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Quantifizierung der externen Effekte der Schweizer Landwirtschaft

PRESSEMITTEILUNG / Bern, 3.2.2000

Quantifizierung der externen Effekte der Schweizer Landwirtschaft

Die Frage, welche externen Kosten und Nutzen mit der Landwirtschaft
verbunden sind, gewinnt mit der Agrarreform (Agrarpolitik 2002) an
Bedeutung. Viele Direktzahlungen gelten externe Leistungen der
Landwirtschaft ab. Dies sind zum Beispiel eine gepflegte Landschaft
und eine vielfältige Flora und Fauna. In einer Studie wird der
Netto-Nutzen der externen Effekte der Schweizer Landwirtschaft auf
rund 2 Milliarden Franken geschätzt.
In der vom BLW in Auftrag gegebenen wissenschaftlichen Arbeit der
Firma ECOSYS SA, Genf, werden die Externalitäten der schweizerischen
Landwirtschaft quantitativ erfasst. Der Auftrag bestand darin, die
ökologischen und gesellschaftlichen Funktionen der Landwirtschaft zu
bewerten.
Die Studie „Quantitative Bewertung der externen Effekte der
schweizerischen Landwirtschaft“ ist ein erster Schritt auf dem Weg zur
Ausweitung der landwirtschaftlichen Gesamtrechnung auf nicht
vermarktete Güter und Dienstleistungen. Es stellten sich zahlreiche
Fragen bezüglich der Bewertungsmethoden und der Messskalen. Daher der
Ansatz, nicht nur wirtschaftliche, sondern auch nicht-wirtschaftliche
Methoden anzuwenden:
- Die externen Effekte im klassischen Sinn, das heisst die nicht
marktbezogenen Auswirkungen der Landwirtschaft auf die Umwelt, wie zum
Beispiel die Pflege der Landschaft, die Luftverschmutzung und die
Bodenerosion, wurden anhand von Werten ermittelt, die aus
wirtschaftlichen Messmethoden resultierten (Zahlungsbereitschaft,
hedonistische Preise und Reisekostenmethode). Die vorwiegend
ausländischen Ergebnisse wurden mithilfe entsprechender
Transferprotokolle an die schweizerischen Gegebenheiten angepasst.
Für die Netto-Nutzen der externen Effekte wurde ein Wert von rund zwei
Milliarden Franken ermittelt. Aufgrund der Umweltbelastungen aus der
Vergangenheit und noch nicht voll umgesetzter ökologischer
Zielsetzungen bestehen zur Zeit noch negative Auswirkungen, welche in
den nächsten Jahren abgebaut werden.
- Die gesellschaftlichen Externalitäten, zum Beispiel der Beitrag der
Landwirtschaft zur Dorferhaltung, zum Brauchtum sowie zur
Versorgungssicherheit wurden erfasst.
Die Landwirtschaft trägt zur Erfüllung gesellschaftlicher
Zielvorstellungen und Normen bei. Ihr Einfluss auf die dezentrale
Besiedlung ist positiv, nimmt aber ab.
- Die sogenannten Emternalitäten, d.h. der nicht marktbezogene Input
aus der Umwelt wie zum Beispiel die Sonnenenergie und der Wind wurden
analysiert.
Aus der Analyse ergibt sich:
- dass nicht erneuerbare Ressourcen eher negativ zu beurteilen sind,
denn ihr Verbrauch hat unerwünschte Auswirkungen auf die Umwelt;
- dass die schweizerische Landwirtschaft im internationalen Vergleich
relativ gut abschneidet, sie verbraucht mehr erneuerbare als nicht
erneuerbare Emternalitäten;
- dass rund 20 Prozent der Inputs als Umweltgüter gratis sind.
 Methodische Fragen haben bei dieser Studie eine grosse Rolle
gespielt. Angesichts der mangelnden Daten und der Schwierigkeit, die
mit der Umwelt zusammenhängenden Tätigkeiten zu bewerten, sind
entsprechende Messungen weit problematischer als bei rein
wirtschaftlichen Aktivitäten. Die Autoren haben nach einer
systematischen wissenschaftlichen Grundlegung quantitative Aussagen
erarbeitet.
Die zentrale Aussage der Studie betrifft die externen Effekte im
klassischen Sinne. Diese entstehen bei der Erzeugung und dem Verbrauch
von Produkten. Der Markt regelt zwar den Absatz der
Landwirtschaftsprodukte, nicht aber die Landschaftspflege, die
Bodenerosion oder die Gewässerbelastung. Wird der Markt sich selbst
überlassen, so entstehen tendenziell zu viel negative und zu wenig
positive externe Effekte. Die Studie gelangt zu folgenden
Schlussfolgerungen:
- Die Agrarpolitik (AP 2002) des Bundes wirkt sich positiv auf die
externen Effekte aus.
- Die Belastung der Umwelt (Verschmutzungskosten, Schadenbewertung)
geht dank der Agrar-Umweltpolitik zurück.
- Der geschätzte Netto-Nutzen der externen Effekte der Schweizer
Landwirtschaft beträgt in wenigen Jahren rund 2 Milliarden Franken.
Die vorliegende Studie ist als erster Versuch, die externen Effekte
der schweizerischen Landwirtschaft zu quantifizieren, zu werten. Diese
Arbeit ist ein Beitrag für die wissenschaftliche Debatte rund um die
öffentlichen Leistungen der Landwirtschaft.

Bundesamt für Landwirtschaft
Presse- und Informationsdienst

Auskünfte:
Michel Pellaux, stellvertretender Direktor, Tel.: 031 / 322 25
02
Urs Gantner, Abt. Direktzahlungen, Tel.: 031 / 322 25 66