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Der Zivilschutz im Grosseinsatz

3003 Bern, 20. Juli 1999

Presserohstoff

Lawinenwinter: Kein Schnee von gestern
Der Zivilschutz im Grosseinsatz

Der Lawinenwinter 1999 und die voraussichtlich bis Ende September dauernden
Aufräum- und Instandstellungsarbeiten bescherten dem Schweizer Zivilschutz
den bisher grössten Ernstfalleinsatz seiner Geschichte. Dafür wurden schon
45‘000 Personentage beansprucht. Weitere 20'000 Einsatztage sind noch
geplant. Das Ereignis zeigte auf eindrückliche Weise, wie nützlich eine
Zivilschutz-organisation in einer Gemeinde sein kann, wenn diese plötzlich
für längere Zeit von der Aussenwelt abgeschnitten wird. Dieses ist nur eine
der Erkenntnisse, die das Bundesamt für Zivilschutz und die kantonalen
Partner aus dem Lawinenwinter gezogen haben.

Das Ereignis “Lawinenwinter 1999” war für schweizerische Verhältnisse ein
sehr grossflächiges Ereignis, waren doch fast alle Bergkantone davon
betroffen. Einmal mehr zeigte sich, wie zweckmässig das schweizerische
System der Bewältigung ausserordentlicher Lagen funktioniert. In unserem
Land werden Schadenereignisse und Notlagen “von unten nach oben” bewältigt,
d.h. die Gemeinden versuchen die Situation zuerst innerhalb ihres Gebietes
zu meistern und greifen erst dann auf Mittel der Nachbargemeinden oder des
Kantons zurück, wenn sie durch das Ereignis überfordert sind. Der Kanton
wiederum kann Bundesmittel (vor allem diejenigen der Armee) anfordern, wenn
er durch das Ereignis insgesamt oder in einzelnen Bereichen überfordert sein
sollte. Gerade die Tatsache, dass die meisten der betroffenen Gemeinden über
eine eigene Zivilschutzorganisation verfügen, machte sich im vergangenen
Winter bezahlt. Nachdem diese Gemeinden nämlich durch Lawinen oder
vorsorgliche Strassensperrungen von der Aussenwelt abgeschnitten und oft nur
noch auf dem Luftweg versorgt werden konnten, verblieben die örtlichen
Zivilschutzorganisationen als einziges nachhaltiges Mittel in den Händen der
Gemeindebehörden.

Zivilschutzanlagen spielten wichtige Rolle
Obwohl die Zivilschutzformationen der betroffenen Kantone und Gemeinden in
der sogenannten Akutphase (also während den eigentlichen Lawinenwochen)
unterschiedlich zum Einsatz kamen, d.h. je nach der örtlichen Gefährdung und
den Bedürfnissen, standen doch eindeutige Schwerpunktaufgaben im
Vordergrund. Es ging für den Zivilschutz in erster Linie darum bekannte
Lawinenhänge zu beobachten, Verbindungswege frei zu machen, die regionalen
und Gemeindeführungsstäbe mit Personal zu verstärken, Evakuierungen zu
planen und durchzuführen sowie die Versorgung innerhalb von abgeschnittenen
Tälern oder Gemeinden sicher zu stellen. Die Evakuierung und Betreuung von
gefährdeten Bevölkerungsgruppen sowie Touristen in Zivilschutzanlagen
beanspruchte verschiedene Zivilschutzorganisationen sehr stark. Generell
erwiesen sich die Zivilschutzanlagen als äusserst zweckmässig. Bei dieser
Gelegenheit zeigte sich einmal mehr, dass Schutzräume nicht nur bei
kriegerischen Ereignissen von Nutzen sein können. Insgesamt standen während
dieser Akutphase in 16 Kantonen rund 4'000 Angehörige des Zivilschutzes im
Einsatz.

Schweizerische Solidarität spielte
Mit dem Abklingen der Lawinengefährdung begannen die
Zivilschutzverantwortlichen in den betroffenen Kantonen mit der Planung der
Aufräum- und Instandstellungsarbeiten. Da der grösste Teil der Arbeiten erst
nach der Schneeschmelze, also ab ca. Mitte Mai in Angriff genommen werden
konnte, ergab sich eine willkommene Zeitspanne, um die Ausbildungs- und
Einsatzpläne Hunderter von Zivilschutzorganisationen in der Schweiz zu
ändern oder den neuen Gegebenheiten anzupassen. Hier war grosse Flexibilität
gefragt. Beim Bundesamt für Zivilschutz in Bern wurde eine
“Koordinationsstelle Lawinen und Hochwasser” eingerichtet. Diese stimmte die
Hilfsbegehren betroffener Gemeinden und Kantonen mit
Zivilschutz-Hilfsangeboten von nicht Betroffenen ab. Die Solidarität
spielte! Besonders die Kantone Bern, Wallis, Graubünden, Uri und Glarus
konnten Hilfe von Zivilschutzformationen aus dem Mittelland, vorwiegend aus
den Kantonen Aargau, Solothurn, Zürich, Luzern, Fribourg und Waadt, in
Anspruch nehmen. Der nicht motorisierte Zivilschutz durfte für die
bisherigen “Lawinen-Einsätze” auf 200 geländegängige Fahrzeuge der Armee
zurückgreifen.

Zum Aufräumen werden viele Hände gebraucht
Der Zivilschutz leistete bisher 45'000 Personentage im Zusammenhang mit dem
Lawinenwinter 1999. Eine Umfrage des Bundesamtes für Zivilschutz bei den
Kantonen hat ergeben, dass für die zweite Hälfte dieses Jahres noch einmal
20'000 Zivilschutz-Einsatztage in den von Lawinen geschädigten Gebieten
geplant sind. Die Einsätze im Zusammenhang mit den Aufräum- und
Instandstellungsarbeiten und die Schadenbilder gleichen sich. Es werden vor
allem viele Hände gebraucht. Meistens lassen sich die Schäden nicht alleine
mit Maschinen beheben. Oftmals treffen Zivilschutzangehörige auf völlig mit
Geröll und Holz übersähte Bergweiden. Diese müssen mit erster Priorität
gesäubert und in vielen Fällen neu angesäht werden. Viele
Zivilschutz-organisationen wurden zudem eingesetzt, um zerstörte Forst- und
Landwirtschaftswege zu reparieren oder Bergbäche zu säubern. Auch bei den
grossen Schuttkegeln der niedergegangenen Lawinen standen Angehörige des
Zivilschutzes, meistens zusammen mit anderen Partnerorganisationen
(Feuerwehren oder Armeeformationen) und zivilen Mitteln im Einsatz.

Bewährungsprobe bestanden
Mit den Lawinen, den nachfolgenden Aufräum- und Instandstellungsarbeiten
sowie dem Einsatz beim Hochwasser im Mai oder im Bereich der
Flüchtlingsbetreuung hat der Zivilschutz eine grosse Bewährungsprobe
erfolgreich bestanden. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres sind in der
Schweiz 450 Zivilschutzorganisationen (rund einen Viertel aller
Zivilschutzorganisationen) mit einem oder mehreren Ernstfalleinsätzen
konfrontiert worden.

 EIDGENÖSSISCHES DEPARTEMENT FÜR VERTEIDIGUNG,  BEVÖLKERUNGSSCHUTZ UND SPORT
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