Wichtiger Schritt im internationalen Kampf gegen die Verschmutzung von Luft und Boden
MEDIENMITTEILUNG
Übereinkommen über die grenzüberschreitende Luftverunreinigung
Wichtiger Schritt im internationalen Kampf gegen die Verschmutzung von Luft
und Boden
Die Versauerung und Überdüngung von Wasser und Boden soll vermindert, die
Bildung von Ozon reduziert werden. Um das zu erreichen, unterzeichnet die
Schweiz am 1. Dezember in Göteborg ein neues Protokoll der Genfer
Konvention. Das Protokoll will in Europa, Kanada und den Vereinigten
Staaten den Ausstoss von Schwefel, Stickoxiden, Ammoniak und flüchtigen
organischen Verbindungen (VOC) senken. Im Schweizer Mittelland und vor
allem im Tessin, das stark unter grenzüberschreitender Luftverschmutzung
leidet, könnte sich die Situation spürbar verbessern.
Der Kampf gegen die Luftverschmutzung auf internationaler Ebene hat 1979
mit der Unterzeichnung des Übereinkommens über weiträumige
grenzüberschreitende Luftverunreinigung in Genf begonnen. Diese Konvention
der UNO-Wirtschaftskommission für Europa (ECE) wurde bis jetzt von 44
Ländern ratifiziert. Es handelt sich um Länder aus Europa, darunter alle
osteuropäischen Staaten, die Vereinigten Staaten und Kanada. Sieben
Protokolle sind seither erarbeitet worden und haben vor allem in Europa
zur Verbesserung der Luftqualität beigetragen.
Das achte Protokoll zur Reduktion von Versauerung, Überdüngung und
bodennahem Ozon behandelt alle wichtigen Effekte der Verschmutzung der
Atmosphäre. Es soll am 1. Dezember in Göteborg unterzeichnet werden.
· Die Versauerung der Gewässer und Böden hat Auswirkungen auf die Fische
und das Gleichgewicht der Ökosysteme. Davon sind vor allem die Alpen,
Schottland und Skandinavien betroffen.
· Übermässiger Stickstoffeintrag (Eutrophierung), schwächt sensible
Ökosysteme wie zum Beispiel Hochmoore, vermindert die Widerstandsfähigkeit
der Vegetation (z.B. des Waldes) und verschmutzt das Trinkwasser.
· Die Bildung von Ozon in Bodennähe verursacht beim Menschen
Augenreizungen, Atemwegserkrankungen, Einschränkungen der Lungenfunktion
und reduziert das Wachstum der Pflanzen.
Diese Probleme werden durch Schwefel (aus Heizungen und Dieselmotoren),
Stickoxide (Verkehr, Heizungen und Industrie), Ammoniak (aus der
Landwirtschaft) und flüchtigen organischen Verbindungen (Lösungsmittel und
Kohlenwasserstoffe) verursacht. Das neue Protokoll legt für die
Unterzeichnerstaaten Reduktionsziele für diese vier Schadstoffe fest.
Bis zum Jahr 2010 schreibt das Protokoll für die Schweiz eine Verminderung
von Schwefeldioxid um 40%, von Stickoxiden um 52%, von Ammoniak um 13% und
von flüchtigen organischen Verbindungen um 51% gegenüber 1990 vor. Diese
Reduktionen tragen massgeblich zum Schutz von empfindlichen Ökosystemen
und der menschlichen Gesundheit bei. Als Folge der Reduktionen werden
versauerte Oberflächen von 41 auf 4 % zurückgehen, Flächen mit zu grossem
Stickstoffeintrag von 92 auf 77 %. Die Reduktion von Stickoxiden und
flüchtigen organischen Verbindungen vermindert die Bildung von Ozon in
Bodennähe.
Mit den Massnahmen der Luftreinhalte-Politik (z.B. leistungsabhängige
Schwerverkehrsabgabe, VOC-Lenkungsabgabe, Agrarpolitik 2002, europäische
Abgasvorschriften für Motorfahrzeuge) sollte die Schweiz die
Verpflichtungen erfüllen können.
Auch über die Landesgrenze hinweg günstige Auswirkungen
Mit den internationalen Massnahmen wird in Europa bis ins Jahr 2010 der
Ausstoss von Schwefeldioxid um 63 %, von Stickdioxiden um 41 %, von
flüchtigen organischen Verbindungen um 40 % und von Ammoniak um 17 %
gegenüber 1990 sinken. Der Schwefelausstoss wurde bereits erfolgreich
vermindert, bei den Stickoxiden und Ammoniak steht man erst am Anfang der
Bemühungen auf internationaler Ebene. Wenn die Nachbarländer ihren
Schadstoffausstoss reduzieren, hat das auch günstige Auswirkungen in der
Schweiz. Die Belastungsspitzen durch Ozon könnten für die Schweizer
Bevölkerung um 90 % gesenkt werden. Vor allem im Tessin, das stark von
grenzüberschreitender Luftverschmutzung betroffen ist, könnte sich die
Situation spürbar verbessern, wenn sich in Italien und der Schweiz die
Schadstoffmenge vermindert.
Bern, 17. November 1999
UVEK Eidgenössisches Departement für
Umwelt, Verkehr, Energie, Kommunikation
Pressedienst
Auskünfte:
Richard Ballaman, Sektion Grundlagen, Abteilung Luftreinhaltung, Bundesamt
für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL), Tel. 031 322 64 96
Weitere Informationen auf dem Internet: http://www.unece.org/env/lrtap
Beilagen:
Faktenblatt 1: Protokoll über die Reduktion von Versauerung, Eutrophierung
und bodennahem Ozon
Faktenblatt 2: Die UNO/ECE-Konvention über weiträumige grenzüberschreitende
Luftverunreinigung
Faktenblatt 1
Erläuterungen zum Protokoll zur Reduktion von Versauerung, Überdüngung und
bodennahem Ozon
Trotz der im Laufe der letzten Jahre in der Schweiz und in andern Ländern
festgestellten Reduktion der Luftverschmutzung, bleiben die Auswirkungen
besorgniserregend. Probleme bezüglich Ablagerung und erhöhten
Ozonkonzentrationen lassen sich nicht allein durch Massnahmen auf
nationaler Ebene lösen. Deshalb hat sich die Schweiz aktiv bei der
Erarbeitung einer ganzheitlichen Strategie zur Schadstoffverminderung
eingesetzt. Sie arbeitete eng mit den andern Alpenländern zusammen, um die
Empfindlichkeit des Alpenraums bezüglich Ausstoss von Schadstoffen, die
versauernd und überdüngend (eutrophierend) wirken, zu charakterisieren.
Die schweizerischen Arbeitsbeiträge zeigten, dass die kritischen
Belastungsgrenzen für Wälder, landwirtschaftliche Kulturen und Bergseen
oft deutlich überschritten wurden.
Mit Hilfe von Computer-Simulationsmodellen wird bestimmt, wie stark und an
welchen Quellen der Schadstoffausstoss reduziert werden muss um effizient
und kostengünstig die Belastung der menschlichen Gesundheit, und von
Vegetation und Boden durch die Schadstoffe Schwefel, Stickoxide und
Ammoniak zu senken. Diese drei Schadstoffe sind verantwortlich für die
Versauerung und Überdüngung von Gewässern und Böden und die Bildung von
bodennahem Ozon.
Bis zum Jahr 2010 sind bedeutende Ausstossreduktionen vorgesehen
Weil die Empfindlichkeit der Ökosysteme und die Intensität des
Schadstoffausstosses in jedem Land verschieden ist, wurden prozentuale
Verpflichtungen zur Emissionsreduktion festgelegt. Gewisse Länder müssen
vorwiegend ihre Schwefelemissionen vermindern, während in anderen Ländern
hauptsächlich der Ausstoss von Stickoxiden oder Ammoniak gesenkt werden
muss.
Für die Schweiz betragen die Emissionsobergrenzen, die es bis 2010 zu
erreichen gilt, 26'000 Tonnen für Schwefeldioxid (das bedeutet einen
Rückgang um 40% gegenüber 1990), von 79'000 Tonnen für Stickoxide (-52%),
von 63'000 Tonnen für Ammoniak (-13%) und von 144'000 Tonnen für flüchtige
organische Verbindungen (-51%).
Um diese Emissionsziele zu erreichen, verpflichtet sich jede
Vertragspartei, die besten verfügbaren Technologien einzusetzen, um für
jeden einzelnen Schadstoff den gesamten Ausstoss zu senken. Für alle
wichtigen Quellen kommen - gemäss einem vorgegebenen Kalender -
Emissionsgrenzwerte zur Anwendung.
Durch die Emissionsreduktionen wird die übermässige Versauerung um 90%
verringert. Bezüglich Überdüngung sind die Ergebnisse weniger spektakulär
(Rückgang der Überschüsse in der Luft um 16%), denn mit der Verminderung
von Stickoxiden und Ammoniak auf internationaler Ebene wird erst begonnen.
Dank der vorgesehenen Reduktion von Vorläuferschadstoffen in ganz Europa
wird sich in der Schweiz die Spitzenbelastung durch Ozon auf die
Bevölkerung um rund 90% und auf die Vegetation um die Hälfte verringern.
Faktenblatt 2
UNO/ECE-Übereinkommen über weiträumige grenzüberschreitende
Luftverunreinigung
Das Übereinkommen über weiträumige grenzüberschreitende Luftverunreinigung
wurde anlässlich der Konferenz der Umweltminister der Mitgliedstaaten der
Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa (UNO/ECE) am 13.
November 1979 in Genf von 32 Staaten und der Europäischen Gemeinschaft
unterzeichnet. Die Genfer Konvention trat am 16. März 1983 in Kraft.
Seither haben 44 Länder das Übereinkommen ratifiziert, darunter am 6. Mai
1983 auch die Schweiz.
In der Zwischenzeit sind sieben Zusatzprotokolle erarbeitet worden:
· EMEP-Protokoll zur Finanzierung der Messung und Bewertung der
weiträumigen Luftverunreinigung (Genf 1984)
· Protokoll zur Verringerung der Schwefelemissionen um 30% (Helsinki 1985)
· Protokoll zur Stabilisierung der Stickoxidemissionen (Sofia 1988)
· Protokoll zur Verringerung der Emissionen von flüchtigen organischen
Verbindungen (Genf 1991)
· Protokoll zur weiteren Verringerung der Schwefelemissionen (Oslo 1994)
· Protokoll über persistente organische Luftschadstoffe (Aarhus 1998)
· Protokoll über Schwermetalle (Aarhus 1998)
Von diesen sieben Protokollen hat die Schweiz die ersten fünf ratifiziert
und bereitet die Ratifikation der beiden letzten vor.
Ein neues Protokoll über die Verringerung von Versauerung, Überdüngung und
bodennahem Ozon wurde im Verlaufe der letzten Jahre ausgearbeitet.
Anlässlich einer Sondersitzung des Exekutivorgans der Konvention am 30.
November 1999 in Göteborg (Schweden) werden voraussichtlich rund 30
Staaten sowie die Vereinigten Staaten, Kanada und die Europäische
Gemeinschaft das Protokoll unterzeichnen. Dies ist eine weitere wichtige
Etappe bei der Lösung der Luftverunreinigung auf dem Gebiet der UNO/ECE.