Risikomanagement hat sich bewährt
MEDIENMITTEILUNGZwischenbericht Lawinenwinter 1999Risikomanagement hat sich bewährtLawinenverbauungen
und Schutzwälder haben der ausserordentlichen Situation im Februar 1999 standgehalten.
Die Gefahrenkarten haben sich bewährt und müssen nur in Einzelfällen angepasst werden.
Im Bereich der Gefahrenerkennung, der Lawinenwarnung und der Informationsflüsse
sind noch Verbesserungen möglich. Dies ist das Fazit einer wissenschaftlichen Ereignisanalyse
über den Lawinenwinter 1999. Das Eidgenössische Institut für Schnee- und Lawinenforschung
(SLF) hat im Auftrag des Bundes einen Zwischenbericht über den Lawinenwinter 1999
erstellt. Die Bilanz: Der in den letzten Jahrzehnten praktizierte Lawinenschutz
hat sich auch im Ausnahmewinter 1999 grundsätzlich bewährt. Das Zusammenspiel von
Gefahrenerkennung, Frühwarnung, Schutzbauten, Schutzwald, Gefahrenkarten und Schadensbehebung
bei Lawinenniedergängen hat funktioniert. Während der Lawinenperiode von 1951, als
der Alpenraum noch viel weniger stark touristisch erschlossen war, kamen 95 Menschen
ums Leben. Im Februar 1999 gab es 17 Todesopfer. Auch die Zahl der beschädigten
Häuser war diesmal tiefer als 1951.Der Lawinenschutz kann aber vor allem im organisatorischen
Bereich noch verbessert werden:- Verkehrswege: Mit örtlich und zeitlich präziseren
Lawinenprognosen könnte die Dauer von Strassensperrungen reduziert werden. Die
künstliche Auslösung von Lawinen ist grundsätzlich zu prüfen, Entscheidungsgrundlagen
dazu müssen erarbeitet werden. Eine absolute Wintersicherheit für Verkehrswege
ist aber nicht möglich.- Die Lawinenwarnung mit regionalen Lawinenbulletins sollte
noch weiter ausgebaut und auf alle Alpenregionen ausgedehnt werden. In Zukunft
sollen auch vermehrt computergestützte Prognose- und Warnsysteme eingesetzt werden.
Das von Bund und Kantonen in Angriff genommene Konzept "Lawinenwarnung CH-2000"
mit einer Kombination von nationaler, regionaler und lokaler Lawinenwarnung muss
vorangetrieben werden.- Der Informationsfluss zwischen Lawinendiensten, Führungsstäben,
Tiefbauämtern, Medien und Tourismusorganisationen kann noch verbessert werden.-
Regionale und lokale Sicherheitsverantwortliche sollten zu Experten für Naturgefahren
ausgebildet werden.- Für die Planung von touristischen Transportanlagen braucht
es Leitlinien, die das Naturgefahrenrisiko berücksichtigen.- Langfristig muss
der Schutzwald kontinuierlich gepflegt und gezielt verjüngt werden.- Lawinenverbauungen
müssen instand gehalten und wo nötig verbessert werden.Kein hundertprozentiger Schutz
möglichDass es trotz der guten Schutzmassnahmen zu beträchtlichen Schäden gekommen
ist, dürfte darauf zurückzuführen sein, dass sich das Risiko in gewissen Bereichen
vergrössert hat. Die Verkehrswege und das Strom- und Telefonnetz wurden in den letzten
Jahrzehnten massiv ausgebaut. Damit hat auch deren Verletzlichkeit zugenommen. Ein
vollständiger Schutz vor Lawinen wird aus technischen, wirtschaftlichen und ökologischen
Gründen nicht möglich sein. Vielmehr gilt es, sich darüber zu einigen, wieviel Schutz
wir zu welchem Preis wollen. Lawinen als Beispiel für den Umgang mit anderen NaturgefahrenDie
Präventionsmassnahmen gegen Lawinen umfassen Vorhersage, Raumplanung sowie Schutzbauten
und Schutzwald, was unter dem Begriff "Integrales Risikomanagement" zusammengefasst
wird. Damit konnte ein recht hoher Sicherheitsstandard erreicht werden. Diese im
Lawinenschutz seit Jahren erprobte Philosophie des Integralen Risikomanagements
sollte deshalb in Zukunft auch auf den Umgang mit anderen Naturgefahren (z.B. Hochwasser,
Murgänge) übertragen werden. Der abschliessende Bericht zu den Lawinenereignissen
wird Ende Jahr vorliegen. Er wird eine Zusammenstellung der direkten und indirekten
Schäden enthalten und den Handlungsbedarf für die Zukunft formulieren.Bern, 20.
Juli 1999Bundesamt für Umwelt, Wald und LandschaftInformationsdienstAuskunft- Walter
Ammann, Leiter Eidgenössisches Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF),
Tel. 01 739 22 06, 081 417 02 31- Andrea Semadeni, Stv. Direktor Eidg. Forstdirektion,
Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL), Tel. 031 324 77 82, Fax 031
324 78 66Publikationen- Ereignisanalyse des Lawinenwinters 1999, Zwischenbericht,
Davos, Juni 1999.