Expertenbericht: Externe Gesundheitskosten durch verkehrsbedingte Luftverschmutzung - eine Dreiländerstudie von Oesterreich, Frankreich und der Schweiz - Presserohstoff
PRESSEROHSTOFFZusammenfassungIm Rahmen der im Juni 1999 in London stattfindenden
WHO Ministerkonferenz für Umwelt und Gesundheit, wurde für den Themenbereich Verkehr,
Umwelt und Gesundheit ein tri-laterales Forschungsprojekt in Österreich, Frankreich
und der Schweiz durchgeführt. Aufgrund eines gemeinsamen, methodischen Rahmenwerkes
wurden die verkehrsbedingten Gesundheitskosten der Luftverschmutzung für die drei
Länder ermittelt.EinleitungUmfeldZusätzlich zu den positiven Wirkungen auf Wachstum
und Prosperität der nationalen Wirtschaft und der wichtigen Rolle bei der Befriedigung
individueller Bedürfnisse nach Mobilität, verursacht der motorisierte Strassenverkehr
auch negative Folgen: Unfälle, Lärm, Luftverschmutzung, Beeinträchtigung der Gesundheit,
Ernteausfällen in der Landwirtschaft, Staukosten, etc.In den vergangenen 10 bis
20 Jahren konnte eine zunehmende Sensibilität für diese negativen Auswirkungen des
Verkehrs beobachtet werden. Immer mehr Leute werden von Stau, Luftverschmutzung
und Lärm betroffen, und die Auswirkungen auf die Gesundheit und Wohlfahrt, die Natur
und die Gebäude und die dadurch verursachten materiellen und immateriellen Kosten
sind beträchtlich. Bei diesen Kosten handelt es sich überwiegend um externe Kosten,
die von den Verursachern (motorisierten Verkehrsteilnehmern) nicht getragen sondern
statt dessen auf die Allgemeinheit abgewälzt werden. Externe Kosten sind für die
Volkswirtschaft problematisch, da sie nicht in die Marktpreise einfliessen. Dieser
Umstand führt zu falschen Signalen und Fehlentscheidungen der Marktteilnehmer, wodurch
sich die Verschwendung von knappen und lebensnotwendigen Ressourcen (saubere Luft,
Ruhe, sauberes Wasser, etc.) erhöht. So verhalten sich die Verkehrsteilnehmer, als
wenn diese Kosten nicht existieren würden, nur weil diese nicht von ihnen bezahlt
werden müssen. Unter Berücksichtigung der externen Kosten lägen bei einer Reihe
von Fahrten die Gesamtkosten höher als der gesamte Nutzen, und sie würden folglich
unterlassen, wenn der Verursacher für alle externen Kosten selbst aufkommen müsste.
Um der Verschwendung knapper Ressourcen Einhalt zu gebieten, muss der Staat eingreifen,
zum Beispiel indem er der sauberen Luft sowie anderen Umweltgütern einen Preis gibt
und die Kosten der negativen Effekte des motorisierten Strassenverkehrs den Verursachern
anlastet (Internalisierung der externen Kosten).Eine derartige Umwelt- und Verkehrspolitik
setzt die Kenntnis über die negativen Auswirkungen des motorisierten Strassenverkehrs
und die Quantifizierung der damit verbundenen Kosten voraus. Im vorliegenden Projekt
wird ein wichtiger Teil der externen Kosten des Strassenverkehrs, nämlich die negativen
Auswirkungen der verkehrsbedingten Luftverschmutzung auf die menschliche Gesundheit
erfasst und in Geldeinheiten bewertet. Ziel Die Quantifizierung der luftverschmutzungsbedingten
Gesundheitskosten des Strassenverkehrs bildete den Inhalt eines gemeinsamen Forschungsprojektes
von Österreich, Frankreich und der Schweiz. Ziel war es, ein gemeinsames, methodisches
Rahmenwerk für die Ermittlung vergleichbarer Resultate der drei Länder zu entwickeln.
Innerhalb der gemeinsamen Methodik wurden einzelne länderspezifische Bedingungen
berücksichtigt (Datenverfügbarkeit, Gesundheitssystem, etc.). Die Resultate dieser
Zusammenarbeit bilden einen Beitrag für die im Juni 1999 in London stattfindende
dritte WHO Ministerkonferenz für Umwelt und Gesundheit.Das vorliegende Forschungsprojekt
basiert auf einem interdisziplinären Ansatz der Fachbereiche Lufthygiene, Epidemiologie
und Ökonomie. Das trinationale Team hat sich zu wesentlichen Teilen auf die Methodik
abgestützt, welche die Schweizer Projektmitglieder für ein nationales Projekt 1996
entwickelten. Die Aufgaben dieser drei Teilbereiche lassen sich wie folgt zusammenfassen:
1. Lufthygiene: Ermittlung der (strassenverkehrsbedingten) Schadstoffbelastung
der Bevölkerung (Exposition)In den drei Ländern Österreich, Frankreich und Schweiz
wurde die Belastung der Wohnbevölkerung durch feine, luftgetragene Staubpartikel
(PM10) ermittelt. Die Resultate wurden nach Konzentrationsklassen ausgewiesen, wobei
die verkehrsbedingte Exposition speziell ausgeschieden wurde.2. Epidemiologie: Ermittlung
des Verhältnisses zwischen der Schadstoffexposition und der Beeinträchtigung
der GesundheitDer Bereich Epidemiologie untersucht das Verhältnis zwischen der Luftbelastung
und der Gesundheit. In diesem Schritt wird für jede Expositionsklasse die Anzahl
zusätzlicher, durch die Luftbelastung bedingter Krankheitsfälle und vorzeitige Todesfälle
ermittelt. Grundlage für diese Analyse bilden sowohl die Ergebnisse aus internationalen
als auch aus schweizerischen epidemiologischen Forschungsprojekten.3. Ökonomie:
Ermittlung der strassenverkehrsbedingten Gesundheitseffekte und deren KostenAusgehend
von der epidemiologischen Expositions-Wirkungs-Beziehung und der Schadstoffexposition
der Bevölkerung wird die Gesamtzahl der dem Verkehr zurechenbaren Mortalitäts- und
Morbiditätsfälle in den Ländern Österreich, Frankreich und Schweiz für das Jahr
1996 ermittelt. Je nach Art des Gesundheitseffektes werden für die Monetarisierung
verschiedene Kostensätze verwendet, welche die materiellen und immateriellen Komponenten
enthalten. Das gemeinsame, methodische Rahmenwerk der drei wissenschaftlichen Fachbereiche
und die empirischen Resultate zur Schadstoffexposition, zu den verkehrsbedingten
Gesundheitseffekten und zu der monetären Bewertung werden in drei technischen Berichten
im Detail vorgestellt.Resultatea) LuftverschmutzungAls Indikator für die Luftverschmutzung
in urbanen Regionen stützte sich die Untersuchung auf die Exposition mit PM10 (Feinstaubpartikel
mit einem Durchmesser bis 10 ?m). Die Forschung der letzten Jahre zeigt, dass sich
gesundheitliche Auswirkungen der Luftverschmutzung besonders deutlich mit der Feinstaubbelastung
erklären lassen. In Österreich, Frankreich und der Schweiz resultiert eine ähnliche
Exposition der Bevölkerung mit PM10. Dies betrifft insbesondere den Verkehrsanteil
(Tabelle 1).Tabelle 1: PM10-Exposition in Österreich, Frankreich und der Schweiz
(bevölkerungsgewichteter Jahresdurchschnitt)PM10 Konzentrationin ug/m3 (Jahresmittel)
Österreich Frankreich SchweizTotal PM10
26.0 23.5 21.4Verkehrsbedingtes PM10 8.0
8.9 7.4Gemittelt über die gesamte Bevölkerung beträgt
der Verkehrsanteil an der PM10-Belastung ungefähr ein Drittel. In den Städten liegt
der Anteil jedoch höher (bei rund 50 %).b) GesundheitseffekteIn der vorliegenden
Studie wurden die folgenden Krankheitsindikatoren ausgewählt: Gesamtmortalität (Ermittlung
aufgrund von Kohortenstudien), Hospitalisation wegen Atemwegserkrankungen, Hospitalisation
wegen kardiovaskulärer Erkrankungen, chronische Bronchitis bei Erwachsenen, akute
Bronchitis bei Kindern, Tage mit eingeschränkter Aktivität bei Erwachsenen, Asthma-Attacken
bei Erwachsenen und Kindern. Nach Möglichkeit wurden also Kurz- und Langzeiteffekte
berücksichtigt. Allerdings mussten sich überschneidende Krankheitsindikatoren ausgeschlossen
werden, um Doppelzählungen bei der ökonomischen Bewertung zu vermeiden.Für jeden
Krankheitsindikator wurden Effektschätzer aus der epidemiologischen Literatur ermittelt.
Der Effektschätzer ist das Mass für die quantitative Veränderung eines Krankheitsindikators
pro Einheit Schadstoffbelastung (als Ausdruck der Beziehung zwischen Exposition
und Wirkung) und stellt eine Schlüsselkomponente zur Bestimmung der Gesundheitseffekte
dar. Damit konnte für jeden Krankheitsindikator das mittlere relative Risiko für
die entsprechende Schadstoffbelastung berechnet und mit den nationalen Bezugsmengen
verknüpft werden. Dabei ergaben sich für die drei Länder Österreich, Frankreich
und die Schweiz für jeden Krankheitsindikator im Jahre 1996 die folgenden Resultate
(Tabelle 2):Tabelle 2: Luftschadstoffbedingte Gesundheitseffekte in Österreich,
Frankreich und der Schweiz (1996)Indikator Zusätzliche, luftschadstoffbedingte
Fälle oder Tage der gesamten Luftbelastung anrechenbar der verkehrsbedingten
Luftbelastung
anrechenbar Österreich Frankreich Schweiz Österreich
Frankreich SchweizLangzeit-Sterblichkeit (Erwachsene >30 Jahre) 5'576
31'692 3'314 2'411 17'629 1'762
3'370-7'813 19'202-44'369 1'986-4'651 1'457-3'378 10'681-24'680 1'056-2'472Hospitalisierung
infolge Atemwegserkrankung, (alle Altersklassen) 3'399 13'796
1'308 1'470 7'674 694 358-6'456 1'491-26'286
138-2'488 155-2'792 829-14'622 73-1'320Hospitalisierung infolge kardiovaskulärer
Erkrankung, alle (Altersklassen) 6'695 19'761 2'979 2'895
10'992 1'580 3'489-9'960 10'440-29'362 1'544-4'425
1'509-4'307 5'807-16'333 819-2'348 Chronische Bronchitis, Inzidenz (Erwachsene
>25 Jahren) 6'158 36'726 4'238 2'663 20'429
2'248 552-12'241 3'262-73'079 374-8'436 239-5'293
1'814-40'650 199-4'475Bronchitis (Kinder< 15 Jahren) 47'652 450'218
45'446 20'606 250'434 24'109 21'008-86'090
198'450-813'562 20'029-82'121 9'085-37'228 110'388- 10'626-
452‘544 43‘565Tage
mit Aktivitätsein-schränkung (Erwachsene >20 Jahre) 3'106'544 24'579'872
2'762'682 1'343'371 13'672'554 1'465'600 2'615'175-
20'692'055- 2'325'‘699- 1'130'886- 11'509'956- 1'233'782-
3'604'519 28'519'982 3'205'536 1'558'711 15'864'240 1'700'534Asthmatiker:
Asthma-Attacken (Kinder <15 Jahre; Personen-Tage) 34'665 242'633
23'637 14'990 134'965 12'539 21'321-
149'141- 14'532- 9'220- 82'960- 7'709-
48'174 337'151 32'850 20'832 187'540
17'427Asthmatiker: Asthma-Attacken (Erwachsene >15 Jahre; Personen-Tage) 93'619
577'174 62'593 40'484 321'053 33'205
45'594- 281'130- 30'490- 19'716- 156'378-
16'175- 142'598 879'091 95'345 61'664
488'994 50'580Alle luftschadstoffbedingten Gesundheitseffekte werden nur
für jene Altersgruppen ermittelt, die in den epidemiologischen Untersuchungen berücksichtigt
wurden. Ausserdem werden nur die gesundheitlichen Folgen für Belastungen ab 7.5
ug/m3 PM10 ausgewiesen. Dies entspricht der niedrigsten mittleren Belastung von
Bevölkerungsgruppen, die an epidemiologischen Studien teilgenommen haben. 1996 verursachte
die Luftverschmutzung in Österreich rund 5'600 Fälle, in Frankreich rund 32 000
Fälle und in der Schweiz rund 3 300 Fälle vorzeitiger Mortalität. Verkehrsbedingt
sind davon in Österreich rund 2'400 Fälle, in Frankreich rund 17'600 Fälle und in
der Schweiz rund 1'800 Fälle (Die Wohnbevölkerung 1996 beträgt in Österreich 8.06
Mio., in Frankreich 58.26 Mio. und in der Schweiz 7.08 Mio.).Gemäss den epidemiologischen
Untersuchungen wurde die vorzeitige Sterblichkeit der Erwachsenen ab 30 Jahren ermittelt.
Der in neusten Arbeiten beobachtete Zusammenhang zwischen Schadstoffbelastung und
Säuglingssterblichkeit wurde somit nicht berücksichtigt. Bei den Krankheitsfällen
durch verkehrsbedingte Luftverschmutzung, weist in allen drei Ländern die akute
Bronchitis bei Kindern (bis und mit 15 Jahren) die höchste Fallzahl aus. Rund 21'000
Fälle in Österreich, rund 250'000 Fälle in Frankreich und rund 24'000 Fälle in der
Schweiz sind 1996 der Luftverschmutzung durch den motorisierten Strassenverkehr
anzulasten.An zweiter Stelle steht die chronische Bronchitis der Erwachsenen (Inzidenz
= im Beobachtungsjahr neu auftretende Fälle). In Österreich wurden rund 2'700 Fälle,
in Frankreich rund 20'400 Fälle und in der Schweiz rund 2'200 Fälle aufgrund verkehrsbedingter
Luftverschmutzung ermittelt.In allen drei Ländern wurde eine hohe Anzahl zusätzlicher
Tage mit eingeschränkter Aktivität für Erwachsene ab 20 Jahren ermittelt. Für das
Jahr 1996 sind in Österreich rund 1,3 Millionen Tage, in Frankreich rund 13.7 Millionen
Tage und in der Schweiz rund 1.5 Millionen Tage eingeschränkter Aktivität der verkehrsbedingten
Luftverschmutzung zuzurechnen.Wie sich bei der monetären Bewertung zeigt, sind die
vorzeitige Sterblichkeit, die Inzidenzfälle chronischer Bronchitis und die hohe
Anzahl der Tage mit eingeschränkter Aktivität besonders relevant für die Höhe der
Gesamtkosten. c) Monetäre BewertungIm gemeinsamen, methodischen Rahmenwerk wurde
für die monetäre Bewertung der Ansatz der Zahlungsbereitschaft gewählt. Bei diesem
Ansatz werden die Gesundheitskosten anhand des monetären Betrages bestimmt, den
die der Luftbelastung ausgesetzten Personen für eine Verminderung des Gesundheitsrisikos
zu zahlen bereit wären. Der Ansatz stützt sich auf die theoretischen Grundlagen
der Wohlfahrtsökonomie ab, welche besagt, dass die Kosten der Gesundheitsschäden
den individuellen Nutzeneinbussen der betroffenen Personen entsprechen.Die Zahlungsbereitschaft
für das verkehrsbedingte Krankheitsrisiko der Luftverschmutzung, umfasst die materiellen
Kosten für ambulante und/oder stationäre medizinische Behandlung, den Produktions-
oder Konsumausfall sowie die immateriellen Kostenkomponenten für Schmerzen, Leid,
Angst und den Verlust an Lebensfreude und Lebensqualität. Die Kostenfaktoren wurden
aus der neuesten ökonomischen Fachliteratur ermittelt. Für die vorzeitige Mortalität
belaufen sich die neuesten empirischen Zahlungsbereitschaftswerte für die Verminderung
tödlicher Strassenverkehrsunfälle auf 1.4 Millionen Euro. Dieser Wert wurde auf
0.9 Millionen Euro reduziert, um damit der geringeren Zahlungsbereitschaft der im
Schnitt älteren Opfer der luftschadstoffbedingten Mortalität Rechnung zu tragen
(Tabelle 3).Tabelle 3 Durch die Luftverschmutzung bedingte Gesundheitskosten in
Österreich, Frankreich und der Schweiz nach dem Zahlungsbereitschafts-Ansatz* 1996
in Millionen Euro (in Mio. SFr.) Österreich
Frankreich Schweiz Kosten der Verkehrs- Kosten
der Verkehrs- Kosten der Verkehrs- gesamten bedingte
gesamten bedingte gesamten bedingte Luftbe-
Luftbe- Luftbe- Luftbe- Luftbe- Luftbe- lastung
lastung lastung lastung lastung lastungMortalitäts-kostenMio.
EUR(In Mio. SFr.)** 5'019 2'170 28'523 15'866
2'983 1'586 3'033-7'031 1'311-3'041 17'282-39'932 9'613-22'212
1'787-4'186 950-2'225 (8'131) (3'515) (46'207) (25'703)
(4'832) (2'569)Morbiditäts-kostenMio. EUR(In Mio SFr.) 1'669
722 10'335 5'749 1'188 630 396-3'044
171-1'316 2 760-18'537 1 535-10'311 314-2'134 167-1'132
(2'704) (1'170) (16'743) (9'313) (1'925) (1'020)Total
KostenMio. EUR (In Mio SFr.) 6'687 2'892 38'858 21'615
4'170 2'216 3'429-10'075 1'483-4'357 20'042-58'469 11'148-32'523
2'101-6'319 1'117-3'357 (10'833) (4'685) (62'950) (35'016)
(6'755) (3'590) * Zahlungsbereitschaft pro verhinderten, vorzeitigen
Todesfall = 0.9 Mio. EUR**Umrechnung: 1 Euro=1.62 SFr.Alle drei Länder zusammen
verzeichnen luftschadstoffbedingte Gesundheitskosten von rund 49'700 Mio. Euro (80'500
Mio. SFr.), wovon rund 26'700 Mio. Euro (43'250 Mio. SFr.) dem motorisierten Verkehr
zuzurechnen sind. Bei ähnlicher Bevölkerungsgrösse fallen die Kosten in Österreich
und der Schweiz in etwa gleich aus. In jedem der drei Länder dominieren die Kosten
der vorzeitigen Mortalität, da sie über 70% der Gesamtkosten bestimmen. Diese weitgehende
Übereinstimmung der Ergebnisse kann aufgrund des gemeinsamen methodischen Vorgehens
und der ähnlichen sozio-ökonomischen, epidemiologischen und ökologischen Bedingungen
in den drei Nachbarstaaten nicht erstaunen. Bei den Kosten der Morbidität fallen
in allen drei Ländern zusammen die höchsten Kosten bei der chronischen Bronchitis
(70%) an, gefolgt von den Kosten für die zusätzlichen Tage eingeschränkter Aktivität
(22%). Für chronische Bronchitis ist die Zahlungsbereitschaft hoch - pro Fall 209'000
Euro (338'600 SFr.), weil diese Krankheit einen schlechten Gesundheitsstatus mit
sich bringt und für den Kranken weitreichende Einschränkungen des Wohlbefindens
bedeutet. Bei den Tagen eingeschränkter Aktivität liegt die Zahlungsbereitschaft
mit 94 Euro (152 SFr.) relativ tief, jedoch führt deren hohe Anzahl (für alle drei
Ländern insgesamt rund 30'450'000 Personen-Tage) zu hohen Kosten. Vergleicht man
die luftschadstoffbedingten Kosten pro Kopf der Bevölkerung (Grafik 4), liegen die
Werte der drei Länder in einer ähnlichen Bandbreite von 425-1'250 EUR (689-2'025
SFr. ) pro Person in Österreich, bei 344-1'004 EUR (557-1'626 SFr.) pro Person in
Frankreich und 297-892 EUR (481-1'445 SFr.) pro Person in der Schweiz.Die pro Kopf
berechneten Gesundheitskosten der verkehrsbedingten Luftbelastung, liegen noch näher
beieinander: Die Bandbreite liegt bei 184-541 EUR (298-876 SFr.) in Österreich,
191-588 EUR (309-953 SFr.) in Frankreich und bei 158-474 EUR (256-768 SFr.) in der
Schweiz. Grafik 4 Gesundheitskosten der Luftverschmutzung pro Kopf (1996)(Die Grafik
kann aus technischen Gründen nicht angezeigt werden.)Die Sensitivität der vorliegenden
Resultate wird von allen drei wissenschaftlichen Bereichen beeinflusst: Von der
Ermittlung der Schadstoffexposition mit PM10, von den der Luftverschmutzung zurechenbaren
Gesundheitseffekten und von deren monetärer Bewertung. Soweit in den drei Fachbereichen
Lufthygiene, Epidemiologie und Ökonomie Annahmen zur Ermittlung der Kosten erforderlich
waren, wurde, wo immer möglich, dem Prinzip des "Mindest-Ansatzes" gefolgt. Die
so auf einem gemeinsamen, methodischen Rahmenwerk basierenden Gesundheitskosten
stellen aus mehreren Gründen eine konservative Schätzung der wirklichen Kosten dar:-
verschiedene, durch die PM10 Belastung ausgelöste Gesundheitseffekte sind in der
vorliegenden Studie aufgrund ungenügender Datenbasis nicht berücksichtigt worden
(z.B. Lungenkrebs, Kindersterblichkeit), - zusätzliche Gesundheitseffekte anderer
Schadstoffe (z.B. Ozon) wurden nicht berücksichtigt,- bei der monetären Bewertung
wurde generell mit vorsichtigen Kostenfaktoren gerechnet.Die Resultate für die Schweiz
(Gesundheitseffekte) liegen in derselben Bandbreite der 1996 publizierten nationalen
Studie. Die Abweichungen erklären sich durch die Anpassungen in der Methodik. Dies
war notwendig, da einerseits neuere Daten vorlagen und andererseits ein tri-national
vergleichbares Vorgehen bezweckt wurde.Die zuhanden der 1999 in London stattfindenden
WHO Ministerkonferenz für Umwelt und Gesundheit ausgearbeitete Charta für Verkehr,
Umwelt und Gesundheit bezeichnet als primäres Ziel, die Schaffung eines bezüglich
der Umwelt und der Gesundheit nachhaltigen Verkehrssystems. Die Ergebnisse der vorliegenden
Studie weisen auf die grosse Bedeutung der (strassenverkehrsbedingten) Luftverschmutzung
für die menschliche Gesundheit hin und unterstreichen damit die Notwendigkeit einer
konsequenten Durchsetzung des Verursacherprinzips wie auch einer einheitlichen europäischen
Erfassungsmethode.Vordringlich ist die Einführung einer standardisierten Methodik
und Technik zur periodischen Erfassung der Schadstoffexposition der Bevölkerung
und deren Gesundheitszustand nötig, damit in den Europäischen Ländern ein vergleichbares
Beobachtungs-System errichtet werden kann. Parallel dazu müssen die periodischen
Resultate über die luftschadstoffbedingten Gesundheitseffekte in die allgemeinen
Gesundheits- und Umweltverträglichkeitsprüfungen und in die nationalen Rechnungssysteme
(z.B. die Verkehrsträgerrechnung) integriert werden. Sie sollten im Einzelfall auch
für die Kosten-Nutzen Analysen von spezifischen Projekten beigezogen werden. Schliesslich
ist die Förderung der verschiedenen Informationssysteme anzustreben, weil damit
solide Grundlagen für die politische Durchsetzung des Verursacherprinzips geschaffen
werden (z.B. durch die Umgestaltung der Steuer- und Abgabensysteme). Die Reduktion
der vorzeitigen Sterblichkeit und der Krankheitsfälle durch die Verringerung der
Luftverschmutzung und die damit verbundenen, langfristigen Kosteneinsparungen, bilden
hierbei das oberste Ziel. BerichteFolgende Berichte sind in englischer Sprache verfügbar:-
Seethaler: Synthesebericht: Health Costs due to Road Traffic-related Air Pollution;
An Impact assessment project of Austria, France and Switzerland, Synthesis Report;
EDMZ-Nr. 801.633e- Filliger et al: Technischer Bericht Lufthygiene: PM10 Population
Exposure; EDMZ-Nr. 801.630e- Künzli et al: Technischer Bericht Epidemiologie: Air
Pollution Attributable Cases; EDMZ-Nr. 801.631e- Sommer et al: Technischer Bericht
Ökonomie: Economic Evaluation; EDMZ-Nr. 801.632eAlle Berichte sind auf der Homepage
der WHO erhältlich: http://www.who.dk.