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Bundesfinanzen: Das halb bekannte Wesen

PRESSEMITTEILUNG

Bundesfinanzen: Das halb bekannte Wesen

Der Wissensstand über die Kennzahlen der Schweizer Finanzpolitik hat
sich verbessert. Informationslücken bestehen noch bezüglich der
Steuersituation im internationalen Vergleich. Wenig bekannt ist die
Bekämpfung von Miss-bräuchen auf dem Finanzplatz Schweiz. Trotzdem
findet das Bankgeheimnis grosse Zustimmung. Das Misstrauen gegenüber der
langfristigen Leistungs-fähigkeit von AHV und Pensionskassen wächst
weiter. Ein teilweiser „Wissensgraben“ besteht zwischen deutsch- und
französischsprachiger Schweiz. Dies ergibt eine vom Eidg.
Finanzdepartement EFD veranlasste repräsentative Umfeld-Analyse.

Der Wissensstand über das „Haushaltsziel 2001“ und die Lage der
Bundesfinanzen ist vor allem in der Deutschschweiz gegenüber früheren
Umfragen gewachsen. Die Höhe der Staatsschulden wird von 31 % präzis und
von 64 % in einer aussagekräftigen Bandbreite eingeschätzt. Für 60 % ist
klar, dass das „Haushaltsziel 2001“ nicht Schulden abbauen, sondern die
Neuverschuldung stoppen will. Gegenüber früheren Befragungen ist die
Bedeutung der Zinskosten als Preis für die Verschuldung gestiegen. Bei
den Staatsausgaben werden die Sozialausgaben realistisch eingestuft,
hingegen die Verkehrsausgaben unterschätzt und die Kosten für die
Landesverteidigung überschätzt. In der französischsprachigen Schweiz
interessieren Fakten zur Finanzpolitik wenig (bis zu 50 % wissen oder
geben keine Antwort), zudem werden Wissens-fragen häufiger falsch
beantwortet.

AHV-Vertrauen angeschlagen

Nur eine Minderheit von 35 % glaubt an eine langfristig leistungsfähige
AHV. Dabei ist der Einfluss des Alters deutlich: Bis zu den 44-Jährigen
dominiert die Skepsis; bei den Renten-bezügern zweifelt hingegen nur
eine Minderheit daran, dass die kommende Generation auf die AHV zählen
kann. Optimistischer wird diese Frage in der französischen Schweiz
beurteilt. Das AHV-Vertrauen ist vor allem bei den Jungen angeschlagen.
Erstmals wurde auch nach dem Vertrauen in künftige Bezüge der
obligatorischen privaten Berufsvorsorge (2. Säule, Pensions-kasse)
gestellt. Auch hier ist eine zwar weniger ausgeprägte, aber auffällige
Skepsis feststellbar: Nur 54 % sind sich ihrer künftigen Bezüge bzw. den
Bezügen der künftigen Generation sicher. Bei dieser Frage, die im
Gegensatz zur AHV nicht auf eine Staatsleistung zielt, sind die
West-schweizer skeptischer.

Gegenleistung für Steuern „verhältnismässig“

Über zwei Drittel der Bevölkerung akzeptieren das Verhältnis zwischen
Staatsleistung und Steuerlast. Nur ein Viertel findet das vom Staat
gestellte Paket von Infrastrukturen und Dienstleistung zu teuer. Am
meisten drückt die Steuerlast beruflich Aktive, die noch in Familie und
Ausbildung investieren. Fast keine Rolle spielt der Zusammenhang
zwischen den unterschiedlichen Steuersätzen und dem steuersenkenden
Wettbewerb unter Kantonen und Gemeinden. Es liegt nahe, dass hier ein
Informationsdefizit besteht. Entsprechend hoch ist der Prozentsatz
jener, die sich ein einheitliches Steuerniveau wünschen (59 %). Weil das
Argument des Wettbewerbs fast ausfällt, werden Tarifunterschiede vor
allem von jenen befürwortet (41 %), die den besonderen Gegebenheiten in
den einzelnen Kantonen flexibel Rechnung tragen wollen. Insgesamt wird
das Ausfüllen der Steuererklärung als kompliziert erachtet.
Bemerkenswert: vor allem Ältere, schlechter Verdienende und weniger
gebildete Leute brauchen Hilfe beim Ausfüllen der Steuererklärung.

3 von 4 befürworten das Bankengeheimnis

73 % der Befragten wollen das Bankengeheimnis in der heutigen Form
behalten. Ablehnung findet sich am ehesten in jüngeren und
gesellschaftskritischen Segmenten. Eine bedeutende Wissenslücke besteht
bezüglich der in jüngster Zeit verstärkten Massnahmen gegen Missbräuche
des Banken-geheimnisses. 60 % gaben an, darüber nicht im Bilde zu sein
(14 % weiss nicht/keine Antwort). Häufig wird (zu Unrecht) vermutet, das
Bankengeheimnis schütze auch den kriminellen Bereich.

Schweiz im internationalen Vergleich unterschätzt

Eine relative Mehrheit glaubt, dass die Steuerbelastung in der Schweiz
(Bund, Kantone, Gemeinden und Sozialversicherungsbeiträge) höher sei als
im Schnitt der EU-Länder. Die Tatsache, dass die Schweiz sowohl im
Vergleich zum EU-Schnitt als auch im Vergleich zu den Nachbarländern ein
attraktiv tiefes Steuerniveau aufweist, ist nur gerade einem Fünftel der
Bevölkerung bewusst. Trotzdem wird ein allfälliger EU-Beitritt mit einem
Anstieg der Steuerbelastung gleichgesetzt.

Zur EFD-Umfrage

Das EFD erhebt regelmässig den Wissensstand der Bevölkerung über
finanzpolitische Kennzahlen und Zusammenhänge. Dabei werden vorwiegend
Wissensfragen und vereinzelt Einstellungs-fragen gestellt, um
festzustellen, ob die zur Beurteilung der Finanzpolitik nötigen Fakten
ausreichend kommuniziert wurden. Die repräsentative demoskopische
Analyse wurde im Auftrag des EFD vom Institut DemoSCOPE im Frühling 1999
durchgeführt und (in Verbindung mit der PKS-Studie (Psychologisches
Klima der Schweiz) von DemoSCOPE) im Frühsommer von Dualis ausgewertet.
Es wurden 1'000 Personen aus der deutsch- und französischsprachigen
Schweiz erfasst. Der Tessin wurde nicht erfasst, weil frühere Resultate
die Anforderungen an die Repräsentativität nicht erfüllt hatten.

EIDG. FINANZDEPARTEMENT
Presse- und Informationsdienst

Auskünfte:  Daniel Eckmann, Delegierter für Kommunikation des EFD, Tel.
031 322 63 01 -
bei Bedarf werden die Resultate heute um 09.30, im Zimmer 30 im
Bernerhof,
präsentiert (bitte telefonisch anmelden unter der Nr. 031 322 60 33).

Auf unserer Website http://www.efd.admin.ch finden Sie in der Rubrik
”Hot Spot” jeweils weiterführende Links zu den aktuellen
Pressemitteilungen.

6.8.1999