Schweizer Wappen

CONFOEDERATIO HELVETICA
Die Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft

Homepage
Mail
Suche

Jahrespressekonferenz des Preisüberwachers

PRESSEMITTEILUNG / Bern, 24.2.2000

Jahrespressekonferenz des Preisüberwachers

Anlässlich seiner Jahrespressekonferenz hat der Preisüberwacher über
die wichtigsten Dossiers des letzten Jahres referiert sowie einen
Überblick über laufende und neue Themen dieses Jahres gegeben. Zur
Sprache kamen dabei insbesondere das Tarifprojekt GRAT/TarMed, der
Fall Cablecom, die Hypothekarzinsen, das Problem der Parallelimporte
sowie die angekündigten Erhöhungen der Posttarife und die Preispolitik
von Microsoft.
Wichtigstes Dossier im Bereich des Gesundheitswesen bildete im
vergangenen Jahr das Tarifprojekt GRAT/TarMed. Eine Analyse des neuen
gesamtschweizerischen Ärztetarifs ergab, dass die Tarifrevision nicht
wie voreilig verkündet kostenneutral ausfallen, sondern im Gegenteil
Mehrkosten von rund 1 Milliarde Franken auslösen würde. Die in der
Zwischenzeit vorgenommenen Anpassungen haben zwar deutliche
Verbesserungen gebracht. Kostenneutralität ist aber noch immer nicht
garantiert. Im übrigen liegt bis heute kein unterzeichneter
Tarifvertrag vor. Damit bleibt weiterhin offen, ob überhaupt eine
vertragliche Lösung zustande kommt oder ob der Bundesrat den Tarif
letztlich selber wird festlegen müssen. So oder so wird der
Preisüberwacher noch einmal zum Projekt Stellung nehmen.
Profitiert von der Tätigkeit des Preisüberwacher haben auch die
Abonnenten des Kabelfernsehbetreibers Cablecom. So konnte in
intensiven Verhandlungen erreicht werden, dass die Abo-Gebühren nicht
wie geplant landesweit auf 24 Franken monatlich festgelegt, sondern
lediglich in eine Bandbreite von 17 bis 22 Franken überführt werden.
Zudem wird in zwei Bereichen ein oft kritisierter «Zwangskonsum»
beseitigt: Der sog. Vollservice bis zur Steckdose ist in Zukunft
fakultativ und «Nur-Radio»-Hörer zahlen neu einen stark reduzierten
Ansatz von 14 Franken monatlich.
Für Gesprächsstoff sorgten auch die Hypothekarzinsen. Während viele
Banken eine fällige Hypothekarzinssenkung zu Beginn des letzten Jahres
hinauszögerten und die Zinsen erst senkten, nachdem der
Preisüberwacher aktiv wurde, zögerten verschiedene Banken im Herbst
letzten Jahres umgekehrt nicht, einen Ausschlag der Zinsen sofort zum
Anlass für eine Ankündigung einer Hypothekarzinserhöhung zu nehmen.
Eine Asymmetrie im Verhalten der Banken ist heute im Übrigen insofern
festzustellen, als verschiedene Banken die Zinsen für die Hypotheken
erhöht, bis heute aber die Zinsen auf den Sparguthaben nicht angepasst
haben.
Einen Rückschlag erlitten die Bemühungen um tiefere Medikamentenpreise
in der Schweiz. Gemäss einem Ende letzten Jahres ergangenen
Bundesgerichtsentscheid kann sich ein Patentinhaber nämlich mit Erfolg
gegen Parallelimport von patentgeschützen Produkten zur Wehr setzen.
Jetzt ist der Gesetzgeber aufgerufen, durch eine entsprechende
Revision des Patentgesetzes den Grundsatz der internationalen
Erschöpfung festzuschreiben und damit die Voraussetzungen für
Parallelimport zu schaffen. Im Rahmen der Parlamentsberatungen zum
Heilmittelgesetz ist ferner dafür zu sorgen, dass wenigstens die Tür
für die Zulassung von Parallelimporten bei patentabgelaufenen
Präparaten offen bleibt und eine totale Marktabschottung verhindert
wird. Weiter will der Preisüberwacher eine Verschärfung der
Preismissbrauchsaufsicht bei Medikamenten prüfen, um die Folgen des
fehlenden freien Handels wenigstens mildern zu können.
Neue Schwerpunktthemen im laufenden Jahr bilden die Posttarife sowie
die Preispolitik des Softwareanbieters Microsoft. Der Preisüberwacher
untersucht gegenwärtig die angekündigten Preiserhöhungen für die
inländische Briefpost und für Paketsendungen bis 2 Kg. Er wird im
Anschluss an seine Untersuchung seine Empfehlungen an das zuständige
Departement, das UVEK, abgeben. Eine kürzlich gegen das
Softwareunternehmen Microsoft eingeleitete Untersuchung soll zeigen,
in welchem Ausmass bei Microsoftprodukten Preisunterschiede gegenüber
dem Ausland - insbesondere gegenüber den USA - bestehen, welches deren
Ursachen sind und welche Massnahmen gegebenenfalls ergriffen werden
müssen. Aufgrund erster Abklärungen muss vermutet werden, dass
Microsoft die Preise kontinentweise festlegt und in Europa generell
höhere Preise verlangt als in Amerika.
Weiterhin aktiv bleiben will der Preisüberwacher in diesem Jahr im
Übrigen insbesondere bei den Spitaltaxen, den Wasser-, Abwasser- und
Kehrichtgebühren sowie bei den Kabelfernsehgebühren.

Auskünfte:
Werner Marti, Preisüberwacher