickoxid,
Kohlenwasserstoff, Russ und Blei. Der Ausstoss an Stickoxiden (NOx) der
1985 eine Spitze von 120'000 Tonnen pro Jahr erreichte, liegt heute bei
rund 50'000 Tonnen. Kohlenwasserstoff (HC) belastete 1980 die Atemluft mit
beinahe 140'000 Tonnen pro Jahr, jetzt noch mit rund 28'000 Tonnen. Ebenso
konnten der Russ-Ausstoss von 3'500 Tonnen (1970) auf 1'600 Tonnen und die
Blei-Emissionen von 1'500 Tonnen (1970) auf vier Tonnen reduziert werden.
Diese deutlichen Reduktionen wurden erreicht, weil die Schweiz seit 1950
die Abgasnormen und die Anforderungen an die Qualität der Treibstoffe
mehrfach verschärft hat. Die Schweiz wird die Schraube in den kommenden
Jahren im Gleichschritt mit der EU nochmals kräftig anziehen. Wie die
Grafiken im Anhang zeigen, wird die Belastung der Atemluft durch
Stickoxide, Kohlenwasserstoffe, Blei und Russ laut Bericht in den
kommenden Jahren weiter gesenkt. Bis im Jahr 2020 werden die
verkehrsbedingten Stickoxid-Emissionen wieder auf den Stand von 1955
zurückgehen, der Ausstoss von Kohlenwasserstoff, Russ und Blei sogar unter
den Stand von 1950. Damit rücken - wenn auch mit grosser Verspätung - die
Reduktionsziele des bundesrätlichen Luftreinhalte-Konzepts von 1986 beim
Verkehr in Griffweite.
Sorgenkind Nummer 1: Die Kohlendioxid-Emissionen
Keine guten Prognosen stellt der Bericht hingegen bei der Belastung der
Luft mit Kohlendioxid. Das Kohlendioxid (CO2), das bei der Verbrennung
fossiler Brenn- und Treibstoffe entsteht, ist zwar nicht giftig. Es macht
aber den Löwenanteil der gasförmigen Emissionen aus. CO2 verstärkt den
Treibhauseffekt. Der Strassenverkehr ist eine der Hauptquellen der CO2
-Emissionen. Er wird dieses Jahr rund 13,7 Mio Tonnen CO2 emittieren. Den
grössten Anteil liefern die Personenwagen (rund 10 Mio Tonnen/Jahr),
gefolgt von den schweren Nutzfahrzeugen (rund 2,2 Mio Tonnen).
Dank verbesserter Technologie verbrauchen Fahrzeuge immer weniger
Treibstoff. Diese erfreuliche Entwicklung kommt aber im Endeffekt nicht
zum Tragen. Die erwartete Verkehrszunahme lässt den Schadstoffausstoss
wachsen. Deshalb nimmt der CO2- Ausstoss nicht ab, obwohl der Verbrauch
der nach 1995 zugelassenen Fahrzeuge bis 2012 jährlich um 1,5 Prozent
sinkt. Die im CO2-Gesetz verankerte Senkung der CO2-Emissionen aus der
Verbrennung von Treibstoffen um acht Prozent zwischen 1990 und 2010 lässt
sich folglich nur mit zusätzlichen Massnahmen erreichen.
Sorgenkind Nummer 2: Die Feinpartikel (PM10)
Auch beim Feinstaub kann noch nicht aufgeatmet werden: Die in der
Luftreinhalte-Verordnung verankerten Immissions-grenzwerte für lungen
-gängige Feinpartikel (PM10) werden heute vielerorts stark überschritten.
Der Strassenverkehr trägt massgeblich dazu bei: Zum einen durch den
Dieselruss im Abgas, zum anderen durch den Abrieb von Reifen, Bremsen und
Strassenbelägen.
Die Belastung durch Feinstaub aus Dieselruss-Emissionen wird in den
nächsten Jahren markant sinken. Das liegt zur Hauptsache an den künftigen
Abgasnormen, die aller Voraussicht nach nur mit Partikelfiltern erfüllt
werden können. Anders verhält es sich bei den PM10-Emissionen, die durch
Abrieb entstehen: Sollen diese nicht einfach proportional zur erwarteten
Zunahme des Verkehrs wachsen, braucht es zusätzliche Anstrengungen.
Bern, 13. April 2000
BUNDESAMT FÜR UMWELT, WALD UND LANDSCHAFT
Informationsdienst
Auskunft
- Allgemeine Fragen: André Schrade, Chef Sektion Verkehr, Bundesamt für
Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL), Tel. 031 322 93 39
- Spezifisch technische Fragen: Roger Evéquoz, Adjunkt, Sektion Verkehr,
Bundes-amt für Umwelt, Wald und Landschaft, Tel. 031 322 93 40