Das Holz wird dort weggeräumt, wo Folgeschäden drohen
MEDIENMITTEILUNG
Waldschäden durch Orkan Lothar
Das Holz wird dort weggeräumt, wo Folgeschäden drohen
Der Bund setzt bei den Aufräumarbeiten im Wald klare Prioritäten. In erster
Linie leistet er dort finanzielle Hilfe, wo Menschen, Sachwerte oder
intakte Wälder gefährdet sind. In diesen Fällen muss das Sturmholz
weggeräumt werden. Droht keine Gefahr, so können Windwurfflächen der
natürlichen Regeneration überlassen werden. Diese Philosophie stützt sich
auf wissenschaftliche Erkenntnisse aus dem Sturm Vivian 1990. Das
Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) hat eine
Entscheidungshilfe publiziert, die den Forst-Verantwortlichen hilft, für
jede Waldfläche die richtigen Massnahmen zu treffen.
Der Führungsstab Lothar hat eine Strategie zur Behebung der Waldschäden
ausgear-beitet. Im Moment stehen die Bekämpfung von Folgeschäden am Wald
und die Verhinderung von Unfällen bei den Aufräumarbeiten im Vordergrund.
"Der Bund will das Aufräumen des Sturmholzes prioritär dort finanziell
unterstützen, wo Menschen, Sachwerte oder intakt gebliebene Wälder
gefährdet sind", sagte Werner Schärer, Führungsstab-Chef und Eidg.
Forstdirektor des BUWAL, heute an einer Medienorientierung in Bern.
Mittelfristig sollen die Windwurfflächen je nach Standort durch natürliche
Verjüngung oder durch standortgerechte Aufforstungen wiederhergestellt
werden.
Auf den Holzmarkt kommen grosse Probleme zu, auch wenn nur ein Teil des
Holzes genutzt wird. Der Führungsstab will deshalb finanzielle Beiträge an
die werterhaltende Lagerung von Holz und an Absatzförderungsmassnahmen
beantragen.
Im März soll dem Parlament ein ausserordentlicher Bundesbeschluss über
diese Massnahmen vorgelegt werden. Die Kosten für den Bund können noch
nicht genau beziffert werden.
Lebensraum für Kreuzotter und Birkhuhn
Nach dem Sturm Vivian wurde viel Geld für die grossflächige Räumung des
Sturmholzes ausgegeben, unter anderem, weil man den Borkenkäfer fürchtete.
Dieses Vorgehen entspricht nicht mehr dem neusten Stand der Forschung.
Mario Broggi, Direktor der WSL, informierte an der Medienorientierung über
Langzeitforschungen nach "Vivian". Sie zeigen, dass bei sehr grossen
Waldschäden das Sturmholz gar nicht schnell genug weggeräumt werden kann.
Der Borkenkäfer, genauer der "Buchdrucker", vermehrte sich trotzdem.
Hingegen lohnt es sich, die im Wald verstreuten kleinen Schadenflächen
rechtzeitig aufzuräumen. Dadurch lässt sich die Ausbreitung des
Borkenkäfers eindämmen.
In den Schutzwäldern ist es in der Regel das Beste, das Sturmholz im Wald
liegen zu lassen. Werden die Flächen geräumt, erhöht sich die Gefahr von
Lawinen, Steinschlag und Erosion. Die gebrochenen Bäume und die
ausgerissenen Wurzelteller dagegen wirken wie Verbauungen und ersetzen den
Schutzwald, bis er nachgewachsen ist. Das Holz liegen zu lassen, macht
auch aus ökologischer Sicht Sinn. Die Artenvielfalt ist auf den
Strumflächen reicher als im angrenzenden Wald. Auf den Stumflächen von
Vivian leben zum Beispiel Kreuzottern sowie Auer- und Birkhühner.
Entscheidungshilfe für die Forst-Verantwortlichen
Wo soll man räumen und wo kann das Holz liegen gelassen werden? Das BUWAL
hat auf der Grundlage der Forschungsergebnisse und der Erfahrungen der
Praxis eine "Entscheidungshilfe bei Sturmschäden im Wald" erarbeitet. Sie
enthält eine Checkliste zur Bewertung der Windwurffläche und hilft den
Forstverantwortlichen, für jeden Standort die richtigen Massnahmen zu
treffen. Die wichtigsten Kriterien sind: der Schutz vor gefährlichen
Naturereignissen und die Verhütung von Folgeschäden, zum Beispiel durch
den Borkenkäfer. Ist der Schutzwald sehr steil, so sind wahrscheinlich
Lawinenverbauungen nötig. In Bachgerinnen darf kein Sturmholz liegen
bleiben, denn dort besteht die Gefahr von Verklausungen und Murgängen.
Droht hingegen keine Gefahr, so kann dem Waldbesitzer überlassen werden,
ob er sein Holz verkaufen oder liegen lassen will.
15 Millionen Bäume umgeworfen
Laut neusten Schätzungen hat "Lothar" in der Schweiz über 15 Millionen
Bäume (12 Mio. m3 Holz) umgeworfen. Auch diese Schätzung muss vielleicht
noch nach oben korrigiert werden, da sich die Streuschäden nur schlecht
abschätzen lassen. Eine genaue Umfrage bei den Kantonen wird bis Anfang
Februar ausgewertet sein.
Bern, 18. Januar 2000
BUNDESAMT FÜR UMWELT, WALD UND LANDSCHAFT
Informationsdienst
Eidg. Forschungsanstalt WSL
Medien und Information
Auskünfte:
Werner Schärer, Chef des Führungsstabs Lothar und Eidg. Forstdirektor
Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL), Tel: 031 324 78 36
Willy Geiger, Vizedirektor Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft
(BUWAL), Tel: 031 323 09 20
Mario Broggi, Direktor Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und
Landschaft (WSL), Tel: 01/739 22 15
Weitere Informationen zum Sturm Lothar:
http://www.admin.ch/buwal/forst/Lothar_Waldschaeden/index.htm
http://www.wsl.ch/news/lothar-de.ehtml
Die Publikation "Entscheidungshilfe bei Sturmschäden im Wald" kann bestellt
wer-den bei: BUWAL Dokumentationsdienst, Postfach 3003 Bern; Fax: 031 322
39 75; E-Mail: docu@buwal.admin.ch.